In internationalen Rankings zur Wettbewerbsfähigkeit und zu Innovationen schneiden die Niederlande seit Jahren sehr gut ab. Jahrhundertelang war der internationale Handel das Schlüsselelement für die niederländische Wirtschaft und auch heute noch profitiert das Land unter dem Meeresspiegel von seiner geografisch guten Lage. Neben dem Export von Lebensmitteln wird auch der Informationssektor immer wichtiger für das kleine Königreich.
Smart City
Wie eine smarte Großstadt aussehen kann, zeigt Amsterdam mit dem Projekt „Amsterdam Smart City“. Bereits seit 2009 wird Amsterdam grüner, nachhaltiger und geht den Weg von analog zu digital mit der Beteiligung von Alliander, dem größten Energienetzbetreiber in den Niederlanden. Im April 2016 bekam Amsterdam den mit 950.000 Euro dotierten Preis „Europe’s Capital of Innovation“ von der Europäischen Kommission verliehen. Die ganzheitliche Vision der Stadt hinsichtlich Innovationen und deren Umsetzung überzeugte die Kommission. Amsterdam Smart City ist eine Zusammenarbeit zwischen den Einwohnern, Unternehmen und der Verwaltung. Das Konzept „Smart City“ variiert von Stadt zu Stadt. Gemeinsam ist aber, dass Technologien innovativ genutzt werden sollen, dass alle Komponenten einer Stadt effizient, nachhaltig, einfach smart miteinander agieren. Neben einem Breitbandinternetanschluss für alle Haushalte stehen auch Mobilität, Verwaltung, Bildung, Abfall und Klima- und Energieziele auf der Agenda der Smart City. So wurde ein ganzer Stadtteil mit dem intelligenten Stromnetz „Smart Grid“ ausgestattet. Denn wer genau weiß, was er verbraucht, kann dank der Daten wesentlich besser optimieren und herausfinden, welche Energieart die beste und effizienteste ist.
Wer schon einmal in Amsterdam war, dem sind die vielen Kanäle und Brücken sicherlich aufgefallen. Rund ein Viertel Amsterdams besteht aus Wasser. So sind die Einwohner Amsterdams auch nicht sonderlich interessiert an autonom fahrenden Autos. Bei selbstfahrenden Booten sieht das Ganze schon anders aus. 2017 sollen die ersten „Roboats“ auf den Kanälen der Hauptstadt unterwegs sein. In einer fünfjährigen Testphase in Zusammenarbeit mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) wird erforscht, ob sich die autonomen Boote wirklich für den Transport von Menschen und Waren eignen und ob sich die „Roboats“ auch für andere Städte eignen.
Ländername: Königreich der Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden)
Fläche: 41.526 km 2
Einwohner: 17,012 Millionen
Hauptstadt: Amsterdam (833.624 Einwohner, Groß-Amsterdam 1.130.212 Einwohner)
Amtssprachen: Niederländisch, Friesisch (Provinz Friesland)
Besonderheit: Das Königreich der Niederlande besteht aus den Niederlanden und den Ländern Curaçao, Sint Maarten und Aruba, sowie den besonderen Gemeinden Bonaire, Sint Eustatius und Saba. Bis 2010 bildeten diese Länder und besonderen Gemeinden das königlich-niederländische Land Niederländische Antillen.
Autonom müssen die Autos nicht sein, aber elektrisch. Das ehrgeizige Ziel der niederländischen Regierung ist es, ab 2035 nur noch Fahrzeuge ohne Verbrennungsmotor zuzulassen. Schon jetzt fahren die Niederländer auch dank Kaufanreizen des Staates gerne Elektroautos. Kostenloses Parken in vielen Gemeinden, ein gut ausgebautes Netz von Stromtankstellen und Steuervergünstigungen kurbelten den Markt ordentlich an. 2017 soll der elektrische Schienenverkehr nur noch mit regenerativ erzeugtem Strom betrieben werden. Einen Fahrschein aus Papier sucht man im Übrigen vergebens. 2014 erfolgte die flächendeckende Umstellung auf die so genannte OV-Chipkaart, eine Plastikkarte mit eingebauten Chip.
iPad statt Schulbuch
Die Digitalisierung der Bildung ist in den Niederlanden auch im Klassenzimmer angekommen. Unsere Kinder wachsen in einer anderen Welt auf – von klein auf sind Kinder heute iPhone, iPad & Co. ausgesetzt. Und so sind die meisten Kinder dann auch digitalen Technologien gegenüber sehr aufgeschlossen. Dass die kleinen „Digital Natives“ und ein bewährtes, aber doch antiquiertes Schulkonzept nicht so recht zusammenpassen, dachte sich Maurice de Hond, als seine Tochter in die Schule kam. Der Unternehmer war schockiert, dass sich augenscheinlich kaum etwas in der Schule verändert hatte, seitdem er die Schulbank gedrückt hatte. 2013 gründete der Niederländer eine Schule, die sich mit digitalem Lernen befasst. In Anlehnung an den Vater des iPad heißt die Schule „Steve Jobs School“. Inzwischen gibt es in den Niederlanden 35 solcher öffentlichen Grundschulen, die primär mit iPad und Apple TV vermitteln.
