Manchmal geht man so ganz

Kolumne: Die Zeit der Apps ist vorbei

Autor Frank Krug stellt für Mac Life die krude These auf, dass die Zeit der Apps vorbei ist. Dabei beruft er sich in seiner Kolumne allerdings auf Statistiken, und zwar solche, die die Nutzung von Apps auf Smartphones und Tablets wie dem iPhone oder iPad in einen Kontext setzen. In Deutschland ist der Trend noch nicht angekommen, aber das hat unser Ländle schon beim Tamagotchi gekonnt.

Von   Uhr

Die Zeit der Apps ist vorbei. Auch wenn Deutschland sich gegen den weltweiten Trend stemmt und die Nutzung weiterhin leicht steigt, stehen die Zeichen auf Abschied.

Schade eigentlich. Schon wieder etwas, an das ich mich gerade gewöhnt hatte. Die Zeit, die ich benötige, um gewisse Abläufe in meinen Alltag zu integrieren, ist eindeutig zu lang.

Ich stelle mir das wie eine Pusteblume vor. Die kleinen Samen haben sich längst verteilt, und ich halte nur noch den kahlen Stängel in der Hand. Ob es Apple gelingt, diesen Stängel wieder blühen zu lassen, wird sich bald zeigen. In der Zwischenzeit finde ich mich damit ab, den weg gewehten Samen überall zu begegnen. Als Bots getarnt haben sie sich an den unterschiedlichsten Orten eingenistet und drängen sich mir penetrant auf. Wie ein fürsorglicher Nachbar, der ständig klingelt, weil er für mich mitgekocht hat. Ich habe aber gar keinen Hunger. Hau ab und lass mich in Ruhe! Deine Fleischklößchen sind widerlich! Außerdem entscheide ich selbst, wann gegessen wird.

Früher war alles klar geregelt. Als ich noch selbst bestimmen konnte, wann ich wessen Dienste in Anspruch nehmen möchte. Da saßen die Apps brav in Reih und Glied auf dem Display und warteten geduldig auf mein Startsignal. Ohne sanften Fingerdruck lief da gar nichts. Jetzt kann schon ein versehentlich laut ausgesprochener Name eine Lawine von Verkettungen auslösen, an deren Ende ich mit etwas zwangsbeglückt werde, das mich ebenso beseelt wie die widerlichen Fleischklößchen des Nachbarn. Fürsorglichen Eltern sei daher wärmstens empfohlen, unbedingt weitere Vornamen auf den Index zu setzen. Zwischen Nutella und Talula ist noch Platz für Alexa.

Nur: Was lässt sich dagegen tun? Ich denke, nicht viel. Ist der Stängel einmal kahl, kommen die Samen nicht zurück – auch wenn der Wind sich dreht. Weg ist weg. Was bleibt, ist die Hoffnung, den einen oder anderen Dienst als App auf dem Flohmarkt wiederzufinden. Irgendwo zwischen den Vinyl-Ausgaben einer alten Scheibe aus den Achtzigern. Ich sehe mich da schon stehen. Verschämt zwischen den Covern wühlend, um dann im richtigen Moment beiläufig zu fragen: „Haben Sie das vielleicht auch als App?“

Und wenn ich nichts finde? Wozu noch der Stängel? Zum Telefonieren? Musik hören? Sollte ich mich nicht endlich davon trennen? Ab auf den Kompost! Es sei denn … vielleicht fällt mir ja doch noch was ein. Vielleicht lassen sich die ganzen Apps ja wiederfinden. Aber jetzt bloß nicht rührselig werden. Das ist wie bei einem Gremlin, der mit Wasser in Berührung gekommen ist. Plötzlich wird aus der kuscheligen App ein hämisch grinsender Bot, der mich von früh bis spät terrorisiert. Warum dann nicht den welken Stängel nutzen, um den Bot zu lokalisieren und letztendlich unschädlich zu machen. Als Botbuster sozusagen. Ich bin mir noch nicht sicher, wie das funktionieren kann, werde mich aber vorsichtshalber schon mal in die Schlange vorm Patentamt einreihen. Nur damit die Herren aus Cupertino mir nicht wieder zuvorkommen.

