In einem Blog-Betrag schaltet sich Microsoft in die Diskussion um Geschichtserkennung und die technischen Möglichkeiten ein. Zu Wort meldet sich der Leiter der Rechtsabteilung Brad Smith. In seiner Eigenschaft als „Chief Legal Officier“ gibt er zu bedenken, dass jede Technologie und jedes Werkzeug einen guten oder einen schlechen Nutzen haben könnte. So könne man mit einem Besen den Hof kehren oder jemanden erschlagen. Je größer die Technik, desto größer der mögliche Nutzer oder der potenzielle Schaden führt Microsoft Chef-Justiziar Brad Smith aus.
Die Gesichtserkennungstechnologie wirft Fragen auf, die den grundlegenden Schutz der Menschenrechte wie Privatsphäre und Meinungsfreiheit betreffen. Diese Probleme erhöhen die Verantwortung für Technologieunternehmen, die diese Produkte herstellen. Seiner Meinung zufolge fordern sie auch eine durchdachte staatliche Regulierung und die Entwicklung von Normen für akzeptable Nutzungen. In einer demokratischen Republik gebe es keinen Ersatz für die Entscheidungsfindung von gewählten Vertretern in den Fragen, die ein Gleichgewicht zwischen der öffentlichen Sicherheit und dem Wesen unserer demokratischen Freiheiten erfordern. Die Gesichtserkennung wird sowohl den öffentlichen als auch den privaten Sektor zwingen, einen Standpunkt zu beziehen und entsprechend zu handeln.
Allerdings bleibt die Frage, ob sich Microsoft mit dem Ruf nach staatlicher Regulierung nicht einfach aus der Verantwortung stehlen möchte. Jedenfalls dürfte es nicht ausreichen, nach China zu schauen. Dort errichtet der Staat unter autokratischer Leitung einer Partei eine technische Dystopie mit visueller Totalüberwachung. Menschen, die bei Rot über die Straße gehen, werden bei ihnen Nachbarn an den Pranger gestellt. Ein Social-Scoring-System bewertet jeden Bürger und sanktioniert Fehlverhalten.
Einen Mausklick entfernt von der Zustimmung zur neuen Datenschutzgrundverordnung holt sich Facebook das OK ein für Geschichtserkennung, während Amazon seine Geschichtserkennung verkauft an Polizei und Militär sowie staatliche Dienste in den USA.
Doch auch bei „uns“ erfolgt Überwachung. Im Nachgang des G20 in Hamburg wertet die Polizei freiwillig eingesendete Handy-Videos mit Gesichtserkennungssoftware aus – auf der Suche nach Straftätern.
In Berlin etwa „testet“ das Innenministerium die Überwachung des Ostbahnhofs.
Gesichtserkennung, das ist längst mehr, als der Fokus der iPhone-Kamera auf das Selfie-Lächeln. Der Computer erkennt längst die Stimmung des Aufgenommenen, kann Geschlecht und Alter erschreckend zuverlässig bestimmen und Bewegungsbilder von Menschen erstellen, die sich durch den überwachten Raum bewegen.
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Bravo Microsoft! Bravissimo! Sehr guter Ansatz. Der Konkurenz eben immer in allen Bereichen voraus.... ;-p