Apple Maps

Scott Forstall, das Apple-Maps-Drama: Was damals war und wie es heute ist

Obwohl Scott Forstall den Release-Termin von Apple Maps eingehalten hatte, musste der Jobs-Zögling Forstall vor sechs Jahren Apple verlassen. Trotz seiner langjährigen Erfahrung seit frühen Next-Tagen und der Mac-OS-X-Entwicklung mit Aqua-Oberfläche sowie auf dem iPhone verfuhr sich Forstall mit Maps. Apple fährt noch heute einigen Features von Google hinterher. Wie konnte das passieren? Was wurde eigentlich aus Forstall?

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5 Minuten Lesezeit

Die Karten-App gehört mit zu den wichtigsten Anwendungen auf dem iPhone. Doch bis heute wirkt die Blamage nach, die Apple mit der ersten Version von Apple Maps in iOS 6 auslöste. Bei der WWDC 2012 zeigte Apple eine Vorschau auf iOS 6 mit völlig neuen Karten. Vorgestellt wurde eine Karten-Anwendung im Apple-Design mit Turn-by-Turn-Navigation und einer neuen Ansicht namens Flyover – so eine Art Vogelperspektive. Versprochen wurden Vektor-basierte Kartenelemente, die Grafik und Text geschmeidig laden und das Schwenken, Kippen und Zoomen unglaublich flüssig machen.

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Allerdings kam es etwas anders: Bereits die Präsentation bei der WWDC lies erahnen, dass Apple in den verbleibenden drei Monaten bis zum Release im September 2012 die Probleme nicht in den Griff bekommen wird. Kartenelemente wurden nicht geladen, Orte und Straßen waren falsch bezeichnet und die Flyover-Ansicht verzerrte viele bekannte Orte, so genannte Points-of-Interest. Geschmolzene Autobahnen, verdrehte Brücken und mancherorts weiße Flächen, wo zuvor noch detailliert alle Gebäude beschriftet waren. Dazu kamen Fehler, die zu gefährlichen Fahrmanövern führen konnten, wenn man etwa einen Kreisverkehr bei der ersten Ausfahrt nach links verlassen soll oder auf Straßen geführt wird, die es gar nicht gibt.

Bei der Einführung im September 2012 war Apple Maps jedenfalls ganz und gar nicht Apple-like sondern eine harte grüne Banane. Berlin hieß konsequent „Schöneiche“, Hamburg nannte Apple „Harburg an Elbe“. Apple Maps war so unausgereift, dass sich Apple CEO Tim Cook neun Tage nach der Freigabe von iOS 6 in einem offenen Brief an die Kunden wendet und sich im Namen von Apple entschuldigt. Apple werde für die Navigation auf alternative Apps hinweisen, die eventuell besser geeignet wären, sein Ziel zu erreichen. Wie kann so etwas passieren? Bei Apple? Dem Unternehmen, das von Steve Jobs auf Perfektion getrimmt ist?

Am Beispiel von Apple Maps sieht man auf jeden Fall, dass auch Unternehmen scheitern können, bei denen man es nicht vermutet. Wahrscheinlich scheitern bei Apple viele Projekte, die es nicht bis zum Produkt bringen. Bei Apple Maps kam es aber anders. Das Maps-Projekt scheitert vor großem Publikum. Dazu müssen wir das erste iPhone zur Hand nehmen. 

Das erste iPhone mit der Karten-App von Google

2007 bringt das erste iPhone eine Kartenanwendung mit. Basierend auf den Karten von Google Maps werden Kartenausschnitte in sogenannten Kacheln geladen. Und obwohl damals noch viele Funktionen fehlten, waren die Karten auf dem Smartphone wegweisend. Google und Apple hatten jedenfalls einen Fünf-Jahres-Vertrag über die Kartendaten. Allerdings lebte sich diese Partnerschaft ziemlich schnell auseinander. Bereits 2009 luden die Google-Karten auf Android schneller, weil die Karten vektorisiert waren. Auf Android gab die Navigation Abbiegeanweisungen. Auf dem iPhone nicht. 
Aus der Perspektive von Apple wird klar, dass Google den Preis für eine bessere Kartenanwendung für das iPhone in die Höhe treibt, sollte die Partnerschaft zur Verlängerung anstehen. Daher dürfte schon 2010 bei Apple die Entscheidung zur Entwicklung einer eigenen Kartenanwendung von Apple gefallen sein. Der auslaufende Vertrag mit Google legt zudem den Termin fest für die Apple-eigene Karten-Anwendung zum frühestmöglichen Termin.
Damit haben wir schon zwei Gründe, die das Karten-Projekt organisatorisch unter Druck setzen. 
Erstens: Apple Maps ist ein Pflicht-Projekt. 
Zweitens: Apple Maps hat einen festen Release-Termin im Jahr 2012. 

