Wie viele andere Hersteller hatte auch Apple in den 80ern und 90ern mit Tablets experimentiert, aber keines dieser Produkte zur Serienreife entwickelt. Stattdessen gab es mit dem Newton einen stiftgesteuerten PDA (Personal Digital Assistant), der von Steve Jobs nach seiner Rückkehr eingemottet wurde. Jobs verfolgte aber die Tablet-Pläne weiter, noch vor dem Marktstart des iPhones – dem ersten Multitouch-Device unter Jobs – beschrieben Patente ein Tablet von Apple. Letztlich erschien das iPhone vor dem iPad und erst am 27. Januar 2010 setzte Apple Spekulationen ein Ende: Steve Jobs persönlich stellte das iPad vor. Im Gegensatz zu anderen Apple-Produkten wurde gleich die erste Generation ein großer Erfolg und seit zehn Jahren hat das iPad einen festen Platz in Apples Produktpalette.
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Anläßlich dieses Jubiläums machen auch wir einen Sprung zurück in das Jahr 2010 – genauer gesagt die Ausgabe 07/2010, als die Mac Life ganze 32 Seiten Apples neuem iPad widmete:
Aus dem Jahr 2010: Unsere kritische Liebeserklärung an das iPad
Was ist das iPad? Es gibt nur zwei Gruppen von Personen, die darauf bisher eine griffige Antwort gefunden haben: Apple („Magisch, unglaublich!”) und Leiter großer Verlagshäuser („Hallelujah!”). Der Rest darf rätseln – und dürfte warten. Zweimal hatte Apple den internationalen Verkaufsstart verschoben, unzählige Briefe wurden an sjobs@apple.com geschrieben, ab und zu hat er sogar geantwortet. Auch Adobe hat ihm bestimmt viele Briefe angesichts des erneuten Flash-Liebesentzugs geschrieben, aber dem Photoshop-Hersteller antwortet Jobs lieber gleich in einem offenen Brief.
Das iPad soll nicht nur die Buch- und Zeitschriften-Industrie retten, sondern auch den Tablet-Computer populär machen. Zwei Anläufe gab es bereits, mit dem Ergebnis, dass Tablet-Computer heute mit sexy Aufgaben wie der Pflege von Inventarlisten assoziiert werden. Inventaristen haben bestimmt Tausende von Unboxing-Fotos von Fujitsu- und HP-Tablets ins Netz gestellt, wunderschöne Nahaufnahmen von Windows- und Intel-Inside-Stickern angefertigt und Computer fotografiert, die sich nicht immer entscheiden konnten, ob sie Notebook oder Tablet sein wollten. Schöne Fotos, doch leider lässt sich aus Jugendschutzgründen diese elektronische Lager-Erotik im Netz nur schwer finden.
Das iPad ist die Kindergartenplatz-Garantie und in der Sandkiste streiten sich seit Monaten Adobe und Apple um ein Thema: Flash. Apple will kein Flash im Browser, keine mit Flash erstellten iPad-Apps und nimmt dabei Kollateralschäden wie die Verbannung eines der beliebtesten Werkzeuge für 3D-Spiele (Unity) in Kauf. Adobe will wiederum in Wettbewerb treten, hat aber einen wettbewerbsfähigen Flash Player mehrmals verschieben müssen.
iPad-Besitzer bekommen daher abhängig von ihren Surfgewohnheiten mehr oder weniger häufig den blauen Lego-Stein statt eines Videos oder einer Animation zu sehen. Die iPad-Anpassung ist nur in einem Punkt für Betreiber von Websites relativ trivial: bei den Videos. Sowohl der Flash Player als auch der Safari-Browser unterstützen H.264. News-Webseiten kodieren alle neuen Videos in dem Format, ältere Videos werden jedoch seltener konvertiert. Liegen die Videos im passenden Format vor, ist es letztlich nur eine Frage, wie es wiedergegeben wird, entweder mit dem Flash Player oder dem HTML5-fähigen Browser. Länger gedulden müssen sich iPad-Besitzer bei Webspielen und kleineren Websites: Es ist eine Zeit- und Kostenfrage, Flash-Inhalte zu konvertieren und dann muss das Ergebnis auch noch auf allen möglichen Browsern getestet werden, wenn die HTML5-Version nicht ausschließlich auf dem iPad erscheinen soll.
Das iPad hat hingegen keine Identitätsprobleme, nur Apple selbst hatte Probleme, eine Identität für das iPad zu finden. Seit Jahren befanden sich Tablet-Rechner bei Apple in der Entwicklung, würden sich 3D-Drucker nicht nur mit Kunststoff, sondern auch mit Gerüchten von „Personen, die mit der Sache vertraut sind” füllen, hätte fast jeder eins.
Doch ein, zwei Monate vor der Keynote war klar, dass ein Tablet bevorsteht: Jobs war auf Tingeltour bei den Verlagshäusern, die üblichen unscharfen Spyshots (Spyshot-Fotografen ist der Besitz von DSLR-Kameras strengstens untersagt) tauchten auf, die Analysten drehten besonders aufgeregt ihre Runden im Hamsterrad und die chronischen Farbschmierer von Colorware konnten es gar nicht abwarten, das Tablet in Farbkombinationen von grün-gelb bis lila-orange zu tauchen.
