Die Geschichte hinter Ulysses

„Speakers’ Corner“: Ulysses, Markdown für die Massen

Vom Außenseiter zum Trendsetter mit Apple Design Award: Die Entwicklung des Schreibprogramms Ulysses zeigt, dass Ausdauer belohnt wird. Warum Ulysses mittlerweile zum Markdown-Editor für die Massen geworden ist, erklärt der Mitgründer Macus Fehn im folgenden Beitrag exklusiv auf Mac Life.

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Wir schreiben das Jahr 2003. Mac OS X hat die Versionsnummer 10.2 erreicht, Safari läuft im Betastadium, Wordpress erblickt das Licht der Welt. Es gibt weder Twitter noch Facebook, kein iPhone, kein iChat, stattdessen wilde Grabenkämpfe in Foren und Mailinglisten über die Daseinsberechtigung von HTML in E-Mails. Das einzige ernstzunehmende Mac-Programm für Schriftsteller ist Microsoft Word – ein langsames, überladenes Stück Software, das sowohl das Arbeiten mit wie auch den Austausch von Texten zum Haareraufen macht.

In dieser Zeit entsteht eine Bewegung; quer über den Globus, ohne jegliche Verbindung oder Absprache. Sie umspannt sämtliche Bereiche des sogenannten „digitalen Publishings“ – von der Texteingabe über die grafische Aufbereitung bis hin zur Veröffentlichung im Internet. Die Teilnehmer dieser Bewegung vereint weder Name noch Logo, sondern ausschließlich eine gemeinsame Agenda, ein virtueller Schlachtruf: die Trennung von Präsentation und Inhalt.

Pioniere

Wir waren damals mit Ulysses 1.0 an der Speerspitze dieser Bewegung. Das ist 14 Jahre her, und aus heutiger Sicht sind die Widerstände, mit denen wir zu kämpfen hatten, kaum noch nachvollziehbar. Wir wurden beschimpft, verwünscht und ausgelacht. Mit einer Härte und Leidenschaft, wie sie ironischerweise nur Schriftsteller in Worte fassen können.

Was hatten wir gewagt? Wir hatten eine Schreibsoftware auf den Markt gebracht, die auf jede Art von Formatierung verzichtete und stattdessen sogenanntes „Plain Text Markup“ verlangte, also Textauszeichnungen in Form von Sternchen, Unterstrichen oder Hashes. Wir hatten auf das explizite Speichern von Dokumenten verzichtet, auf die feste Sortierung dieser Dokumente, auf ein festgelegtes Ausgabeformat. Wir hatten die Vision von Text als eigenständiges Medium propagiert, heruntergebrochen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: Buchstaben und Satzzeichen. Und wir nannten dies „die Zukunft“. Wären wir allein gewesen, wären wir wohl sang- und klanglos verschwunden. Zu groß war die Idee, zu gering unsere Reputation. Ein Schüler aus Leipzig und ein Designer aus Hamburg mischen einen monopolisierten Softwaremarkt auf? Nee, ist klar …

Doch wir waren nicht allein. Mit John Gruber (Daring Fireball) veröffentlichte 2004 der wohl einflussreichste Mac-Blogger sein eigenes Plain Text Markup. Er nannte es „Markdown“, lieferte Plug-ins für die dominierenden Web-Plattformen – und der Rest ist Geschichte. Während der vergangenen zehn Jahre hat sich das Schreiben in Markdown als zweite Kraft neben Rich Text etabliert. Aus einer kleinen Bewegung wurde ein Quasi-Standard für alle, die ihren Text vornehmlich als Inhalt sehen: Blogger, Journalisten, Schriftsteller. Es gibt mittlerweile mehr Markdown-Apps als iPhone-Fotofilter, und Plattformen wie Medium schicken sich an, die gesamte Publishing-Branche zu revolutionieren.

Ulysses auf der Höhe der Zeit

Und Ulysses? Wir waren dabei, als es losging, und wir lassen nicht locker: Unser Ziel ist weiterhin, den Schreibvorgang so zugänglich und ansprechend wie möglich zu gestalten. Mit innovativen Ideen und immer auf Höhe der Zeit. Wir haben mittlerweile 14 Mitarbeiter und Ulysses läuft auf sämtlichen Geräten vom Mac übers iPhone bis hin zum iPad Pro. Alle Texte in einer Bibliothek, immer im Zugriff, ganz egal wo, stets bereit für den Austausch mit anderen Plattformen und nur einen Klick entfernt von der Veröffentlichung im Web, bei iBooks oder per PDF. Dafür gab’s im vergangenen Jahr den Apple Design Award. Die Moral von der Geschicht’: dranbleiben, Leute! Es lohnt sich.

Marcus Fehn

… ist Mitbegründer von Ulysses und zuständig für die kreative Ausrichtung. Er ist nie zufrieden und würde als Beweis lieber mehr schreiben als die coolste Schreibsoftware aller Zeiten zu entwickeln. Er hat Trump vorhergesagt und lebt mit seinen Kindern in Hamburg (kein Zusammenhang).

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Ulysses ist tatsächlich ein tolles Programm für Leute, die mit umfangreicheren Texten zu tun haben und sich via Markdown darauf konzentrieren möchten! Auch die iOS-Version ist gut. - Leider bleibt die Windows-Welt ausgeschlossen, was sehr schade ist. Der große Teil von privaten/nebenbei-Autoren kann sich Mac einfach finanziell nicht leisten. Das wäre eigentlich ein riesiger Markt für das Unternehmen ...
Ich selbst kann mein MacBook nur nebenher verwenden, aus verschiedenen Gründen muss ich hauptsächlich mit einem WindowsPC arbeiten. Daher habe ich nach einiger Zeit die Arbeit mit Ulysses eingestellt, was ich bedaure. Wenn es je eine Windows-Version gibt, schlage ich sofort wieder zu ... :-)

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