Etwas mehr als zwei Jahre Vorlauf sollten sich bei Apple Maps als unzureichend erweisen. Dafür gibt es technische Probleme aber auch weitere organisatorische, wenn Apple Maps technisch ebenbürtig zu Google Maps werden soll mit den Features wie vektorisierten Karten, Navigation mit Abbiege-Assistenz und zusätzlich die neue Ansicht namens Flyover ein-fliegen muss. In der Kürze der Zeit macht Apple das, was man bei größeren Software-Projekten macht, wenn der Release-Termin schon fest steht: Man kauft alles, was man bekommen kann. Apple kauft Kartendaten von rund zwei Dutzend Firmen und führt sie zu einer eigenen Datenbasis zusammen. Das sind Karten von TomTom. Brancheninformationen und Adressbücher von Yelp und Verkehrsdaten von Waze. Zusammen mit den Daten kauft Apple aber auch Fehler ein. Fehler, die entweder bereits in der Quelle vorliegen, weil die Daten zu alt sind. Das sind die Restaurants, die es nicht mehr gibt, aber auf den Karten noch geöffnet haben und sich allerbester Kundenbewertungen erfreuen.
Oder die Fehler entstehen in der Zusammenführung der Daten. Das sind dann die um einen Block verschobenen Hausnummern oder falsch benannte Parallelstraßen. Selbst wenn man dann nur einen geringen Prozentsatz an falschen Daten finden muss, wird es umso schwieriger und aufwendiger, je weniger falsche Daten aufgespürt und ausgemerzt werden müssen.

Wenn man dann im Projektmanagement diese Fehlentwicklungen wieder einfangen möchte, dann folgen in der Regel erste Streichungen am Funktionsumfang, was man übrigens auch bei Apple Maps gut sieht. Für iOS 6 fand Öffentlicher Nahverkehr so gut wie nicht mehr statt. Und noch immer haben Nahverkehrsverbindungen nicht den Stellenwert, der ihnen in europäischen Städten und anderen Metropolen zukommt. Und während Apple noch an seinen Fehlern von gestern knabbert, kann Google seine Navigation verbessern. Nahverkehrverbindungen und Streckenempfehlungen für Radfahrer sind zum Beispiel zwei Punkte, bei denen Apple noch hinterherfährt.

Verlässliche und aktuelle Straßenkarten sind in Laufe der Jahre aber noch wichtiger und entscheidender geworden. In Städten noch etwas mehr als auf dem flachen Land. Erste Städte bauen sich massiv um und geben Radfahrern mehr Raum. Diese Änderungen müssen im Prinzip sofort auf Karten abgebildet werden. Immer wieder gibt es Störungen im Straßenbild durch Baustellen und Veranstaltungen, die ebenfalls in Echtzeit in der Navigation berücksichtigt werden müssen. 

Sie haben Ihr Ziel erreicht.

Die Roadmap von Apple Maps wurde jedenfalls für Apple zum Horrortrip. Mehrere Konsequenzen wurden gezogen. Ohne das Apple-Maps-Drama würde es das Public-Beta-Programm wahrscheinlich nicht geben. Und obwohl der verantwortliche Manager Scott Forstall der Meinung sein könnte, im Apple-Maps-Projekt alles richtig gemacht zu haben, musste er vor genau sechs Jahren Apple verlassen, weil er sich geweigert haben soll, den offenen Brief mit der Entschuldigung zu unterschreiben. Das war sein dritter Fehler. Apple Maps war sein zweiter großer Schnitzer. Der erste war Siri. Ein Jahr zuvor.

Um Forstall selbst ist es eher ruhig geworden. Vor drei Jahren gab es ein Broadway-Musical, das Forstall als Co-Produzenten erwähnt, und eine beratende Tätigkeit für Snapchat.

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Apple Maps ist die schlechteste Karten- und Navigationssoftwareauf dem markt. Es ist einfach unverständlich, warum Apple diese nicht zurückzieht, und endlich nach Jahren zur Vernuft bringt. Mittlerweile antwortet Apple nichteinmal wenn ich ein weiteres Bugreport sende samt einer Anfrage, wann es den endlich gefixt wird. Aber heutige Strategie von Apple lässt nicht einen Hofnungsblitz zu, dass es bald endlich Richtung Kunde gegangen wird.

Apple Maps ist inzwischen sehr gut geworden. Die berechnete Ankunftszeit ist deutlich genauer gegenüber Waze oder Google Maps. Allerdings sind die POI nach wie vor eine Katastrophe!

Wenn man die Karten endlich für die Offlinenutzung laden kann, hat es echt Potential. Dazu noch Geschwindigkeit und eine zuschaltbare Straßenschilderkennung. Ansonsten finde ich es schon recht zuverlässig.

Die Routenführung samt Spurassistenz und Berechnung der Ankunftszeit sowie das Design der App finde ich besser als bei Konkurrenten wie jene von Google, Here, Sygic oder diversen OSM-Kandidaten.
Allerdings sind die POIs eine Katastrophe und stimmen immer noch nicht.

Schonmal versucht zB die Nationalbibliothek in Kiew zu finden?
Mein Tipp: Per Suchmaschine ausfindig machen wie der originale Name samt Schrift in Kiew ist (Wikipedia), den Namen kopieren, in Karten einfügen und dann mit Glück das richtige auswählen.

In anderen Karten-Apps gibt man einfach „Kiew Bibliothek“ ein und landet richtig.

Was mich aber am heftigsten stört ist, dass MEINE Hausnummer in Apples Karten einfach nicht existiert.... in Wien... in der Innenstadt... in einem 15 Jahre alten Haus... trotz mehrmaliger Meldung an Apple.

Guter Artikel, danke!

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