Der Trend „mieten statt kaufen“ setzt sich auch bei Software immer stärker durch. Selbst Schwergewichte der Branche wie Adobe und Microsoft setzen mittlerweile auf „Software as a Service“ (SaaS). Anwendungen wie Photoshop, Illustrator und Premiere vermietet Adobe in seiner Creative Cloud. Microsoft bietet Word, Excel, Powerpoint und Co. als Office 365 im Software-Abo an und verlangt für die Nutzung eine regelmäßige Gebühr. Auch viele kleinere Entwickler springen auf den Zug auf: populäre Mac-Anwendungen wie Day One, 1Password, Textexpander und die deutsche Textverarbeitung Ulysses etwa, deren Entwickler mit dem Schritt zum Miet-Modell gar einen Sturm der Entrüstung unter ihren Nutzern auslösten.
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Verärgert über diesen Trend zur Software-Miete sind vor allem Traditionalisten, die es gewohnt sind, die unbeschränkten Nutzungsrechte für eine Anwendung per Einmalzahlung zu erwerben. Eines ihrer stärksten Argumente gegen das SaaS-Modell sind die vermeintlich höheren über einen längeren Nutzungszeitraum entstehenden Kosten im Vergleich zum Kauf. Allerdings ist die Rechnung nicht so einfach, wie sie häufig dargestellt wird; denn in der Regel lassen sich Entwickler Aktualisierungen ihrer Software, die neue Funktionen oder Anpassungen für neue Betriebssystemversionen bringen, vergüten – wenngleich sie dem Kundenstamm meist einen Rabatt einräumen.
Gemieteter Werkzeugkoffer
Seit Anfang 2017 mischt der vom ukrainischen Softwarehersteller Macpaw betriebene Service Setapp den Markt für Mac-Software auf. Die Spielregeln sind einfach. Gegen eine monatliche Gebühr in Höhe von gut zehn Euro, die man mit dem Bezahldienst Paypal oder per Kreditkarte begleichen kann, erhalten Kunden Zugriff auf gegenwärtig mehr als 120 Apps, die sie während ihrer Setapp-Mitgliedschaft auf bis zu zwei Macs vollumfänglich verwenden dürfen. Viele davon sind altbekannte und bewährte Software-Werkzeuge von namhaften Entwicklern. Alle Aktualisierungen sind inklusive – In-App-Käufe oder hinter Bezahlschranken versteckte Funktionen gibt es nicht.
Die Setapp-Mitgliedschaft ist zum Monatsende kündbar. Alternativ bietet Macpaw auch eine rabattierte Jahresmitgliedschaft an. Nach dem Ablauf können Anwender die verwendeten Programme noch zwei Wochen lang benutzen, um etwa letzte Änderungen an Dokumenten vorzunehmen. Entscheidet sich indes ein Entwickler aus dem Setapp-Dienst auszusteigen und seine App nicht länger auf diesem Weg anzubieten, ist dies nicht zum Nachteil der Bestandskunden: Wer die ausscheidende App bereits verwendet hat, kann sie in dieser Form weiter nutzen.
Der bisherige Erfolg kann sich sehen lassen: Nach Angaben des Betreibers haben bislang 700.000 Anwender das Angebot ausprobiert; darunter 22.000, die ein Setapp-Abonnement erworben haben.
Anmeldung und Installation
Um die gegenwärtig mehr als 120 Setapp-Anwendungen nutzen zu können, müssen Sie die Setapp-Anwendung installieren und ein Benutzerkonto einrichten. Alternativ ist auch eine Anmeldung mit den eigenen Facebook- oder Google-Nutzerdaten möglich.
Das Dashboard der Setapp-Anwendung zeigt neben allgemeinen Software-Empfehlungen die jüngsten Neuzugänge und welche Apps in letzter Zeit aktualisiert wurden. Die Suchfunktion springt nicht nur auf App-Namen, sondern auch auf Begriffe aus den vielfach deutschen Beschreibungen der Apps an. Das ist praktisch, wenn man beispielsweise eine E-Mail- oder Mindmapping-App sucht. Alternativ kann man zehn Kategorien von „Kreativität“ über „Produktivität“ bis hin zu „Wartung“ durchstöbern.
Die Installation der Apps erfolgt mit nur einem Mausklick. Die Anwendung wird allerdings nicht wie üblich direkt im „Programme“-Ordner des Mac abgelegt, sondern im darin angelegten „Setapp“-Ordner. Beim Start der Anwendungen – über den Setapp-Ordner, das Dashboard der Setapp-App, ein Menulet oder im Dock abgelegte Symbole – überprüfen diese, ob der Nutzer angemeldet ist und ob gegenwärtig eine Mitgliedschaft besteht. Setzt man diese beispielsweise aus, verbleiben die Apps auf dem Mac, lassen sich aber nicht nutzen. Neben diesem kaum spürbaren Unterschied verhalten sich die Setapp-Versionen der Apps wie Originalversionen von den Herstellerseiten.
Wer sich bei Setapp anmeldet, kann alle im Angebot enthaltenen Anwendungen unverbindlich für einen Zeitraum von sieben Tagen gratis verwenden.
