Kommentar

Pebble-Übernahme: Warum FitBit im Handumdrehen unsympathisch wurde

Sie haben es in den vergangenen Tagen vielleicht mitbekommen: FitBit kaufte Pebble. Da hat ein vermeintlich sympathisches Unternehmen ein anderes sympathisches Unternehmen aufgekauft. Die Mathematik macht es vor: Minus mal Minus ergibt Plus. In unserem Fall aber mit umgekehrten Vorzeichen. Denn durch die Übernahme hat sich der Lifestyle-Konzern für Fitnessutensilien im Handumdrehen unsympathisch gemacht.

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Jedenfalls ist das meine Meinung. Diese versuche ich in diesem Beitrag zu begründen. Wie das allerdings so ist mit Meinungen, sie sind keine Wahrheiten. Denn am Ende wird in ein paar Jahren wahrscheinlich kein Hahn mehr danach krähen.

Pebble kommt aus dem Crowdfunding

Mit einem Augenzwinkern kommentierte zuletzt einer von Ihnen eine Meldung von uns: „(Die neuen Uhren von Pebble) Hätte eh niemand gekauft“. Das Augenzwinkern weist vielleicht sogar auf einen ironischen Kommentar hin. Denn für bare Münze genommen, könnte man diesen Einwurf so wahrlich nicht stehen lassen.

Pebble war ein Unternehmen und eine Marke, die aus dem Crowdfunding kommt. Dort hat man viele Rekorde gebrochen. Jenseits von nicht einsehbaren Verkaufszahlen der Apple Watch und namhaften Konkurrenzprodukten waren es die Crowdfunding-Aktionen von Pebble, die uns vor Augen führten, welch enormes Potential in dieser Produktkategorie schlummert. Pebble hat seine monetären Ziele auf Kickstarter regelmäßig um ein Vielfaches übertroffen. Zuletzt kamen für die Pebble 2 und die Time 2, sowie den Pebble Core knapp 13 Millionen US-Dollar zusammen.

Pebble Steel
Pebble Steel (Bild: Pebble)

FitBit kauft Pebble

Doch dann kam FitBit. Das Unternehmen mit der Lifestyle-Marke vertreibt vor allem Fitnessarmbänder und möchte selbst in den Markt der Smartwatches eindringen. Was liegt da näher als Know-how von außen einzukaufen. Genau das ist geschehen. Allerdings fühlt sich das Ganze nicht wie eine Übereinkunft auf Augenhöhe an (Joint Merger), sondern viel eher wie eine „feindliche Übernahme“. Denn was kurze Zeit später bekannt wurde lässt die treuen Pebble-Fans mit Grummeln im Bauch zurück. Am 7. Dezember veröffentlichte man auf der Kickstarter-Seite einen Beitrag, in dem es heißt, dass Pebble 2, Time 2 und Pebble Core nicht erscheinen werden.

Okay: Unterstützer erhalten ihr Geld zurück, aber müssen mit ansehen, wie da Etwas vor Ihren Augen zwischen kapitalistischen Mühlen zermalmt wird. Pebble ist tot!

Pebble Time
Pebble Time (Bild: Pebble)

Das Ausschlachten beginnt

An dieser Stelle hätte man sagen können: Es lebe FitBit. Doch dazu ist derzeit niemand in der Lage, der es vorher mit Pebble gehalten hat. Denn FitBit wird keine neuen Pebble-Smartwatches auf den Markt bringen und höchstwahrscheinlich wird es keine E-Paper-Geräte vom Hersteller geben. Stattdessen wird FitBit in erster Linie die Software hinter Pebble ausschlachten und „versuchen“ in seinen Produkten unterzubringen. Gerne lasse ich mich natürlich vom Gegenteil überzeugen.

Man kann sich ausmalen, wie die einst enthusiastischen Pebble-Mitarbeiter sich bei so einem Szenario fühlen müssen. Spätestens an dieser Stelle merken Sie, dass ich keine technokratische, sondern eher eine technoromantische Position beziehe, selbst wenn diese in unserer heutigen Zeit wohl kaum mehr Platz findet. Auch wenn ich selbst nie eine Pebble getragen habe, kenne ich doch einige Leute, die das tun. Und immer habe ich die Idee von E-Paper – auch in anderen Geräten – verfolgt, und war positiv angetan von der langen Batterielaufzeit, die diese bot.

Abschied auf Raten

Nun schreiben die Verantwortlichen von Pebble, dass bislang veröffentlichte Pebble-Watches ihre Funktion behalten würden. Meines Erachtens ist das lediglich eine Momentaufnahme, und ein Versprechen, um die Wogen zu glätten. Natürlich kann ich mich irren. Doch eher früher als später wird der Zeitpunkt kommen, an dem die bis zur Übernahme mit Herzblut entwickelten Pebbles „ihren Geist aufgeben“ werden. Nicht, weil Sie kaputt gingen, sondern weil der Stecker hinter der Infrastruktur gezogen wird, die das ganze Ökosystem mit App Store und Software zusammenhält.

