Design ist nicht trivial
Kocienda beschreibt allein in diesem Auszug, den die Kollegen von 9to5Mac exklusiv abdrucken, dass das Design der iPhone-Software-Tastatur alles andere als trivial war.
Tatsächlich wurden bei Apple Ende 2005 viele Hebel umgelegt. Die beteiligten Ingenieure sollten ihre Arbeiten am iPhone pausieren und stattdessen alle mit Tastaturkonzepten vorstellig werden.
Zurück ans Reißbrett
Bei einer internen Ausschreibung lag Kociendas Entwurf für eine Bildschirm-Tastatur vorne. Scott Forstall bat ihn daraufhin eine Demo vorzubereiten. Die wurde dann Phil Schiller vorgeführt. Kocienda traf Schiller bei der Präsentation zum ersten Mal. Er erinnert sich in seinem Buch, dass Schiller freundlich aber direkt war.
Er fand die Idee nicht intuitiv genug. Kocienda hatte nämlich mehrere Buchstaben auf einer Taste untergebracht. Mehrmaliges Drücken würde dann dazu führen, dass entweder der eine oder der andere Buchstabe ausgewählt würde.
Ideen und deren Umsetzungen
Schiller wollte wissen, warum mehrere Buchstaben auf einer Taste gelandet seien, und merkte an, dass das Konzept nicht selbsterklärend sei. Kocienda hingegen erklärte Schiller, dass man sich dazu entschieden hatte, um auf dem kleinen Bildschirm des Geräts möglichst große Tasten anzubieten, die mit den Fingern leicht zu berühren seien.
Schiller war mit der Erklärung nicht zufrieden und äußerte das entsprechend. Die Präsentation war nach zwei Minuten zu Ende und Kocienda und seine Kollegen durften sich eine neue Idee überlegen. Da Schiller das Smartphone später potenziellen Käufern anpreisen sollte, und selbst in die Rolle des Konsumenten schlüpfte, hatte er kein Mitleid mit Kocienda. Der nämlich hatte viel Herzblut in die Entwicklung des Software-Tastatur gesteckt.
Tony Fadell voreingenommen?
Kocienda konnte sein Konzept auch Tony Fadell vorstellen, den er ebenfalls bis dahin noch nicht kennen gelernt hatte. Doch er erinnert sich, dass Fadell voreingenommen war. Er schrieb vielleicht ein, zwei Wörter mit der Tastatur, würdigte sie ansonsten keines Blickes und die zweite Präsentation war sogar in weniger als einer Minute zu Ende.
Steve Jobs jedenfalls bekam diese Variante nie zu Gesicht. Es musste eine neue Idee her. Kocienda zeichnete etwas auf Papier, ein Modell, eine Skizze 5 x 3 cm groß. So viel Platz würde er für eine Bildschirmtastatur auf dem spätere iPhone bekommen. Und diese 5 x 3 cm große Leinwand war der Ausgangspunkt für die spätere Tastatur.
Buch erscheint im September
Diese und weitere Erfahrungen über den Designprozess bei Apple, die Entwicklung von Software und Hardware schildert der ehemalige Apple-Ingenieur in seinem Buch „Creative Selection. Inside Apple‘s Design Process During the Golden Age of Steve Jobs“. Es erscheint am 4. September. Das Buch können Sie schon jetzt auch bei Amazon und iBooks vorbestellen.
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