Momentan spaltet sich die über Apple berichtende Presse grob in zwei Lager: Jene, die mit den vorgelegten Quartalszahlen scheinbar den Untergang des iPhone-Herstellers für unabwendbar halten und jene, denen der ganze Börsen-Zinnober nicht so wichtig zu sein scheint.
Zu letzterem Schlag Mensch gehört im Übrigen auch Tim Cook, Apples CEO, selbst. Natürlich wird sich Cook über steigende Börsen-Werte freuen. Und natürlich ist ihm daran gelegen, dass sein Unternehmen weiter wächst. Sonst wäre er auch fehl am Platz. Vor fast exakt zwei Jahren machte er aber während einer Aktionärs-Versammlung klar, wo seine und Apples Prioritäten wirklich liegen. Damals wurde vom konservativen National Center for Public Policy Research (NCPPR) gefordert, dass Apple sich doch bitte aus allen nicht profitablen Programmen, wie denen zum Zwecke der Nachhaltigkeit, zurückziehen und zukünftig nur noch in solche Projekte investieren möge, die unmittelbar der Profitmaximierung dienten.
Cook reagierte damals in einer ungehaltenen Weise, wie man sie ihm bis dato überhaupt nicht zugetraut hätte und wird mit den Worten „Wenn wir daran arbeiten, unsere Geräte nutzbarer für Blinde Menschen zu machen, dann gucke ich nicht auf die verdammte Kapitalrendite.“ (When we work on making our devices accessible by the blind, I don’t consider the bloody ROI.)
Mit dieser Aussage im Hinterkopf dürfte ihn die Tatsache, dass Apples Börsenwert nach der Bekanntgabe der Quartalszahlen um 40 Milliarden Dollar (das entspricht ungefähr dem aktuellen Wert von Netflix) eingebrochen ist sichtlich nicht glücklich stimmen – es ist aber auch nicht davon auszugehen, dass ihm diese Tatsache allzu viele schlaflose Nächte bescheren wird.
Apple schlägt die komplette Konkurrenz
Abgesehen davon, dass ein Gewinn von 10,5 Milliarden US-Dollar in einem Quartal schon für sich genommen ein fantastischer Wert ist, kann ein Blick auf die Konkurrenz nicht schaden, um Apples letzte Quartalszahlen ins rechte Licht zu rücken.
Wenn man an Technik-Konzerne neben Apple denkt, kommen einem vermutlich schnell die drei Namen Facebook, Microsoft und Alphabet (Google) in den Sinn, die ebenfalls unlängst ihre Quartalszahlen veröffentlicht haben. Zusammen kommen die drei Tech-Giganten im etwa gleichen Zeitraum auf einen Profit von 9,5 Milliarden US-Dollar. Den Löwenanteil davon sackte Alphabet mit 4,2 Milliarden, dicht gefolgt von Microsoft (3,8 Milliarden) und Facebook (1,5 Milliarden) ein.
Nach unfassbaren 13 Jahren in denen Apple ausschließlich Rekord-Quartalszahlen vermelden konnte, spielt man in Cupertino in einer so dermaßen eigenen Liga, dass selbst ein nach allen Börsen- und Finanzregeln als schlecht zu wertendes Quartal ausreicht, um die Gewinne der Konkurrenz wie Taschengeld wirken zu lassen.
Einen anderen, ähnlich krassen Blickwinkel präsentierte Bloomberg: Demnach ist Apples Quartalsgewinn höher, als der Jahresgewinn(!) fast aller Unternehmen im S&P-500-Index. Nur 15 Firmen konnten demnach einen höheren Jahresgewinn erzielen als Apple in diesen drei „katastrophalen“ Monaten.
Abhängigkeit vom iPhone kein Grund zur Panik
Ein echtes Problem hat dieses Quartal dennoch offenbart: Apples große Abhängigkeit vom iPhone. Das Smartphone ist mit weitem Abstand Apples Umsatz- und Gewinnbringer und so schlägt eine Delle in diesem Geschäftsbereich auch gleich massiv auf das Gesamtergebnis durch, während ein ähnlicher Verkaufsrückgang bei Macs oder – ja, die gibt es immer noch – iPods praktisch keine Auswirkung hätte, solange die iPhone-Verkäufe auf Kurs bleiben.
