Okay, nehmen wir die große Enttäuschung des Abends gleich vorweg: Die neue Generation der Apple Watch hört auf den Namen Apple Watch Series 10 – und eben nicht Series X. Viele Fans, uns eingeschlossen, hatten sehr auf dieses X gehofft, hätte das doch einen ähnlich großen technologischen Sprung wie beim iPhone X oder dereinst MacOS X verheißen.
Tatsächlich aber ist das Upgrade der neuen Watch-Generation ähnlich moderat ausgefallen wie schon in den vorigen Jahren. In diesem Jahr gibt es im Wesentlichen ein größeres Display, den ersten Wide-Angle-OLED-Bildschirm von Apple überhaupt sowie ein dünneres Gehäuse. Und statt der Variante mit Edelstahlgehäuse kann als Upgrade gegenüber der Standard-Aluminium-Uhr jetzt ein Gehäuse aus Titan gewählt werden. Zugegeben: Das ist schon eine deutliche Verbesserung, allein schon, weil das eine Gewichtsreduktion um 20 % bedeutet. Dafür ist jetzt aber auch das Alu-Modell ausschließlich in langweiligen Farben zu haben. Schade.
Ganz anders die Apple Watch Ultra. Die verkauft Apple nun in einem wirklich coolen Black-Titanium-Look. Das Problem: Das ist dann auch das einzige neue Feature der Ultra-Reihe. Ja, wirklich. Die Uhr heißt sogar weiterhin Apple Watch Ultra 2, wie im Vorjahr, um ganz klarzumachen: bitte weitergehen, hier gibt es nicht zu sehen.
Was hast du gesagt?!
Etwas anders sieht das glücklicherweise in Apples Kopfhörersparte aus! Hier ist das kleinste Upgrade noch der neue AirPods-Max-Overear-Kopfhörer, der neben neuen Farben lediglich eine Ladeoption per USB-C statt Lightning mitbringt. Das ist allerdings weit weniger ein Drama als bei der Apple Watch, da der Max-Kopfhörer bereits nahezu perfekt war und in seiner Preisklasse noch immer die allermeisten Konkurrenten aussticht.
Deutlich größere Neuigkeiten gibt’s hingegen bei den Einstiegs-AirPods, die jetzt nicht nur in vierter Generation, sondern auch in zwei Variationen erscheinen – mit und ohne aktive Geräuschunterdrückung (Active Noise Cancelling, ANC). Hier sind wir ehrlich gespannt, wie gut sich diese Funktion in der Nicht-In-Ear-Version der AirPods schlagen wird.
Außerdem will Apple die Passform weiter verbessert haben, in dem sie noch mehr Ohren gescannt und vermessen haben. Da kann man nur hoffen, dass die neuen AirPods in den Ohren derer, für die die bisherigen Modelle super gesessen haben, auch weiterhin gut halten.
Wer in Sachen sicherem Sitz auf Nummer Sicher gehen will, ist weiterhin mit den AirPods Pro gut beraten, die … gleich der Apple Watch Ultra 2 kein technisches Upgrade erfahren und auf Versionsnummer 2 verharren. Freuen können sich aber alle, die bereits AirPods Pro besitzen, denn Apple wird mit einem Softwareupdate für ein großes Plus im Hinblick auf das Thema Hörgesundheit aufwarten! Unter dem Stichwort „Prävention“ werden die AirPods Pro 2 in der Lage sein, laute Geräusche (besser) herauszufiltern und so einer Hörschädigung vorzubeugen. Im Bereich „Awareness“ für Apple Hörtests ein, die medizinischen Standards genügen sollen und dir nicht nur anzeigen, in welchen Bereichen dein Gehör unter Umständen bereits nachgelassen hat. Das iPhone, mit dem du den Test durchführst, legt auch ein Hörprofil für dich an, mit dessen Hilfe die AirPods Pro 2 dann sämtliches Audio für deine Ohren anpassen kann. Das geht so oder so ähnlich schon länger mit Diensten wie Mimi Music – dass Apple das jetzt aber mit Bordmitteln (und damit deutlich einfacher) möglich macht, ist ein echter Zugewinn. Dieser Hörtest ist dann auch die Grundlage dafür, die AirPods Pro 2 als Hörgeräte zu verwenden. Wir sind uns zwar sehr sicher, dass Apples In-Ears in den allermeisten Fällen nicht werden mit echten Hörgeräten mithalten können, sind aber auch hier auf einen Test gespannt!
Das blendet ja fast schon!
Schon auf den ersten Blick, ohne auch nur ein technisches Detail erfahren zu haben, sind die neuen iPhone-16-Modelle eine Offenbarung: Auch, wenn es weiterhin kein Gerät in „Product Red“-Rot gibt – endlich wieder Gehäusefarben, die ballern! Okay, in der Hand gehalten haben wir die neuen iPhones bislang nicht, aber was Produktfotos und -videos vermitteln, ist, dass Apple den Sättigungsregler wiedergefunden hat, nach dem Pastelljahr 2023. Gut so!
Das iPhone 16 gewinnt in diesem Jahr gleich zwei neue Tasten: den Actionbutton aus dem Pro-Modell des Vorjahres und einen brandneuen „Camera Control“-Button, der uns deutlich interessanter erscheint. Schließlich ist das iPhone mindestens die Haupt-, vermutlich sogar die einzige Kamera, der meisten iPhone-User. Dieser Knopf erlaubt es nicht nur die Kamera-App zu öffnen, sondern auch auszulösen, Videos aufzunehmen (lange drücken) oder diverse Einstellungen vorzunehmen (zweimal antippen), ohne den Griff zu ändern.