Richtig: Software. Auch Entwickler, die Pebble als Plattform gesehen haben, um Geld zu verdienen, müssen nun umdenken. Ich habe an dieser Stelle kein Mitleid, weil ich der Meinung bin, dass man sich im Leben immer wieder auf neue Situationen einstellen muss. Doch ich könnte verstehen, wenn Pebble-Entwickler nicht nur dumm aus der Wäsche guckten, sondern auch mächtig sauer wären.

Wie ich es auch drehe und wende: Unter dem Strich werde ich das Gefühl nicht los, dass FitBit von jetzt auf gleich an Sympathiepunkten eingebüßt hat. Womöglich muss man in Zukunft Geld in Werbung investieren, die ein positives Markenbild verkauft. Wohl bekomm’s!

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Mhmm... wäre vielleicht sogar ein schöner Beitrag geworden, wenn nicht fast zuletzt, arrogant (so wirkt es zumindest und um die Worte wiederzugeben, nur m/eine Meinung) geschrieben wird, dass für die Entwickler der weiteren Software von Peppleuhren kein Mitleid emphatisch wahrgenommen werden kann, da ja man sich selbst immer neuen Herausforderungen stellen muss -> so dann aber auch für die Leute, welche die weiteren Ideen festigen wollten und für die, die schon die Uhren tragen, denn dies gehört zum Risiko unserer Gesellschaft- das wird aber so nicht wahrgenommen und so erschließt sich, dass hier eine voreingenommene Sichtweise einer Meinung dargestellt wird. Traurig und nicht gerade das, was man hier erwartet.

Jeder kennt das Risiko, wenn er einsteigt: In den AGB steht meist sowas wie "kann jederzeit geändert werden". Dann muss das Konzept eh über den Haufen werfen. Zudem: Mitleid hilft niemandem. Also muss ich mich dafür nicht rechtfertigen.

Musst Du nicht, tust Du aber. Der etwas unsensible Satz ist im Kern ja richtig, aber recht schroff formuliert.

Ich bin über das Ende von Pebble entsetzt, enttäuscht und wütend.

Selbst trage ich eine FitBit Charge HR, weil ich dringend eine gute aber bezahlbare Pulsuhr brauchte. Doch Mein Augenmerk lag auf der sehnlichst erwarteten Pebble Time 2, weil ich nicht nur eine Pulsuhr brauche, sondern auch eine Smartwatch. Allerdings bietet mir die FitBit Blaze nicht die Features die ich mir wünsche, und andererseits ist mir die Apple Watch viel zu teuer.

Daher sehe ich die Pebble 2 oder die Pebble Time 2 als den in jeder Hinsicht mit Abstand gelungensten Kompromiss zwischen der FitBit Blaze und der Apple Watch.

Auf jeden Fall hat FitBit bei mir so lange nichts mehr zu melden, bis eine Smartwatch erscheint, die in Design, Preis und Funktion mit der Pebble 2 und/oder der Pebble Time 2 identisch ist.

Ich bin wirklich so enttäuscht, dass ich, während ich diese Zeilen schreibe, vor machtloser Wut am liebsten heulen würde.

Die Watch 1 bekommst Du inzwischen für 319/349 € - das ist IMAHO ein mehr als fairer Preis, wenn man den Funktionsumfang betrachtet, der WEIT über Charge und Pebble hinaus geht.

Das ist richtig. Die Apple Watch 1 bekommt man zwischenzeitlich zu einem fairen Preis. Aber wo nicht mal die Apple Watch 1 oder 2 mit Pebble 2 bzw. Pebble Time 2 konkurrieren kann, sind die Akkulaufzeit und die Wasserdichtigkeit. Und ich kann keine Uhr gebrauchen, die ich maximal alle 24 Stunden laden muss und nicht mit ins Schwimmbecken nehmen kann.

Naja. Es lief eher so, dass Pebble das Geld ausging. Fitbit war dann bereit einen Teil der Belegschaft zu übernehmen und die Kickstarter (bin einer davon) konnten sich freuen, dass es das Geld zurück gibt. Es tut mir sehr leid um Pebble, aber letzten Endes hat sich Pebble verzockt und wenn es nun nicht Fitbit geworden wäre, dann halt jemand anders. Die einzige Alternative w$re wohl gewesen, wenn man das Schiff selber komplett versenkt hätte, dann hätte man wohl noch rechtzeitig alles Open Source machen können und ggf. eine inoffizielle Nachfolge-Gesellschaft hochziehen können. In diesem Fall wären aber mehrere Millionen USD an Kickstarter Gelder mit versunken und das wollte man wohl auch nicht (und darum bin ich froh).

