Apple hat heute auf der WWDC-Keynote mehr oder weniger das getan, was man erwartet hat und Software gezeigt (aber auch Hardware). Der Mac bekommt im Herbst sein Update und es wird „High Sierra” heißen. Wer sich noch an Snow Leopard oder Mountain Lion erinnert, riecht den Braten bereits: Es gibt vor allem Änderungen unter der Haube.
Höher, weiter, schneller
Man kann sagen, dass es wohl nicht viele Änderungen geben wird, die dem Nutzer ins Auge springen werden. Die meisten davon werden mit Safari ausgeliefert. Safari wird mal wieder ein neues JavaScript-System bekommen und Apple behauptet stolz, dass es den Browser 80% schneller macht als Google Chrome und dabei seine Akkulaufzeit beibehält. Außerdem will Apple aus dem Web einen ruhigeren Ort machen und unterbindet die automatische Wiedergabe von Videos. Darüber hinaus wird man sich um die Privatsphäre kümmern. Safari soll in der Lage sein, zu entscheiden, welche Daten von welcher Webseite kommen und sie auch dort lassen. Das bedeutet, dass man bei einer Suche bei Amazon nach Unterhosen nicht mehr noch Wochen im Anschluss Unterhosenwerbung auf anderen Seiten sehen wird.
Apropos schneller: Schneller wird auch Mail. Denn Die Suchfunktion soll nun mit der Spotlight-Technologie versehen werden und die Top-Treffer wie auf dem iPad anzeigen. Darüber hinaus plant Apple eine Split-View-Anzeige und will 35 Prozent weniger Speicherplatz auf der Festplatte für eine gegebene Anzahl von Mails verwenden.
Unter der Haube gibt es Neues
Im vergangenen Jahr hat Apple bereits mit APFS ein neues Dateisystem vorgestellt. Es ist auf 64-Bit ausgelegt und für Flash-Laufwerke optimiert. Experimentell ist APFS bereits in macOS Sierra enthalten, in iOS 10.3, watchOS 3.2 und tvOS 10.2 wird es bereits verwendet. Ab macOS High Sierra kommt es auch auf dem Mac zum Einsatz. Es spielt seine Vorzüge vor allem beim Zugriff auf Daten aus und beim Klonen. Darüber hinaus wurden Features wie Verschlüsselung direkt ins Dateisystem integriert.
In Mac OS X 10.4 Tiger wurde erstmals der Video-Codec H.264 vorgestellt. Nach gut 12 Jahren ist es Zeit für etwas Neues - in macOS High Sierra gibt es H.265 in Form eines Software-Encoders. Neuere Macs können den Codec sogar per Hardware encodieren. Das kommt natürlich auch den Pro-Apps wie Final Cut Pro X zu Gute.
Was die Grafik angeht, so dürfen wie uns auf Metal 2 freuen. Es soll eine bis zu 10-mal-schnellere Schnittstelle im Vergleich zum Vorgänger sein. Des Weiteren ist Apple endlich den Schritt gegangen und lässt die grafische Oberfläche per Metal berechnen. Das dürfte Vorteile bringen, wenn es um Animationen geht, die je nach Setup und Hardware zuweilen etwas ruckelig daherkamen.
Metal 2 soll zudem für externe Grafikkarten verwendbar sein. Um das auszuprobieren, hat Apple ein Entwickler-Kit angekündigt, bestehend aus einem Thunderbolt-3-Gehäuse mit einer Radeon RX580 und USB-C-Hub. Das langfristige Ziel ist aber Virtual Reality. Apple hat im Vorfeld bereits seine Fühler in Richtung Valve sowie Unity und Unreal ausgestreckt. Offenbar darf man sich darauf Unterstützung für Steam VR freuen.
Beta für Entwickler und für alle
Standesgemäß wird heute die erste Entwickler-Beta für registrierte und zahlende Entwickler veröffentlicht. Sie kann ab sofort heruntergeladen werden. Ab „Ende Juni” und damit früher als in den Vorjahren wird die öffentliche Beta-Version veröffentlicht. An ihr können alle interessierten Nutzer teilnehmen, die sich zuvor dafür auf der Apple-Webseite angemeldet haben. Wie immer gilt: Egal wie früh man an die Vorabversion kommt, man sollte sie nur nutzen, wenn man aktuelle Backups hat und nicht zwingend auf die korrekte Funktion des Macs angewiesen ist.
Andernfalls kommt die fertige Version im Herbst für alle, auch ohne Anmeldung. Interessant ist hierbei, dass Apple diesmal keine Macs aus dem Support nimmt. Alle Apple-Computer, die bereits macOS 10.12 Sierra nutzen konnten, werden auch macOS 10.13 High Sierra erhalten. Das Update wird selbstverständlich kostenlos sein.
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Apple weis ganz genau das durch Quantität die Qualität seit Snow Leopard enorm nach gelassen hat. Jetzt endlich wird wieder für den professionellen Einsatz entwickelt und optimiert.
Zwischen Snow Leopard 10.6.8 und Sierra 10.12 gab es nur Schrott. Sierra 10.12 ist wieder akzeptabel geworden und hoffe mit High Sierra 10.13 wirklich auf eine Leistungsverbesserung und nicht auf neue Probleme!!!
Alles schön und gut. Wer den Mac allseitig verwendet, hat sehr viel Drittanbieter-Software, da es immer Jahre dauert bis Apple - wie bei iOS - erfolgreiche Produkte "kopiert" (Taschenlampe in iOS ist so ein altes Beispiel). Mit dem neuen Dateisystem wird sehr viel abgestreift. Viele Anbieter haben nicht die finanziellen Mittel, um eine komplette Umschreibung ihres Codes tragen zu können. Apple weiß das und möchte es deshalb. Kundenbindung kann zwanghafter werden. Kühler Kopf und Beobachten ist gefragt.
Bis auf ganz wenige System-Tools dürfte keine Anwendungssoftware so tief im System stecken, um etwas von Dateisystemen mitzubekommen. In den Release-Notes von Apple steht, dass es hier und da (z.B. mit Outlook und Spotlight) Probleme gibt, aber die Schuld hat sich Apple explizit selbst gegeben. Normalerweise wird beim Lesen oder Schreiben von Dateien auf die System-API zugegriffen, die wiederum letztendlich mit dem zuständigen Treiber (HFS+, NTFS, FAT32, exFAT oder neu APFS) kommuniziert, der dann den Vorgang ausführt. Für den Entwickler ändert sich dadurch nichts.
Falls das eine Anspielung darauf ist, dass einige Programme explizit ein Dateisystem wünschen, das nicht zwischen Groß- und Kleinschreibung unterscheidet: Einerseits ändert sich wegen APFS nichts, andererseits war das Programm dann schon immer unsauber programmiert.