Neues Bildmaterial fertigst du übrigens (natürlich) mit einer neuen Kamera an, die jetzt auf den Namen „48 MP Fusion Camera“ hört. Mit ihr kannst du Fotos mit einer Auflösung von 48 Megapixel für maximale Detailtreue machen, aber auch welche mit 12 Megapixel, bei der jedes „Fotopixel“ aus vier „Kamerapixeln“ besteht und so bessere Qualität bei schlechten Lichtverhältnissen liefert. Dazwischen liegt die „Fusion“, bei der das iPhone aus einem 48- und einem 12-Megapixel-Foto das beste der beiden Welten in ein 24-Megapixel-Foto packt. Klingt einfach, erfordert aber jede Menge Rechenpower, die das iPhone 16 dank neuem A18-Chip nun auch hat.
Tatsächlich wird, glauben wir, das iPhone 16 in diesem Zyklus für viele das Gerät der Wahl sein. Das iPhone 16 Pro benötigt praktisch nur noch, wer wirklich als Pro unterwegs ist und beispielsweise ein Musikvideo für The Weeknd damit drehen möchte.
Ja, na klar, das iPhone 16 Pro hat immer noch eine Kamera mehr für echten, optischen Zoom. Und ja, nur das iPhone 16 Pro erlaubt dir das Filmen und Fotografieren in ProRes, ProRAW und Co. und beherrscht auch sonst noch ein paar Tricks, die technisch wirklich beeindruckend sind (Etwa der neue Cinematic-Slow-Mo-Modus, der bei 120 Bildern pro Sekunde Video in 4K-Auflösung wegspeichert!), keine Frage, und ein etwas größeres Display! Was du dich fragen musst, ist, ob sie dir den Aufpreis wert sind. Das war schon immer die Frage, seit Apple die Pro-Modelle eingeführt hat – aber wir glauben, dass von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen sie mit „nein“ beantworten. Nicht, weil die Pro-Modelle schlechter würden, sondern weil die normalen Geräte so viel besser werden.
Verpasste Chance
Fast trauen wir uns nicht, es laut zu sagen … aber erinnerst du dich, an die immer mal wieder aufkeimende Diskussion, ob Apple nicht zusätzlich zu Face ID wieder Touch ID einführen sollte, für die zahlreichen Situationen, in denen Face ID einfach nicht zuverlässig funktioniert, oder funktionieren kann?
Der neue Camera Control Button schreit doch gerade dazu danach, auch als Fingerabdrucksensor zu fungieren! Aber: Vielleicht ist das Geschrei nach Touch ID auch einfach viel lauter, als der tatsächliche Bedarf groß ist.
KI is King*
Trotz der beeindruckenden iPhone-16-Modelle ist der (gar nicht mal so) heimliche Star in dieser iPhone-Saison aber Apples systemweite KI, „Apple Intelligence“.
Hier hat Apple zwar schon im Sommer, im Rahmen der WWDC (World Wide Developer Conference) fast alles gezeigt, aber eben nur fast! Neu ist die Funktion „Visual Intelligence“. Wenn du die Welt durch die Kamera deines iPhones betrachtest, kann dir dieses nun, KI sei Dank, etliche Zusatzinformationen liefern können und Aktionen ausführen. Beispielsweise aus Konzertplakaten an der nächsten Litfaßsäule Kalendereinträge generieren oder dir verraten, um welche Hunderasse bei dem Tier handelt, das du da gerade fotografiert hast.
Neu sind auch ein paar Details zum Zeitplan. Wie schon angekündigt, wird Apple Intelligence im Herbst US-English-only starten. Aber noch im Dezember sollen auch weitere englischsprachige Regionen freigeschaltet werden, bevor dann im nächsten Jahr auch anderssprachige Regionen folgen werden. Deutschland wurde dabei nicht explizit erwähnt, wohl aber Frankreich, was immerhin ein Zeichen dafür ist sein könnte, dass Apple trotz der bösen EU sehr wohl vorhat, Apple Intelligence auch nach Europa zu bringen.
Fazit
Im Großen und Ganzen haben wir einen ruhigen Apple-Abend hinter uns. Sämtliche echte Überraschungen gab es aufseiten der Software und nicht bei der Hardware. Freuen können sich alle, die in diesem Jahr ein neues „normales“ iPhone kaufen wollen. Das scheint uns den deutlich größeren Sprung gegenüber der Vorgängergeneration hinzulegen als die Pro-Version. Das macht aber auch nichts: Wer wirklich Pro ist, freut sich über jeden Fortschritt und wird auch diesem Upgrade deutlich mehr abgewinnen können als wir Normalos.
Auch gewinnbringend scheinen uns die Verbesserungen bei den AirPods zu sein. Wer hier auf neue aus ist, bekommt mehr denn je für das Geld. Und wer in der Vergangenheit bereits Geld für die AirPods Pro 2 ausgegeben hat, bekommt jetzt sogar noch ein paar neue, coole Funktionen gratis nachgereicht.
Ernüchtert zurück lässt uns die Apple Watch. Ja, auch hier gibt es Detailverbesserungen und ja, die Erkennung von Schlafapnoe adressiert ein wichtiges Thema – kann aber mit den von vielen schon lange herbeigesehnten Sensoren für Blutdruck oder -zucker nicht mithalten.
*: Ja, im Englischen ist es AI und nicht KI, dann funktioniert das Wortspiel aber nicht mal mehr halb so gut. Da müssen wir jetzt gemeinsam durch.
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