Sehe das auch so wie fluxx: Soweit ich es verstehe ist Pebble stark verschuldet und ohnehin vor dem Aus gewesen. Statt das nun die vollständige Firma pleite geht und alle Mitarbeiter entlassen werden, hat FitBit sich entschlossen einen Teil (Software und Entwickler) zu kaufen. So kommt bei Pebble wenigstens etwas Geld in die Kassen um die Schulden zu drücken. Die Schulden von Pebble übersteigen aber anscheinend sogar den Kaufpreis den FitBit zahlt. (https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-12-07/pebble-said-to-discuss-selling-software-assets-to-fitbit).
Also verstehe ich nicht warum sich FitBit unsympathisch gemacht haben sollte. Pebble wäre ansonsten wohl trotzdem pleite gegangen. Nur hätten dann vielleicht die Backer nichtmal ihr Geld zurückbekommen und alle Mitarbeiter wären arbeitslos. Ist ja nicht so, dass FitBit die boomende Pebble-Firma gegen ihren Willen gekauft und dann zugemacht hat.
Ich finde es auch schade, dass es Pebble nicht mehr gibt (hatte selber einer), aber sehe keine Schuld bei FitBit.

Das ist natürlich eine Lesart, FitBit als den Retter hinzustellen. Vielleicht hätten auch die Verantwortlichen bei Pebble noch nach anderen Käufern suchen sollen, anstatt das erste anzunehmen. Vielleicht gab es auch wirklich keine anderen Interessenten. Die genauen Details werden wir wohl erst in 20, 30 Jahren erfahren, wenn mal ein Beteiligter in einem Interview aus dem Nähkästchen plaudert. Manchmal ist eine Insolvenz heilsamer als ein Verkauf. Vielleicht hätten auch die "Fans" noch einmal Geld gegeben, wenn man sie informiert hätte, den Kaufpreis für die Geräte erhöht. Aber FitBit hat durch den Kauf der Software sich nur die Rosinen rausgepickt und das Hardware-Geschäft blockiert. Vielleicht hätte man die Software an FitBit lizenzieren können und hätte so einen Überbrückungskredit erhalten. Was weiß ich. Jedenfalls ist mein Artikel nur einer Meinungsäußerung. Aber diese Antwort, auch wenn ich Sie akzeptieren kann, ist mir trotzdem zu einfach gestrickt.

FitBit hat sich unsympathisch gemacht, weil die Marke Pebble nicht weiter geführt wird. Wie ich bereits weiter oben ausgeführt habe, ist die Apple Watch, für das was sie NICHT kann, viel zu teuer und für viele Menschen nicht erschwinglich. Andererseits kann die FitBit Blaze lange nicht das, was die Pebble 2 bzw. Pebble Time 2 können. FAZIT: Die Pebble 2 und die Pebble Time 2 sind/waren der einzige und optimalste Kompromiss zwischen der Apple Watch und der FitBit Blaze.

Ich finde auch das es die Art Fitbit dadurch etwas unsympathisch wird. Sie hätte wenigsten noch für ein paar Jahre auch die Pebble im Programm halten sollen.

Der Artikel gefällt mir. Wird ja immer seltener, dass ein Journalist in einem Techmagazin Stellung bezieht. Was FitBit betreibt ist jedoch nicht so ungewöhnlich. Großer Fisch schluckt kleinen Fisch. Moral und Geschäftswelt? Passen heute leider nicht mehr zusammen. Wer hofft es gebe noch einen Funken Anstand irrt. Diesen kann sich ein Untrnehmen heute gar nicht mehr leisten. Gefällt mir nicht. Daher gut, wenn ein Journalist nicht zur Tagesordnung übergeht. Nicht einfach, da man ja einen potentiellen Werbekunden damit abschrecken bzw. verärgern könnte! Respekt!

Typischer Sympathiebonus für einen vermeintlichen Underdog. Ich sehe Pebble etwas differenzierter.

Jahrelang hat man es aus Diletantismus nicht geschafft die Pebble in Deutschland zu verkaufen. Zuerst Zollprobleme und dann die fehlende CE-Auszeichnung.

Mit der Veröffentlichung der Apple Watch und der Android Wear war allen klar das es mit Pebble wohl zu Ende geht. Eine Uhr ohne Touchdisplay in 2016 anzubieten ist ziemlich weltfremd und selbstverliebt.

Traurig ist die Reaktion des Autors, dass doch alles unternehmerisches Risiko wäre- warum dann erst die Stellungnahme, dass es so traurig ist? FitBit ist ja so böse. Waren ja auch gar nicht meine Worte mit dem Risiko. Wie schon einige schrieben, FitBit hätte es auch richtig ausschlachten können- hat es aber nicht. Und welche Firma würde bitte die Software lizensiert übernehmen..? Es geht um reinen Profit in dieser Gesellschaft und wer was anderes denkt, sollte mal diese Einstellung überdenken. Schade, dass andere Sichtweisen abgeblockt werden ohne diese richtig ernst zu nehmen. Und seine eigene Meinung muss man natürlich nicht rechtfertigen, es hätte nur gut zum Verständnis des Denkens vom Autor geholfen - lieber Herr Trust.

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