Wenn die Präsentation eines klarstellte, dann vor allem, dass Apple das Gerät nicht nur als Konsummaschine sieht, schließlich wurden Brushes, die iWork-Suite und das Keyboard-Dock vorgestellt. Nur ein Stift fehlte, aber im Web kursierten bereits Lebensmittellisten für das iPhone – koreanische Würstchen sind sicherlich auch iPad-kompatibel. Neben der Ausrichtung erstaunte auch der Preis für das Einstiegsgerät und die Tarife, mit dem für US-amerikanische iPhone-Besitzer nicht unerheblichen Dämpfer, dass es eben Provider AT&T ist, der sie bereitstellt. Also ein Minuspunkt für das iPad 3G, zumal Apple keinen Akustikkoppler für den iPad-Dockanschluss angekündigt hat, um zur Not eben am nächsten Münzfernsprecher online zu gehen.
Aller guten Dinge sind drei: 1991/92 versuchten eine ganze Reihe Firmen, Tablet-Computer auf den Markt zu bringen und scheiterten. Freilich war das drei Jahre vor Windows 95 und die Hersteller bastelten sich entweder selbst eine Oberfläche zurecht, verwendeten MS-DOS oder ein modifiziertes Windows 3.11. Apple hatte bereits ein Mac-Tablet fertig, Konkurrent Atari stellte das ST-Pad gar auf der CeBIT vor – in Produktion ging keines der Geräte.
2001 rief Bill Gates das Tablet-Zeitalter aus: Tablet-PCs liefen unter Windows XP Tablet PC Edition, kamen in vielen Varianten, konnten sich aber aufgrund ihres Preises nur in Nischen etablieren.
Seit 2007 gibt es das Modbook – ein zum Tablet umgebautes MacBook. Das Gerät ist für Nischenmärkte gedacht und mit einem leistungsfähigen Grafiktablett ausgestattet. Hersteller Axiotron entwickelt außerdem eine Handschriftenerkennung für den Mac.
All diese gescheiterten oder auf Nischenmärkte beschränkten Tablets haben drei Dinge gemeinsam: Sie sind teuer, verwenden einen Stift und setzen auf ein Desktop-Betriebssystem.
Hinter dem Apple-Logo liegt die Wi-Fi-Antenne, beim iPad 3G gibt es einen dicken Plastikstreifen, hinter dem sich die Mobilfunkantenne verbirgt. Die Position der Antennen ist nicht unwichtig, hat sie doch auch Einfluss auf die Sitzhaltung: Der Empfang ist schlechter, wenn das Logo verdeckt ist, außerdem möchte man sich nicht zu sehr im Display spiegeln. Beides kein Problem, nur die Frage, wo sich denn der Wi-Fi-Router befände, sollten sich iPad-Besitzer im Café verkneifen. Das iPad, welches aus den USA nach Deutschland und dann weiter nach Japan geschickt wurde, kam vor dem offiziellen Start an, aber bereits nachdem Apple die internationalen Preise ankündigte, die fälschlich erhobene Urheberrechtsabgabe für die iPads mit 16 und 32 GB strich und schließlich merkte, dass man für das iPad 64 GB auch nichts extra zahlen muss, da im iPad keine 1 GB, sondern nur 256 MB eingebaut sind.
Wer nur ein iPad Wi-Fi besitzt, plant Außenausflüge schnell nach der Wi-Fi-Verfügbarkeit, denn mit dem iPad möchte man online sein, schließlich geht es um so wichtige Dinge wie das Abschicken von Tweets („Geschrieben auf einem iPad”) oder den ersten Platz beim Location-based Social Network Gowalla (haben im Gegensatz zu Foursquare eine iPad-App). iPad-Enthaltsamkeit sollten diejenigen üben, die für Geheimdienste jobben, denn mit dem iPad ist man nicht lange allein – selbst in einer Millionenstadt wie Tokyo, in der Katzenohren, Make-up und Dienstmädchenuniform nicht weiter Aufmerksamkeit erregen, provoziert das iPad neugierige Blicke und so manches Gespräch. Noch auffälliger ist nur noch die Benutzung der Bluetooth-Tastatur mit dem iPad, Katzenohren konnten vor Redaktionsschluss nicht getestet werden.