Zum Autor

Frank Krug ist seit vielen Jahren in der Apple-Branche tätig und freier Autor. Er schreibt eine regelmäßige Kolumne für Mac Life.

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Ist das Bill Gates ohne Haare?

So leid es mir tut das zu sagen, aber: ersetzte "der" durch "von" und das "s" durch "le"...

Ja genau, Recht hat der Autor!

Auch scheint die Zeit des Internets irgendwie abzulaufen, immer mehr Hotels ohne WLAN oder 3G.

Back to basic !

hiessen die Dinger Programme, dann Anwendungen, dann Apps. Jetzt dann Bot?
Äh, na und. Neue Namen sind auch Schall und Rauch. Auch wenn Turbo oder Pro oder geil oder sonstwas neues dran angehängt wird. Ohne Software geht nichts.

Eine schöne Kolumne. Ich denke auch dass langsam aber sicher die Zeit einiger Apps abläuft. Die künstliche Ki wie Siri, Alexa und co. übernehmen in Zukunft immer mehr Aufgaben der Apps.

Ich bin seit Anbeginn des Appstores von Apple mit dabei und anfangs haben die kleinen Anwendungen richtig Spaß gemacht immer wieder was neues zu entdecken. Für 0,79 Euro Cent gab es die schon und zum testen gab es light Versionen. Gibt es überhaupt noch Apps für unter 1€? Die light Versionen sind ganz verschwunden. Kostenlos bedeutet heute viel Werbung und ist fast schon eine Zumutung.

Was meiner Meinung nach auch zum Tod der Apps führen wird sind die Abomodelle. Für mich ist das pure abzocke was hier teilweise verlangt wird und absolut unverschämt. Da wundert man sich noch dass das niemand mitmacht? Der Vorteil der immerwährenden Verfügbarkeit, habe ich mir selbst eingebildet, ist auch dahin. Es wurde schon mehrfach von mir teuer bezahlte Apps für immer aus dem Apple Netztwerk gelöscht, demnächst wird es wohl alle 32 Bit Anwendungen treffen. Für sowas soll ich auch noch Geld ausgeben damit ich einiges dann zweimal kaufen darf?

Alles was mehr als 1 Euro kostet ist also Abzocke. Deiner Meinung nach arbeiten Softwareentwickler also ehrenamtlich. Hat man einmal 79 Cent für eine Light Version gezahlt, bekommt man selbstverstänlich lebenslängliche Updates. Natürlich auch wenn das Betriebssystem nicht mehr existiert, schließlich hast du ja eine Inverstition fürs Leben gemacht. Womit verdienst du eigentlich dein Geld? Bist du staatlich angestellter Lebenskünstler? Oder studierst du Sozialpädagogik im 23. Semester?

Genau das ist das Problem. Durch Apps entstand Billig-Software, mit billig meine ich nicht günstig, sondern schwach, schlecht, minderwertig. Dann kam langsam die Zeit als Smartphones genug Leistung hatten, um mehr zu können. Dann kamen Professional-Apps etc. Plötzlich ging es nicht mehr darum, ein virtuelles Bierglas leerzusaufen, sondern darum PDFs und andere Dokumente professionell zu bearbeiten. Durch die Erfindung der Tablets wurde der Mobile-Bereich dann noch mehr zum richtigen Computer und langsam stieg die Qualität der Apps massiv an und somit auch der Preis. Doch die Kunden, die drei Jahre Billig-Apps downloaden konnten, wollten davon nichts wissen, die Zeiten, in denen es üblich war, ein paar Hunderte für Software zu zahlen, schien vergessen. Und somit entstand eine nicht zu verwirklichende Erwartungshaltung, alles sollte qualitativ und gratis sein. Das ist der Grund, warum man sich heute auf jeder Scheiss-Website mit Werbung herumschlagen muss, warum überall, wo es geht, Nutzerdaten gezogen werden etc. Wenn man Geld nicht mehr durch den Verkauf erzielen kann, muss man's halt hintenrum machen.

Was die 32-bit Apps betrifft, die 32-bit Geräte sind eh bald weg vom Fenster. Ausserdem ist es möglich, die App anzupassen, ohne sie neu zu veröffentlichen.

In einem gebe ich dir Recht: Abo-Modelle sind für Apps ohne Dauerservice ungeeignet.

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