Hollywoodreife Behauptung

Kaspersky Labs Anti-Virus-Software half russischen Hackern angeblich NSA zu bespitzeln

Hat Kaspersky Lab beim Bespitzeln des US-Geheimdienstes NSA geholfen? Aktuell überschlagen sich in US-Medien die Ereignisse. Tag für Tag gibt es neue Enthüllungen von New York Times, Washington Post oder dem Wall Street Journal. Den Berichten zufolge soll das Moskauer Softwarehaus Kaspersky Lab wissentlich mit seiner Anti-Virus-Software bei Spionage von Geheimdienst-Dokumenten der „National Security Agency“ (NSA) geholfen haben. Das Unternehmen wehrt sich gegen die Vorwürfe und bietet seine vollumfängliche Hilfe bei der Aufklärung an.

Von   Uhr
2 Minuten Lesezeit

„Das kannst Du Dir nicht ausdenken, sowas!“ – Verfolgt man die US-Medienberichte in den letzten Tagen, liest man einen IT-Spionage-Krimi. Darin spielt selbst der israelische Geheimdienst Mossad eine zentrale Rolle.

Die Ereignisse überschlagen sich. Zunächst hieß es, die Software sei „benutzt worden“, um Geheimdienst-Dokumente der NSA an russische Hacker zu liefern. In dieser Formulierung schien eine Beteiligung des Unternehmens unwahrscheinlich. Hacker hätten sich eine Sicherheitslücke im Programm zunutze machen können.

Doch US-Offizielle sollen nun gegenüber dem WSJ bestätigt haben, dass eine Beteiligung von Kaspersky Lab zwingend notwendig sei. Selbst wenn der Softwarehersteller nicht in Gänze Bescheid gewusst haben muss, so müsse doch mindestens ein Mitarbeiter in die Aktivitäten involviert gewesen sein.

Die Entdeckung, dass die Antivirus-App überhaupt eine Rolle gespielt haben soll, stammt vom israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad. Dieser soll sich in das Netzwerk Kaspersky Labs gehackt haben und Angehörige des US-Geheimdienstes über einen Vorfall im September 2015 informiert haben.

Was war passiert?

Ein „Mitarbeiter“ der NSA soll geheime Dokumente auf einen Computer kopiert haben, auf dem auch Kaspersky Labs Anti-Virus-Software installiert war. Während die Washington Post die Person Mitarbeiter (engl. „employee“) nennt, ist im Wall Street Journal zu lesen, es sei ein „Subunternehmer“ (engl. „contractor“). So soll russischen Hackern ermöglicht worden sein, sich der Informationen anzunehmen. Die Dokumente sollen so letztlich in den Händen der russischen Regierung gelandet sein, die nun über die Softwarewerkzeuge der NSA Bescheid wüsste.

Eine modifizierte Version der AV-Software soll nach besonderen Schlüsselwörtern in Dokumenten geforstet haben, und diese speziell markiert. Mit dem Internet verbunden wurde die Software zum Einfallstor für russische Hacker, die darüber Zugriff auf die Informationen erhielten. Während der Mossad genau dieses Verhalten beobachtet haben will, kann das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auch nach eingehender Untersuchung keine Manipulation an der Software feststellen. Letzteres berichtet aktuell die Agentur Reuters. Entsprechend wird seitens Deutschland keine Warnung ausgesprochen, die AV-Software zu verwenden – weltweit soll sie auf mehr als 400 Millionen Systemen installiert sein. Ganz anders in den USA. Dort wurde seit Bekanntwerden rigoros vor der Verwendung von Software der Moskauer Firma gewarnt. Seit September wird deshalb Software von Kaspersky Lab von Computern der US-Regierung gelöscht.

Kaspersky Lab wehrt sich

Das russische Unternehmen hat sich bereits am Mittwoch in einer offiziellen Stellungnahme zur Wehr gesetzt. Die berichteten Vorwürfe seien unwahr. Man sei bereit den US-Behörden vollumfänglich bei der Aufklärung der Sachverhalte zu helfen.

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Kaspersky Labs Anti-Virus-Software half russischen Hackern angeblich NSA zu bespitzeln" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Antirussische Verschwörungstheorien. Mit jedem einzelnen Stück US-Soft- oder Hardware kaufen sich die Benutzer Einfallstore für US-Geheimdienste ein. Und das schon seit Jahrzehnten. Siehe Edward Snowden und Wikileaks. Bei chinesischen Produkten ebenfalls. Einzig Apple scheint da Zurückhaltender zu sein. Bewiesen ist das aber auch nicht. Auf jeden Fall ist davon auszugehen, dass auch die USA auch in der BRD Industrie - und Wirtschaftsspionage in großem Stil betreibt. Dagegen ist die erwiesene Massenüberwachung durch die USA, mit zweifelhaftem Nutzen, schon fast Vernachlässigbar.