Natürlich gab es mehrere iPad-Aprilscherze, der gelungenste war wohl das iCade, ein iPad-Dock in Spielautomatenform und eingebautem Joystick. Hunderte klassische Arcade-Spiele versprach Thing Geek, darunter den Arcade-Klassiker Super Steve Bros. mit Steve Wozniak auf einem Segway und Steve Jobs. Auf den Scherz sind nicht nur viele reingefallen, er weckte auch den Wunsch, das Gerät doch einmal in echt erleben zu dürfen. Aus manchen Aprilscherzen hat Think Geek schon echte Produkte gemacht – Retro-Fans hoffen deshalb weiter auf ein iCade-Comeback, selbst wenn dazu ein Jailbreak nötig wäre. (www.thinkgeek.com/stuff/41/iCade.shtml)
Der ungewollte Starruhm gipfelte schließlich in der Flucht – nach Korea. Auf dem knapp zweistündigen Flug gibt es natürlich kein Unterhaltungsprogramm und selbst wenn: Piloten unterbrechen einfach zu oft das Programm mit wichtigen Durchsagen („Wenn jetzt die Triebwerke ausfallen, haben Sie eine Überlebenschance von …”). Ein Notebook ist für die Economy-Class-Tischchen überdimensioniert, ein iPad wird hingegen anders gehalten und lässt sich schnell wegpacken, wenn die Stewardess den grünen Brei vorbeibringt, der sich Mittagessen nennt. Obwohl Apple ausschließlich mit dem Star-Trek-Prequel für die Filmwiedergabequalitäten des iPads wirbt, laufen tatsächlich auch andere Filme. Aus Sicht des iTunes Stores ist das iPad nichts weiter als ein tragbares Apple TV: Während sich Mac-Besitzer stark komprimierte Videos in Standardauflösung ohne Originalton ausleihen können, sind über iPad und Apple TV viele Filme auch als stark komprimierte HD-Videos ohne Originalton erhältlich. Da lohnt sich ein Blick in die Podcast-Ecke: Dort wird zwar nicht das Himalaya-Gebirge geflutet, aber dafür gibt es dort einige schöne HD-Videopodcasts.
Trinidad und Tobago ist für Apple das zweitwichtigste Land nach den Vereinigten Staaten – und das, obwohl in dem Inselstaat vor Venezuela weder ein offizieller Apple Store existiert, noch die iPad-Einführung unmittelbar bevorsteht. Doch Produktnamen meldet Apple über eine Tarnfirma bevorzugt zuerst dort an, bevor Anträge in anderen Ländern gestellt werden.
Wie beim iPhone sah sich auch Apple auch beim iPad mit anderen Firmen konfrontiert, die Produkte unter diesem Namen bereits auf dem Markt hatten. Dies war natürlich Apple schon vor der Keynote bekannt, doch man ging fest von einer Einigung mit Fujitsu aus, die einen WindowsCE-PDA namens iPad für den Einzelhandel vertreiben.
Coconut Grove Pads, eine kanadische Firma, war der Meinung, iPad sei ein guter Name für BH-Einlagen und Schulterpolster. Die zusätzliche Aufmerksamkeit nahm man dankend an, verklagen wollte man Apple nicht.
Natürlich gibt es auch schon geklonte iPads: Zenithink verkauft in China bereits die zweite Generation eines Tablets mit Android-Betriebssystems, dessen Vorder- und Rückseite stark an das iPad erinnert. Für einige Apple-Fans war dies Anlass, auf die frechen Klon-Hersteller in China zu schimpfen, aber so mancher westlicher Hersteller dürfte sich fragen, wie dieser kleinen Firma in so kurzer Zeit etwas gelungen konnte, woran er selbst scheitert: einem iPad-Konkurrenten.
Wer Fotos verkauft, oder einfach nur ein ambitionierter Amateur ist, wird den größeren Bildschirm zu schätzen wissen: Auf dem iPhone sind es weniger die Fotos selbst, die Bekannte an das Gerät fesselt, sondern die Wischbewegung. Auf dem iPad kommen die Fotos hingegen richtig zur Geltung – ärgerlich nur, dass Apple Fotografen beim Camera Connection Kit vorschreiben will, SD-Karten zu nutzen. Der geringe, nicht erweiterbare Speicher zwingt dazu, selektiv zu sein. Natürlich reduziert iTunes bei der Synchronisierung die Fotoauflösung, aber die Auflösung reicht aus, um mit CameraBag & Co. Fotos für das Web vorzubereiten. Die 200000 Apps, mit denen Apple wirbt, haben sich schnell als Täuschung herausgestellt, hochskalierte iPhone-Anwendungen sehen einfach furchtbar auf dem Tablet aus.
Wie hat sich das iPad in Korea gemacht? Ähnlich gut wie in Japan, mit einer Einschränkung: Da dort das iPad noch gar nicht erhältlich ist, ist die Aufmerksamkeit noch größer. Und wer dann auch noch versucht, das iPad in der U-Bahn mit einem Würstchen zu bedienen …
Koreanische Würstchen? iPad? Hä? Dieser nicht sehr gut gealteter Scherz basiert auf einer News, die 2010 mehrere Websites verbreiteten: Koreanische iPhone-Besitzer nutzten angeblich Mini-Würstchen, um den iPhone-Touchscreen zu bedienen. Angeblich stieg der Absatz der Würstchen sprunghaft an. Dieser Stylus-Ersatz war entweder eine kurzlebige Mode-Erscheinung oder eine Ente, denn ein Jahr später war davon in Seoul nichts zu sehen – auch nicht bei sibirischer Kälte.
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