Die Mac-Life-Kolumne von Frank Krug

Salmei, Dalmei, Adonei: Vom Sinn und Unsinn hinter all den neuen Gadgets

Unsere monatliche Kolumne. „Salmei, Dalmei, Adonei“ - das ist Catweazles Standard-Zauberspruch. Selbst fliegen soll man damit können. Als er im mittelalterlichen England von Normannen verfolgt wird und sich mit Hilfe der Zauberformel in die Lüfte begeben will, fliegt er nicht durch die Luft, sondern durch die Zeit – mitten ins zwanzigste Jahrhundert.

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Verständlich, dass Catweazle die moderne Technik wie Magie vorkommt. In einer der ersten Folgen der britischen Serie über den schrulligen Zauberer, die erstmalig in den 1970er-Jahren ausgestrahlt wurde, sieht Catweazle einen Mann in einer Telefonzelle telefonieren. Kurz nachdem dieser die Telefonzelle verlassen hat, schleicht er sich dort hinein, ruft in den Hörer: „Magischer Knochen, sprich!“ und schneidet den Hörer ab.

Jetzt, knapp vierzig Jahre nach meiner ersten Begegnung mit Catweazle und ein paar Wochen nach Vorstellung der Neuheiten auf der diesjährigen Consumer Electronics Show CES fühle ich mich so, als hätte Catweazle seinen Zauberstab an mich weitergereicht. Als wäre es meine Mission, ähnlich weltfremd durch die Messehallen zu schlendern und darüber zu staunen, was da alles mit dem Fluch des „Elektrik-Tricks“ belegt wurde. In Umkehr zum branchenüblichen Prozedere werde ich aber alles daran setzen, die Geister, die mein Meister rief, schnell wieder loszuwerden. Im lockeren Hippie-Outfit werde ich mich unerkannt unters gemeine Messevolk mischen und möglichst vielen Geräten die beschwörenden Worte zuraunen: „Magischer Knochen, schweig!“ Das ist zwar zu spät für dieses Jahr, aber es gilt schon jetzt, sich als Zauberlehrling aufs nächste Jahr vorzubereiten. Sich dem Heer plappernder Kaltschaummatratzen und altklug faselnder Kaffeemaschinen entgegenzustellen. Ein Plan muss her. Und zwar schleunigst. Sonst beginnt die nächste Phase des „Elektrik-Tricks“, die sich in diesem Jahr bereits angedeutet hat.

Phase zwei sieht nämlich vor, dass die Geräte untereinander kommunizieren: „Fitnessarmband an Kühlschrank, bitte kommen.“ „Was ist denn los, Fitnessarmband?“ „Scheiß Nacht gehabt, Kühlschrank.“ „Und?“ „Noch Milch da?“ „Moment, muss nachfragen. Kühlschrank an Milch.“ „Ja, was denn los?“ „Noch da?” „Ja, aber…“ „Aber was, Milch?“ „Sorry, bin abgelaufen.“ „Mist. Kühlschrank an Fitnessarmband.“ „Ja?” „Milch ist noch da.“ „Super!“ „Nein, Fitnessarmband, nicht super.“ „Warum?“ „Ist abgelaufen.“ „Mist. Ich ruf schnell an oder machst du…?“ „Oh du Ausgeburt der Hölle!“, möchte man da als Zauberlehrling dazwischen rufen, „soll das ganze Haus ersaufen? Seh ich über jede Schwelle doch schon Wasserströme laufen.“ Phase drei gilt es mit aller Kraft zu verhindern. Obwohl... Dieser Weg wird kein leichter sein. Ich weiß. Aber falls mir das misslingt, bleibt mir immer noch die Möglichkeit, es Catweazle gleichzutun und in die alte Zeit zurückzukehren. In eine weit entfernte Galaxie, als das home noch nicht smart, sondern sweet war und die Kaltschaummatratze einfach nur die Klappe gehalten hat.

Frank Krug

(Bild: Frank Krug)
Frank Krug ist seit vielen Jahren in der Apple-Branche tätig und freier Autor. Er schreibt eine regelmäßige Kolumne für Mac Life.

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