Esther Acason: Die Apple Watch steht seit Ende April zum Verkauf bereit. Apple listet auf der eigenen Website viele Apps, die auf der Apple Watch verfügbar sind. Spotify ist nicht dabei. Wann kommt die Spotify-App für die Apple Watch?
Stefan Zilch: Aktuell sind wir noch nicht mit einer eigenen App auf der Apple Watch vertreten. Wir müssen uns den Erfolg der Apple Watch erst anschauen, da eine App immer mit viel Entwicklungsarbeit verbunden ist. Erst wenn es eine Reichweite gibt, werden wir eine App entwickeln. Grundsätzlich ist es Spotifys Strategie, dort vertreten zu sein, wo Menschen Musik hören. Auch die Apple Watch als Wearable ist daher grundsätzlich wichtig.
Esther Acason: Vielen unserer Leser fehlt eine elegante Lösung, um Spotify über Apple TV wiederzugeben. AirPlay vom iPhone oder iPad aus ist da eher eine Notlösung. Wird da an einer Lösung gearbeitet?
Stefan Zilch: Spotify bietet Spotify Connect als Schnittstelle für externe Geräte, das mit Apple TV vergleichbar ist. Über Extensions ist Spotify so in Apple TV integriert. Bisher wurde für Apple TV leider noch keine Einigkeit erzielt. Wir müssen eine Lösung finden, die für alle passt. So können die Nutzer zum Beispiel auch bei Lautsprechern wählen, Spotify zu verwenden, ohne die App vom jeweiligen Hardware-Anbieter zu nutzen.
Esther Acason: Bislang steht Spotify in der öffentlichen Wahrnehmung ziemlich konkurrenzlos dar. Napster, Deezer und Co. werden zwar als existent wahrgenommen, ihnen wird aber keine große Bedeutung beigemessen. Mit „Tidal“ ist jetzt mit viel Tamtam ein neuer Player gestartet (der Vorgänger Wimp war zwar schon länger dabei, hat den ganz großen Wurf ja aber nie geschafft). Wie bewertet Spotify den Markteintritt von Tidal? Gerade auch vor dem Hintergrund, dass sich immer mal wieder Künstler über das Auszahlungsmodell von Spotify beschweren (ob nun zu Recht oder nicht)?
Stefan Zilch: Unserer Meinung nach braucht man immer ein kostenloses, werbefinanziertes Angebot, wenn der Wettbewerber die Musikpiraterie ist. Spotify gibt 70 Prozent der monatlichen Werbe- und Abo-Einnahmen direkt an die Musikindustrie zurück. Tidal hat dort auch keinen anderen Verteilungsschlüssel. Der Unterschied zwischen Spotify und Tidal ist, dass Tidal für 20 Euro im Monat qualitativ hochwertige Musik liefert. Einer Untersuchung zufolge, die Spotify vorliegt, ist dieses Modell jedoch nicht besonders populär. Denn 90 Prozent aller Nutzer hören keinen Unterschied zwischen qualitativ hochwertigen Datenformaten und Musik in CD-Qualität. Der 17-jährige Nutzer von Streaming-Diensten hört den Unterschied in der U-Bahn nicht unbedingt.
Esther Acason: Wie auch schon Wimp zuvor, setzt Tidal auf klanglich hochwertige Musik (mit großen Datenmengen). Ist ein Konkurrenzangebot dazu für Spotify denkbar? Oder wähnt sich Spotify in einem anderen Markt?
Stefan Zilch: Wenn es einen Markt dafür gibt, dann ja. Aktuell sehen wir diesen jedoch nicht. Der typische Streaming-Nutzer hört sich vermehrt Playlists an und ist im Durchschnitt jung und mobil, besonders in Deutschland. Die Nachfrage nach hochaufgelösten Datenformaten ist sehr gering, daher planen wir derzeit ein solches Modell nicht.
Esther Acason: Spotify lässt sich inzwischen auf diversen Geräten nutzen. Auch und gerade dank Spotify Connect. Mit Lösungen wie Apple CarPlay hat Spotify auch den Weg in die Autos der Welt geschafft. Was ist der nächste Schritt?
Stefan Zilch: Es wäre schön, wenn CarPlay automatisch in Autos eingebaut wird. Es freut uns, wenn dieser Vorgang sogar beschleunigt werden könnte, da wir fest an CarPlay glauben. Spotify will im Allgemeinen dort vertreten sein, wo man Musik hören kann. Deshalb ist neben dem Auto auch das Zuhause sehr wichtig für uns, zum Beispiel die Möglichkeit, über den Smart TV, der Playstation-Konsole und dem WLAN-Lautsprecher Musik zu hören. Wäre es nicht eine tolle Möglichkeit, im Flugzeug seine eigenen Musik-Playlists zu hören?
Ich halte Kopfhörer insgesamt für ein unterschätztes Gadget. Beim mobilen Musikkonsum sind Kopfhörer das perfekte Wearable für Spotify. Hinzu kommen Kooperationen mit Fitness-Apps, bei denen man auswählen kann, welche Musik man gerne beim Sport hören möchte. Die bekannte Fitness-App „Runkeeper“ hat Spotify integriert. Auch Adidas und Nike arbeiten an ähnlichen Apps. Grundsätzlich gilt, dass wir nicht alle Dienste zu uns holen, sondern jeden dazu einladen, Spotify in seine Anwendung oder Gerät zu integrieren. Wir sehen uns als Schnittstelle für Musik, die jeder nutzen kann.
Steigt Spotify in Video-Streaming ein?
Heute Nachmittag wird Spotify eine große Neuerunge ankündigen - wir sind beim Presse-Event dabei und gehen davon aus, wie die Gerüchteküche und Insider-Stimmen bereits gemeldet haben, dass es sich dabei um einen Video-Streaming-Dienst handelt. Mehr dazu im Laufe des Nachmittags auf Maclife.de
Diskutiere mit!
Hier kannst du den Artikel "Interview: Geschäftsführer Stefan Zilch verrät Zukunftspläne von Spotify - auch über App für Apple Watch" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.
Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.