Bei der Entwicklung des Nachfolgers „Streets 3“ galt es, die zentrale DNA der App, nämlich die Fokussierung auf das Stöbern in Panoramas zu erhalten und gleichzeitig sinnvolle Verbesserungen zu integrieren.
Ein genereller Schwachpunkt beim Durchstöbern von Street-View-Panoramen ist die Navigation von Panorama zu Panorama. Das „Laufen“ entlang der Straße, in der das Auto gefahren ist, ist einfach. Wenn man aber ein Haus mal eben von der anderen Seite ansehen möchte, muss man sich endlos von Panorama zu Panorama durchhangeln und stößt damit schnell an die Grenzen. Außerdem kann der räumliche Bezug schnell verloren gehen, wenn man sich mehrfach im Kreis bewegt.
Die Lösung besteht in der Navigation über die Karte. Auch in der Vorgängerversion gab es bereits eine kreisrunde Minikarte in der Ecke. Die Kreisform hat den Vorteil, dass die aktuelle Position sowie die Blickrichtung im Panorama schön dargestellt werden können. Über die Breite des Tortenstücks kann sogar das Blickfeld je nach Zoomlevel visualisiert werden. Die Minikarte aus Version 2 war allerdings nicht interaktiv.
Streets 3 mit interaktiver Mini-Karte
In Streets 3 sollte aber eine interaktive Karte integriert werden. Eine Teilung des Bildschirms in zwei Hälften kam für mich nicht infrage, da auf diese Weise die „immersive experience“, also das komplette Eintauchen in die Welt des Panoramas, leiden würde. Ich entschied mich daher für eine Weiterentwicklung der kreisförmigen Minikarte. Durch Antippen kann die Karte vergrößert und wieder verkleinert werden. Das Setzen eines neuen Standorts auf der Karte wurde bewusst nicht durch Tippen realisiert, da dies bei der relativ kleinen Kartengröße nicht präzise genug erfolgen kann, zumal der Finger die Position auf der Karte verdeckt. Stattdessen kann die Karte einfach verschoben werden und das rote Kreuz in der Kreismitte definiert die neue Position. Ist kein Panorama in der Nähe, signalisiert die App durch Schütteln der Karte. Als zusätzliche praktische Geste kann die Mini-Karte mit langem Fingerdruck vergrößert werden, und in der selben Geste durch Verschieben das neue Ziel ausgewählt werden. Anschließend verkleinert sich die Karte sofort wieder. Das Zoomen in der Karte ist alternativ zur Pinch-Geste, welche bei der kleinen Karte nicht besonders gut funktioniert, auch durch Doppeltippen mit anschließendem Ziehen nach oben oder unten möglich. Die selbe Geste funktioniert übrigens auch im Panorama selbst.
Streets 3: Galerie mit Potenzial
Neben dem Ansteuern von eigenen Zielen auf der Karte hatte auch die alte Version von Streets bereits eine Liste mit speziellen Galerie-Panoramen integriert. Das sind zum Beispiel sehenswerte Naturschauplätze wie Nationalparks oder Unterwasser-Aufnahmen von Korallenriffs. Dazu gehören aber auch Innenaufnahmen von Gebäuden wie Museen oder Flughäfen. Mir war klar, die Funktion hat Potenzial, allerdings wurde sie in Streets 2 nicht gut genug zugänglich gemacht. In Version 3 können die Spezialziele daher nach Kategorien sortiert ausgewählt werden. Außerdem sind für viele Galerie-Orte erweiterte Informationen wie Beschreibungen und Links verfügbar.
Diese Informationen sollten natürlich auch ansprechend visualisiert werden. Gleichzeitig sollten sie aber nicht das oben erwähnte vollständige Eintauchen ins Panorama behindern, wenn sie gerade ausgeblendet sind. Ein zusätzlicher Button in der Navigationsleiste schied aus, da sich dort bereits Buttons zum Verlassen des Panoramas sowie zum Markieren als Favorit und zum Weitergeben des Panoramas breit machen. Ich entschied mich daher für ein Bedienelement, das in abgewandelter Form bereits jedem iPhone-Benutzer bekannt ist: Einer „Schublade“, die von oben heruntergezogen werden kann. Während das iOS Notification Center das Herunterziehen vom Bildschirmrand erfordert, liegt bei diesem UI-Element der Anfasser unterhalb der Navigationsleiste. Ansonsten verhält sich das Element aber sehr ähnlich. Der Vorteil ist, dass Anwender sofort verstehen, wie sie mit dem Bedienelement umgehen können.
Beide Bedienelemente sind nicht „von der Stange“, sondern mussten eigens entwickelt werden. Sie bieten meiner Meinung nach aber Vorteile in Bezug auf die Usability, die den Aufwand auf jeden Fall rechtfertigen.
Streets 3 kommt mit Apple Watch App
Die Streets Apple Watch-App entstand interessanterweise aus einer Spielerei. Ich fragte mich, ob es nicht möglich wäre, die Digitale Krone für die Drehung in einem Panorama zu nutzen. Das funktionierte überraschend gut, so dass ich mich relativ spät im Entwicklungsprozess dazu entschied, eine Apple Watch App zu integrieren. Auch hier konzentriert sich die App auf das Wesentliche, die Darstellung der Panoramas. Eine Kartennavigation ist mit den derzeit verfügbaren Entwicklerschnittstellen nicht möglich. Daher erfolgt die Standortsuche einfach per Spracheingabe oder per Zugriff auf die Favoriten oder letzten Suchen der iPhone-App. Auch die Galerie-Orte können ausgewählt werden.
Ein Wermutstropfen für die User soll nicht verschwiegen werden: Aufgrund des großen Aufwands, der in der neuen Version steckt, kann ich die neuen Funktionen nicht als kostenloses Update „verschenken“. Streets 3 ist daher eine komplett neue App im App Store. Benutzer von Streets 2 haben aber die Gelegenheit, in den nächsten Tagen die neue Version mit 50 Prozent Preisnachlass zu kaufen. [Link in den App Store]
Im App Store kommt die neue Version jedenfalls sehr gut an: Die App schoss innerhalb der ersten 24 Stunden auf Platz 1 der deutschen iPad Charts.
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Schöner Artikel, sowas liest man auf GIGA nicht. Gerne mehr davon!!!