Für jedes Kind gibt es einen individuellen Lehrplan, der alle sechs Wochen von Lehrern, Eltern und dem Kind festgelegt wird. Statt Klassen gibt es Gruppen und statt den klassischen gedruckten Schulbüchern helfen Apps beim Lesenlernen und Dividieren. Natürlich gibt es auch Lehrer, denn ein iPad kann keinen Menschen ersetzten. Dank der Ergebnisse der Lern-Apps weiß der Lehrer immer, auf welchem Stand sich das Kind gerade befindet und wo vielleicht noch Nachholbedarf ist. So lernen die Kinder in ihrem eigenen Tempo und auf ihrem eigenen Lernniveau.
Start-up-Unternehmen
In einer Studie des Weltwirtschaftsforums zum Stand der Informations- und Kommunikationstechnologie belegten die Niederlande 2016 den sechsten Platz, die Bundesrepublik landete auf Rang 15 von insgesamt 139 untersuchten Länder. Das zeigt sich auch im Innovationsklima – so zieht es viele Start-ups in die Niederlande. Neben London und Berlin ist Amsterdam einer der heißesten Standorte für junge Start-up-Unternehmen. Die Niederlande bieten viele gute Voraussetzungen für Start-ups. Mehr als zwölf Tech-Hubs, Acceleratoren und Inkubatoren stehen in den Niederlanden Start-ups zur Seite. Besonders in Amsterdam, Den Haag und Eindhoven finden junge Start-ups das richtige Ökosystem vor, um zu wachsen und zu gedeihen. Rund 430 Millionen Euro wurden 2015 in die kleinen Unternehmen investiert.
Drei große Start-up-Festivals gab es im vergangenen Jahr allein in Amsterdam: StartUp Fest Europe, Tech Week und bereits zum elften mal The Next Web Conference. 2006 waren Boris Veldhuijzen van Zanten und Patrick de Laive auf der Suche nach einer Messe, auf der sie ihr Start-up vorstellen konnten. Kurzerhand gründeten die beiden ihre eigene Konferenz und einen dazu gehörigen Blog – thenextweb.com war geboren.
Internationale Unternehmen
Neben der guten geografischen Lage spielen auch die unternehmerfreundliche Kultur und besonders die Nutzung digitaler Technologien eine große Rolle bei der Ansiedelung internationaler Unternehmen. Die sehr gut ausgebaute digitale Infrastruktur ist auch mit einer der Gründe, warum sich Unternehmen wie Tesla oder Netflix in den Niederlanden ansiedeln. 2015 verlegte Netflix sein europäisches Hauptquartier nach Amsterdam. Eigentlich hatte sich der Streaming-Dienst in Luxemburg angesiedelt, doch das schnelle Internet, die sehr gut ausgebaute Infrastruktur und ein E-Commerce-freundliches Klima verschlugen den Unterhaltungsriesen in die Niederlande. 2013 waren die Niederlande laut Netflix an erster Stelle bei der Video-Streaming-Geschwindigkeit. Auch der Fahrdienst Uber hat seinen europäischen Sitz seit 2012 in Amsterdam.
Kontaktloses Zahlen
Wer schon einmal an der Kasse beim Bäcker nach Kleingeld gekramt hat, der wartet sicherlich auch schon sehnlich auf die Einführung von Apple Pay in Deutschland. In den Niederlanden ist kontaktloses Bezahlen bereits seit den Neunzigerjahren populär. Nicht unbedingt nur mit dem Smartphone, auch Geldkarten verfügen über die Technik, kleinere Beträge bis 25 Euro ohne Pin-Eingabe oder Unterschrift zu bezahlen. Möglich macht das die Near-Field-Communication. Kontaktloses Zahlen ist so völlig normal, auch weil fast jede Verkaufsstelle oder Parkautomat mit einem Lesegerät ausgerüstet ist. Mit Werbebotschaften wie „Klein Bedrag? Pinnen mag!“ und „Pinnen, ja graag“ sollen die Niederländer dazu animiert werden, das bargeldlose Bezahlen auch zu nutzen. Mit Erfolg! „Pinnen“ ist das niederländische Wort für „Mit Karte zahlen“ geworden und so entstammt das Verb natürlich der Geheimzahl der Bankkarte, dem PIN. Auf Apple Pay warten unsere Nachbarn auch noch. In Europa ist Apples Bezahldienst bisher nur im Vereinigten Königreich, in Frankreich, Spanien und der Schweiz verfügbar.
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Wieder ein guter Bericht über das, was hinter dem Tellerrand ist. Gelebte Digitalisierung und im Vergleich mit Deutschland möchte ich nur noch weinen.So lange wir besser Fußball spielen, ist aber scheinbar alles in Ordnung.