Kaufen oder mieten?
Ob sich die Setapp-Mitgliedschaft lohnt, hängt im Wesentlichen vom persönlichen Bedarf und der bereits angeschafften Software-Ausstattung ab. Neulinge auf dem Mac etwa finden mit Bartender, Bettertouchtool und Istat Menus Anwendungen, die auf jeden Apple-Rechner gehören. Wer bislang die Investition in mächtige Anwendungen wie 2Do, Busycal oder Merlin Project Express scheut, kann diese nach Bedarf nutzen. Doch vor allem, wer eine leistungsstarke Software nur kurzfristig für ein Projekt benötigt, fährt mit der Mietversion von Setapp deutlich günstiger. Finanziell interessant ist Setapp zudem für Nutzer, die sich generell für Abo-Anwendungen wie Ulysses interessieren, für deren Nutzung in jedem Fall eine monatliche Gebühr fällig wird.
Weiter spricht die Vielfältigkeit des gut kuratierten Angebots, das auch wenig bekannte aber dennoch praktische und leistungsfähige Anwendungen erhält, für den Dienst. Daher greift die Rechnung zu kurz, dass die Setapp-Mitgliedschaft sich nur lohnt, wenn man ohnehin zehn Euro monatlich für Software ausgibt. Wie bei Videostreamingdiensten bietet das umfangreiche Angebot immer wieder Nützliches, das man erst bei Stöbern entdeckt.
Beeindruckend ist zudem, mit welcher Geschwindigkeit das Angebot wächst – gestartet war der Dienst Anfang 2017 mit 48 Apps, heute sind bereits 120 App verfügbar. Zudem liebäugeln die Betreiber damit, ihr Angebot auf weitere Plattformen auszudehnen.
Schüler und Studierende können mit einer E-Mail an Setapp einen 50 prozentigen Rabatt beantragen. Ist die Bildungseinrichtung bislang kein Setapp-Partner, entscheiden die Macher im Einzelfall.
Vier Highlights von Setapp
Gegenwärtig umfasst Setapp mehr als 120 Mac-Anwendungen. Wir stellen wichtige Apps vor und zeigen, wie viel Geld Sie gegenüber dem Kauf sparen.
Imazing
Mit Imazing kann man im Dateisystem von verbundenen – und auf dem Mac gespeicherten Sicherungen – von iOS-Geräten stöbern und Telefonnummern, Sprachmemos und Nachrichten einsehen und exportieren. Wem iTunes für das Medienmanagement zu träge ist, kann mit Imazing Musik und Videos auf iPhone und iPad übertragen. Zudem ist die Software in der Lage, Apps und deren Inhalte auf dem Mac zu speichern und diese Sicherung zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückzuspielen.
Einzelpreis: 40 Euro, Web: www.imazing.com
Forklift
Der Dateimanager ist eine ideale Ergänzung, wenn nicht sogar ein vollwertiger Ersatz für den Finder. Forklift bietet einen integrierten (S)FTP-Client und versteht sich weiter auf die Protokolle AFP, SMB und das Zusammenspiel mit WebDAV und NFS. Die App kann lokale Ordner mit auf Servern abgelegten vergleichen und synchronisieren, viele Dateien auf einen Schlag umbenennen und ist mit einem Dark-Mode bereit, sich bestmöglich in macOS Mojave einzufügen.
Einzelpreis: 30 US-Dollar, Web: binarynights.com
Busycal
Poweruser, denen der Funktionsumfang der macOS-eigenen Kalender-App nicht ausreicht, werden mit Busycal bestens bedient. Die Kalenderansichten kann man vielfältig anpassen, sodass kaum Wünsche offen bleiben. Die Anwendung versteht sich auf das Zusammenspiel mit iCloud, Google Kalender, Office 365 und Exchange sowie mit weiteren Caldav-Servern. Mithilfe von Schlagworten kann man Termine miteinander in Beziehung setzen und so die Zeit effektiver verplanen.
Einzelpreis: 50 US-Dollar, Web: www.busymac.com
2Do
Neben Things und Omnifocus zählt 2Do zu den besten Aufgabenverwaltungen für den Mac. Aufgaben lassen sich in Listen verwalten und mit Schlagworten und Kontexten versehen sowie mit Fälligkeits- und Startdaten und Ortsinformationen verbinden. Dank einer vorbildlichen Systemintegration kann man aus vielen Anwendungen heraus schnell neue Aufgaben in 2Do erstellen, die sich per iCloud, Caldav, Toodledo oder Dropbox mit der iPhone- und iPad-App oder anderen Diensten abgleichen.
Einzelpreis: 55 Euro, Web: www.2doapp.com
Interview mit Yaroslav Stepanenko,Product-Marketing-Manager bei Macpaw
Mit dem Software-Abodienst Setapp bietet die ukrainische Softwareschmiede Macpaw eine Vielzahl leistungsstarker Mac-Programme für eine feste monatliche Gebühr an. Welches sind die Vorteile – auch für Entwickler?
Wie kam die Idee für Setapp zustande?