Natürlich ist es wirtschaftlich grundsätzlich nicht klug, das ganze Unternehmen so sehr auf eine Karte zu setzen. Andererseits hat Apple aber sicherlich auch nichts dagegen, dass das iPhone so viel besser „funktioniert“ als alle anderen Produkte, die man im Portfolio hat. Denn natürlich steht Apple, so wie es derzeit aufgestellt ist, besser da, als wenn das iPhone sich im Regelmaß „nur“ 10 Millionen Mal im Quartal verkaufte, dafür aber die Gewinn- und Risiko-Verteilung über die einzelnen Sparten gleichmäßiger wäre.
Mit Blick auf die iPhone-Verkäufe der jeweils zweiten Finanzquartale seit 2012 lässt sich aber auch klar erkennen, das bislang(!) nicht Q2/2016, sondern das Vorjahresquartal ein echter Ausreißer war. Durch die Punkte von Q2/2012, Q2/2013, Q2/2014 und Q2/2016 lässt sich eine fast gerade Linie führen. Spannend wird es erst, wenn sich diese Abwärtsbewegung auch in Q2/2017, nach der Vorstellung des iPhone 7, weiter fortsetzt. Solange gibt es keinen Grund zur Panik.
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Ich wundere mich immer, dass viele Nutzer und Redakteure so stolz sind, über die hohen Gewinne von Apple. Wir bezahlen doch die überteuerten Preise. Diese kommen halt auch zustande, da Apple Wucherpreise verlangt und die Geräte billigst produzieren lässt. Das machen zwar die anderen auch, allerdings haben die dann auch entsprechende Preise.
In etwa das gleiche wollte ich auch grad schreiben! Ganz oft wird in Tests usw der Hohe Preis ktitisiert und 5 Minuten später im nächsten Artikel, wird stolz verkündet das Apple wieder Rekord Gewinne hat...Naja, wir sind ja alle so blöd und kaufen den überteuerten Mist ( mich eingeschlossen)!
ist ihren Preis wert. Für Schund ist jeder Billigpreis zu viel.
Man gönnt sich auch sonst alles.
Die meisten kaufen sich auch Autos die sie gar nicht wirklich brauchen. Es giebt auch viel günstigere Autos mit denen man auch vernünftig fahren kann.
Wir sind doch alle froh, dass es Audi, BMW, Merzedes usw gibt und nicht nur Hyundai, Daweoo, Kia usw.
Also freut euch an schönen technischen Meisterstücken, wenn wir es uns leisten können. Wir leben nur einmal. ;-)
Woher willst du wissen, dass die Preise überteuert sind? Weil Apple viel Gewinn macht. Die Preise sind nicht überteuert - es sind Marktpreise. Ein Kunde (und dabei ist es egal, ob Apple, BMW, Adidas oder andere Premiumhersteller) kauft sich diese Waren, weil er weiß, dass es sich um Extra-Qualität handelt. Ein angeblich hoher Preis ergibt noch lange nicht deine Gesamtkosten oder -schmerzen. Du weißt wie alle anderen Leute der Szene auch, dass der Administratorenaufwand deutlich geringer ist, die Geräte länger halten und einen höheren Wiederverkaufswert besitzen. Vom Stressfreien Arbeiten bis hin zum schnelleren besseren Ergebnis einmal ganz abgesehen.
Also was soll das Gelaber mit den Wucherpreisen? Apple haut hier niemanden ums Ohr. Sie machen ein Angebot und die Kunden akzeptieren es oder nicht. Wenn sie es akzeptieren wissen sie in der Regel auch, worin der Mehrwert besteht. Und ich denke auch - jetzt wo Apple bei vielen Angeboten eher schon Massenware ist - dass die Argumentation des "Seht her was ich mir leisten kann" zunehmend die Ausnahme ist.
