Das Designstudio frog design ist weltberühmt, die Entwürfe für Wega, später von Sony aufgekauft, machten Furore und revolutionierten das TV-Design der 1970er- und 1980er-Jahre. In den frühen 1980er-Jahren kam auch der Kontakt zwischen Hartmut Esslinger, dem Gründer von frog design, und Steve Jobs zustande. Die ersten Prototypen, die auf dem Zeichenbrett entstanden, überzeugten Jobs, das erste gemeinsame Produkt wurde der Apple IIc. Ab 1983 war Esslinger Corporate Manager of Design bei Apple und verantwortlich für das Designkonzept Snow White, aus dessen Ideen sich das Design des Macintosh entwicklen sollte. Apple hatte in der Ausschreibung das gewoht bescheidene Ziel genannt, das "beste Design der Welt" zu bekommen. frog design stellte sich zusammen mit BIB London der Aufgabe.
Der gut gemachte und ansprechende Fotoband "Genial Einfach - Die frühen Design-Jahre von Apple" des Stuttgarter Verlages Arnoldsche Art Publishers versammelt diese Snow-White-Konzepte in zahlreichen Aufnahmen. Immer wiederzeigen die Fotos die Liebe zum Detail, die auf die Gesatltung einer Kühllüftung oder eines Einschaltknopfes gelegt wurde. Und, blättert man durch die Fotografien des Bandes, die visionäre Kraft so manchen Designs, das sich in abgewandelter Form in vergangenen oder auch aktuellen Apple-Produkten wiederfindet.
Parallelen zwischen den Entwürfen des "Happy Macintosh" oder des "Lisa Design A" zu den ersten iMacs sind unverkennbar. Das Bashful Touch-Konzept aus dem Jahr 1983 wirkt wie eine frühe Version des iPad, man merkt hier, wie sehr sich Apple mit dem Newton einst von seinem eigenen Designstudien verabschiedet hatte, um sie dann später wieder aufzugreifen. Ebenso kurios wie visionär wirken Entwürfe zu einem Apple-Telefon oder einer Apple-Uhr aus jener Zeit.
Ein ausführliches und persönliches Kapitel behandet die Jahre Esslingers im "Garten Eden im Silicon Valley", in denen er für Apple tätig war. Für den Designer war das aber nicht nur eine rosige Zeit, immer wieder thematisiert er die Querelen in Apples Führungsspitze, die Auseinandersetzungen zwischen Jobs und John Sculley, der ganz offensichtlich nicht in der Lage war, seine Rolle bei Apple so auszufüllen, dass das Unternehmen prosperieren konnte. Esslinger bietet hier einen nicht alltäglichen Einblick hinter die Kulissen von Apple und die Hintergründe zu Jobs' Rauswurf.
Ausführliche Hintergrundinformation von Hartmut Esslinger begleiten auch die Bilder und Fotos von den zahllosen Prototypen, die erstellt wurden. Viel erfährt man auch hier über die Mentalität und Arbeitsweise bei Apple in jenen Jahren, über das Perfektionsstreben von Steve Jobs, der sich mehrmals in der Woche die noch in Arbeit befindlichen Designs und Modelle vorführen ließ und nicht immer freundlich kommentierte. Denn es ging Jobs und der Führungsspitze von Apple nicht nur um ein Design für ein neues Produkt, sondern um eine komplette Formensprache, um die gestalterische Linie aller kommenden Apple-Produkte.
Nicht umsonst nennt Esslinger in seinem begleitenden Text Vorbilder wie Hans Gugelot und Dieter Rams, die in den 1950er- und 1960er-Jahren bei Braun in Kronberg Haushaltsgeräte und HiFi-Anlagen entwarfen und den Hersteller als Trendsetter in Sachen Produktdesign etablierten. Auch Jonathan Ive, der aktuelle Design-Chef bei Apple, benannte in Interviews den Namen Rahms oder Produkte von Braun. Denn alle Genannten, Rams, Esslinger und Ive, verstehen es, gutes Design unaufdringlich zu halten, die Schönheit der Produkte in den Vordergrund zu stellen.
Wer sich für die Unternehmensgeschichte und vor allem für das Apple-Design interessiert, der wird an diesem Buch nicht vorbeigehen können.
Hartmut Esslinger: Genial Einfach. Die frühen Design-Jahre von Apple
Arnoldsche Art Publishers, Stuttgart 2014.
ISBN 978-3-89790-408-8
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