So lenkt man von eigentlichen Problemen ab - und das nicht nur in den USA. Die Leute brauchen etwas, damit sie sich aufregen können. Ach ja - und Angst verbreiten ist ohnehin ein tolles Instrument, um die Bevölkerung in Schach zu halten. War schon immer so.

Leider ist es Sitte geworden, statt Tatsachen platte Halbwahrheiten und Vermutungen in großem Stil zu verkaufen. Durch die Komplexität der Welt ist es heute leider meistens nicht mehr möglich objektiv zu berichten. Oft fehlt das Hintergrundwissen der Autoren - tja und komplexe Zusammenhänge will der einfach denkende Mensch auch gar nicht. Schwarz oder weiß? Das genügt als Antwort. Das kann man auch wunderbar als Realität akzeptieren. Auftrag erfüllt!

Wie kann ein US-Geheimdienst auch russische Software verwenden? Selbst schuld! Zumal ich von Kaspersky nicht viel halte, nachdem sich vor einigen Jahren reihenweise aufgeschreckte User meldeten wegen einer Virenwarnung vor unserem Webserver. Der Grund? Mac-Server auf der einen und Kaspersky auf der anderen Seite. Für die war jeder Apple-Server ein Virus. Nastrowje!

So ein Schwachsinn.
Die Software ist genauso gut (oder schlecht) wie jede Andere. Jede andere Software lässt sich genauso durch Schwachstellen missbrauchen. (Und Fehlerfrei ist auch keine Software, bezüglich ihrer Bemerkung mit ihrem angeblichen Apple-Server.)
Aber nutzen Sie ruhig eine amerikanische Software in dem Glauben, absolut sicher zu sein. Edward Snowden wird sie schallend auslachen. Die NSA ebenso.

Ich kann nutzen, was ich will und egal von wo es stammt. Aber eine US-Behörde, die eine nicht-US-Software verwendet in einem Sektor, in dem es ausreichend US-Angebote gibt? Noch dazu ein Geheimdienst! Wie Sie schon schrieben: So ein Schwachsinn.

Ich fände es schön, wenn MacLife nicht kritiklos amerikanische Propaganda übernehmen würde.
Wenn man auch nur etwas aufmerksam die Entwicklungen der amerikanischen Geheimdienste in den letzten Jahren verfolgt hat und dabei die Rolle von Kalifornischen IT-Unternehmen, ist es nur logisch dass diese in letzter Zeit das Vertrauen ihrer Konsumenten verloren haben und andere Player (z.B. Kaspersky) dadurch an Einfluss gewonnen haben. Diesen Einfluss möchte man logischerweise wieder zurückgewinnen. Und da ist es die übliche Methode in den USA, mit Geheimdienstberichten Politik zu machen (die sich im Nachhinein fast immer Lüge herausstellen). Das kann man nicht verhindern.
Aber solche Meldungen kritiklos zu übernehmen finde ich problematisch, MacLife. Zeigt lieber, dass ihr unabhängig seid und selbst recherchieren könnt!

Verzeihen Sie mir die Anmerkung, aber Sie müssen scheinbar einen anderen Artikel gelesen haben oder kein deutscher Muttersprachler sein. Sonst hätten Sie viele Anspielungen gelesen wie "Hollywoodreife Behauptungen" oder "Sowas kannst Du Dir nicht ausdenken" und vor allem den vielen Konjunktiv in den Formulierungen.

Daumen hoch. Der Artikel war super!

@Alexander Trust
Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich hätte mir nur gewünscht, dass die Kritik noch klarer ist.

Bevor sich jetzt aber in die umfangreichen Geheimdienstfiles eingearbeitet wird, um absolute Sensationsmeldungen vorzubereiten, wäre ich mit Korrekturlesen hier und da schon zufrieden :D

Das ist jetzt so hilfreich wie ein Kropf. Was bemängeln Sie denn? Natürlich unterlaufen uns Fehler, nur ist nicht jedes Ding, das Ihnen aufstößt, auch tatsächlich ein Problem. Ich kann gerne meine Artikel fünfmal lesen, nur dann bekomme ich am Ende nicht mehr Geld dafür und trotzdem bedeutet das nicht gleichzeitig, dass weniger Fehler drin wären. Wenn man viel vor dem Bildschirm arbeitet und häufig auch mit der Uhr im Blick, dann wird man irgendwann, wie es so schön heißt, betriebsblind. Ich habe neben Informatik auch Linguistik studiert und kenne mich mit Fehlern sehr gut aus. ^^ Wenn Sie mit mir über ebensolche diskutieren wollen, und ich Sie ernst nehmen soll, müssten Sie dann also ein wenig genauer werden. ;)

P.S.: Ich habe nach dem Kommentar den Artikel nochmal mit ein wenig Abstand gelesen und eine Handvoll Fehler korrigiert. Trotzdem gilt das oben Geschriebene. ;)

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.