"Wucher" heißt immer, dass jemand mit Absicht andere über das Ohr haut, also betrügt oder Notlagen ausnutzt. Du bist dir über deine Wortwahl und deren Bedeutung gar nicht richtig im Klaren. Statt zu überlegen bedienst du dich einfach billiger Vorurteile. Vergleichbare Hardware anderer Hersteller ist auch nicht viel günstiger. Auch dürftest du wissen. Gewinn hat auch immer etwas mit Kosten zu tun. Die dürften bei Apple vor allem in der Entwicklung günstiger sein, weil sie in vielerlei Hinsicht mehr Erfahrung haben - ob beim Design oder auch in der Entwicklung und Anwendung von Hochtechnologien. Wer bietet denn sonst noch Hard- und Software gemeinsam an? Wer hat denn die Ingenieure, die ein Handy oder ein MP3-Player auf eine neue technologische Stufe stellen können - auf eine, die der Massenmarkt auch annimmt? Alle Vorgänger haben viel Geld verbraten für nichts, viel Geld in Werbung gesteckt, schlecht handelbare Produkte entwickelt und vor allem sich in die Preisabwärtsschraube begeben, um die am Markt nicht so beliebten Produkte doch noch irgendwie los zu werden.
Apple macht das alles anders - und wie gesagt: Sie haben das Know how und seit gut 15 Jahren keine Rohrkrepierer entwickelt und auf den Markt geworfen. Sprich: Die Kostenbilanz wurde nicht durch solche Fehlschläge gebeutelt. Allgemein gesagt: Angebote sind immer ein Risiko für den Anbieter.
Aber dies alles hat nicht mit deinen oberflächlichen Schlussfolgerungen zu tun. Es sind weder überteuerte noch Wucherpreise. Es sind Marktpreise, die Millionen von Kunden bewusst akzeptieren, weil sie genauestens einen Mehrwert für sich erkannt haben. Und es sind Gewinne, die nicht nur von den Verkäufen stammen. Die Verluste sind einfach marginal im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen auf der Welt.
Respekt vor Apple,
kein Unternehmen erwirtschaftet solche Renditen wie Apple, dafür sollte man schon Respekt haben, ich kaufe mir doch kein Gerät eines schlecht wirtschafteten Gradler-Unternehmens.
Auch wenn hier immer wieder die berühmte deutsche Neiddebatte entfacht wird weil Apple ein unglaubliches Ergebniss nach dem anderen produziert, gilt doch immer noch:
Neid ist das höchste Maß an Annerkennung, weil, wer nichts hat und nichts kann, auf den ist niemand neidisch.
mit Investoren und ohne Kunden hat ein Problem. Umgekehrt weniger.
Kaum sind die Zahlen schlechter muss man sich mit anderen Vergleichen :)
Wenn ich mich nicht irre sind aber die anderen drei nach oben gegangen...
Eigentlich ist der letzte Absatz des Autors der überhaupt entscheidende. Leider lese ich genau DIE Begründung seit einer Woche sonst nirgendwo. Dass Q1/2015 und Q1/2016 (jeweils die Weihnachtsquartale nach Einführung der größeren iPhone 6/6s +plus) und die darauf folgenden Q2/2015+2016 in der gesamten Linie die Ausreißer waren/sind, ist mir schon gleich nach Veröffentlichung aufgefallen. Analog könnte man auch den langjährigen Aktienkurs nehmen. Da war das Allzeithoch im letzten Jahr auch eher eine Übertreibung, die jetzt wieder in eine normale Bahn gerückt ist. Die Linie kann man dort nämlich auch schön ansetzen und dies erkennen. Und die Linie ist eben sowohl bei den langjährigen Quartalszahlen als auch dem resultierenden Aktienkurs immernoch gen Norden gerichtet.
Die "ungesunde" Übertreibung fand schlicht und einfach letztes Jahr mit dem aufgestauten Kaufboom der großen iPhones statt.
Und wie im Text auch beschrieben, wird es erst kritisch, wenn die Quartalszahlen bzw. Verkaufszahlen nächstes Jahr und übernächstes gegenüber DIESEM Jahr einbrechen würden. Erst dann siehts schwierig aus.
Als Aktionär der neuerliche Kursverlust zwar grad etwas bitter, aber ich freue mich, das die ungesunde Übertreibung jetzt erstmal raus aus dem Kurs ist.