Seit fast zehn Jahren beschäftigen wir uns bei Macpaw mit der Entwicklung von Apps. Unser Portfolio umfasst elf Apps mit mehr als 30 Millionen Nutzern weltweit. Wir forschen und experimentieren also ständig, um den Markt und die Bedürfnisse der Mac-Nutzer besser zu verstehen.
Dabei haben wir vier Hauptprobleme ermittelt, die Anwender haben: hohe App-Preise, die Auswahl der richtigen Apps für spezifische Anwendungsfälle, kostenfreie Apps, die voll von nervigen Anzeigen oder In-App-Käufen sind – und die große Masse minderwertiger Apps, die die Auswahl erschweren. Setapp soll eine Lösung für all diese Problemen bieten.
Was ist der übliche Weg für Entwickler, um mit ihren Apps Teil von Setapp zu werden?
Es gibt zwei Möglichkeiten. Einerseits sucht unser Team ständig selbst nach neuen Apps, die einen echten Mehrwert bieten. Wir wenden uns an Top-Entwickler und laden sie ein, unserem Angebot beizutreten.
Entwickler können aber natürlich auch selbsttätig Kontakt mit uns aufnehmen. Wer uns über das Kontaktformular auf unserer Website oder per E-Mail an die Adresse developers@setapp.com schreibt, dem stellen wir alle notwendigen Informationen zur Vorbereitung einer Bewerbung zur Verfügung.
Sind die Voraussetzungen denn so hoch?
Oh ja! Die Entwickler müssen unter anderem sicherstellen, dass ihre Apps alle versprochenen Funktionen tatsächlich liefern und andere auf Setapp verfügbare Produkte nicht imitieren. Prozesse in den Apps dürfen nicht ohne Zustimmung des Benutzers laufen und es dürfen keine Nutzungsstatistiken manipuliert werden.
Müssen Entwickler für die Setapp-Integration ihre Software verändern?
Es sind keine wesentlichen Änderungen erforderlich. Die Entwickler müssen lediglich die Setapp-Library hinzufügen, was ein recht einfacher Prozess ist. Sie ermöglicht die Aktivierung und Berichterstellung einer Anwendung in der Setapp-Umgebung. Diese ermöglicht es uns, die App-Nutzung zu überwachen, damit wir den entstehenden Umsatz fair unter unseren Partnern verteilen können.
Was sieht dieses Kompensationsmodell konkret aus?
Wir geben siebzig Prozent der Einnahmen aus den Abonnements an die Entwickler weiter, deren Apps tatsächlich verwendet werden. Wenn ein Benutzer während eines Abrechnungsmonats nur mit einer bestimmten App arbeitet, erhält der Entwickler dieser App die vollen siebzig Prozent. Wenn ein Nutzer im Monat mehrere Apps verwendet, wird die Summe zwischen den Entwicklern der Apps aufgeteilt. Dabei hat jede App einen Multiplikator, der auf dem Verkaufspreis der App basiert. So erhalten Apps, die in unterschiedliche Preiskategorien fallen, einen proportionalen Anteil am Umsatz.
Dabei berücksichtigen wir nicht, wie häufig ein Nutzer eine App im Laufe des Abrechnungsmonats verwendet hat, denn während etwa eine App zur Systemwartung selten gestartet wird, läuft eine App zur Zeiterfassung kontinuierlich – beide sind jedoch für einen Nutzer möglicherweise ähnlich wertvoll.
Hat Apple auf Setapp, das ja ein Rivale des App Store ist, eigentlich irgendwie reagiert?
Apple hat bisher keine offiziellen Aussagen oder Kommentare über Setapp abgegeben.
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sie zu knechten.
Wird irgendwann die Erkenntnis der Abwender sein.
Wo setzt sich dieser aufgezwungene „Trend“ denn bitte schön durch?
Das ist doch blödsinn.
Wer rechnen kann, sieht das echte Innovationen oder zumindest sinnvolle Updates immer öfter ausbleiben, der verzichtet auf diese Geldvernichtungsmaschinerie der Großkonzerne und sieht sich nach einer Alternative um.
Trend? Das ist ein Grundübel und kein Trend. Aber es finden sich leider genug dumme dafür.
1Password ist mir im Abo einfach zu teuer, deswegen nutze ich einfach Enpass. Adobe kostet einen Haufen Geld und wird jetzt noch teurer, aber mit Sketch und Affinity kann ich auch sehr gut auf die Adobe Cloud verzichten.
Es gibt Dinge für die kann man ein Abo verlangen, aber man kann auch nur eine begrenzte Anzahl an Abos überblicken und zahlen. So haben auch kleinere Unternehmen die Chance den großen eins auszuwischen und Kinden abzugreifen.
Tatsächlich sind die wenigsten App-Abos für mich interessant. Nur zwingt mich niemand die Angebote zu nutzen. Mein Auto ist geleast, also ein Abo. Meine Wohnung gemietet, also ein Abo. Klar Autokauf und Wohnungskauf wären meist besser, aber mir fehlt das doofe Kleingeld (reiche Tante wo bist du?). Umsonst bietet mir niemand eine Wohnung an. Zu dumm!