Nun also auch Disney. Seit dem 24. März dürfen Film- und Serienfans auf den Streaming-Katalog eines Konzerns zurückgreifen, der in den vergangenen Jahren alles aufgekauft hat, was Rang und Namen besitzt und nicht schnell genug fliehen konnte. So gehört zu Mickey Maus inzwischen unter anderem auch das gesamte Star-Wars-Universum, die Marvel-Kinofilme und -Serien, das Animationsstudio Pixar, die Muppets und einigermaßen überraschend nun auch die Simpsons. Zumindest ist die berühmte Familie aus Springfield auch im Streaming-Angebot von Disney+ enthalten. Allerdings mit einem Wermutstropfen – doch dazu später mehr.
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Start mit leicht gezogener Handbremse
Während Kunden in Amerika bereits seit Mitte November Disney+ abonnieren können, mussten Europäer sich bis Ende März gedulden. Neben Deutschland ist der neue Streaming-Dienst nun aber auch in Österreich, Spanien, Italien, dem Vereinigten Königreich und der Schweiz verfügbar. Eigentlich sollte es zeitgleich auch in Indien und Frankreich losgehen, auf Bitten der dortigen Regierungen verschob Disney in den beiden Ländern den Start allerdings. In Frankreich soll es nun am 7. April losgehen. Die französische Regierung befürchtete eine zu große Belastung für das heimische Netz, welches durch die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen bereits stark belastet ist.
In Deutschland ist Disney+ zwar verfügbar, verzichtet im Moment aber auf die vollste Auflösung. Ein Schritt, den zuvor bereits unter anderem Netflix und YouTube gegangen sind. Homeoffice für Schüler und Erwachsene geht nun mal vor. Nach der Pandemie wird die höchste Datenrate aber wieder aktiviert.
Die Technik
Als Technikmagazin mit dem Schwerpunkt Apple liegt der Fokus unseres Tests natürlich auf den Apps für iOS, iPadOS und tvOS. Wie gut ist die Menüführung? Welche Funktionen gibt es? Wie flüssig läuft der Stream? Und wie stehen die Apps im Vergleich zur Konkurrenz da?
Sofort positiv fällt auf: Alle drei Apps sind direkt zum Start verfügbar. Das bekommen nicht alle Streaminganbieter hin. Die Formel 1 zum Beispiel verspricht eine Apple-TV-App für ihren eigenen Streaming-Dienst seit zwei Jahren – passiert ist bisher nichts. Von der bescheidenen Qualität der iPhone- und iPad-App der Formel 1 wollen wir an dieser Stelle gar nicht anfangen, es geht schließlich um Disney+.
Dort geht es mit den positiven Eindrücken direkt weiter, denn Disney+ bietet eine sehr praktische Funktion, die wir so bisher bei Netflix & Co. nicht entdeckt haben. Wer seinen Account zunächst in der iOS- oder iPadOS-App einrichtet, der muss seine Daten nicht mehr umständlich in der Apple-TV-App eingeben, solange alle Geräte in einem gemeinsamen Netzwerk verbunden sind. Am Fernseher werden die Daten dann einfach übernommen, man muss diesen Schritt nur noch kurz an iPhone oder iPad bestätigen. Das Ganze funktioniert ebenfalls am Fire TV (Stick) von Amazon problemlos.
Auch beim übrigen Funktionsumfang zeigt Disney keine Schwächen. Nutzer können Profile (sieben an der Zahl), auch für Kinder, einrichten. Bis zu vier Geräte gleichzeitig können Filme und Serien streamen. Es gibt eine Listen-Funktion, um Inhalte zu speichern. An iPhone und iPad können Filme und Serien heruntergeladen und somit auch ohne Internetverbindung angesehen werden. Intros können per Button übersprungen werden und die nächste Episode einer Serie startet automatisch. Gerade die letzten beiden Punkte mögen vielleicht banal klingen, wer ab Apple TV+ abonniert hat, der weiß, dass nicht alle Anbieter diese Grundlagen hinbekommen.
Die Geschwindigkeit der Streams ist stets zufriedenstellend und die Menüführung ist eingängig. Die Apps wirken aufgeräumt und übersichtlich. Auch diese Punkte sind leider nicht bei jedem Streaming-Dienst gegeben, nicht wahr Sky?
Eine Frage des Formats
Filmliebhaber können sich Tage lang zu den Vor- und Nachteilen verschiedener Bildformate auslassen. Wir wollen es hier kurz halten – müssen diesen Punkt aber anschneiden, weil er nicht unwichtig ist. Anschneiden ist auch gleich das richtige Stichwort, denn genau die passiert bei Disney+ mit Inhalten, die im (veralteten) Seitenverhältnis 4:3 vorliegen. Dies betrifft unter anderem die weiter oben bereits erwähnten Simpsons.
Aber auch Serien wie „Chip und Chap“ aus dem Jahr 1989 liegen zwar remastered vor, also hochauflösend und in den Farben deutlich kräftiger, Disney zoomt aber an das Bild heran, um schwarze Ränder bei einem Fernseher mit 16:9-Format zu vermeiden. Dadurch wird das Bild nur leider oben und unten abgeschnitten. Das fällt zwar nicht in jeder Einstellung auf, eine Wahlmöglichkeit für die Nutzer wäre aber schön gewesen – was andere Streaminganbieter übrigens ermöglichen. So ist die seit kurzer Zeit bei Amazon Prime verfügbare digital aufbereitete Version von „Meister Eder und sein Pumuckl“ aus dem Jahr 1982 in 4:3 zu sehen. Wer möchte, zoomt aber zum Beispiel beim iPad das Bild heran und lässt schwarze Ränder verschwinden. Man muss aber nicht.
Das inhaltliche Angebot
Bevor wir zum Fazit kommen, werfen wir noch einen Blick auf das Angebot von Disney+. Denn während die Technik zu überzeugen weiß, schafft dies der Katalog an Filmen, Serien und Dokumentationen nur zum Teil. Ja, Disney selbst spricht von mehr als 500 Filmen und 350 Serien. Und wer händisch nachzählt, der wird auch auf diese Zahl kommen. Was man dabei aber nicht vergessen darf: Die Anzahl der wirklich neuen Inhalte ist mit 25 Disney-Originals recht gering.
Beim Start von Apple TV+ war ein großer Kritikpunkt die geringe Anzahl an Inhalten. Natürlich geht Disney dank der eigenen Filme, Star Wars, Marvel & Co. mit einem deutlich größeren Angebot an den Start als Apple. Wer aber in den vergangenen acht Jahrzehnten nicht einen riesigen Bogen um Kinos und das Fernsehprogramm gemacht hat, der wird einen Großteil des Angebots schon kennen. Ein Problem, welches Disney seit einigen Jahren begleitet. Der Konzern greift nur noch auf Altbekanntes zurück und stößt wenig bis gar keine neuen Projekte an. Es mag interessant sein, alte Zeichentrick-Filmklassiker als Realverfilmung neu aufleben zu lassen, einen Preis für neue und innovative Ideen gewinnt man damit aber nicht. Da sind Netflix und HBO die deutlich besseren Anlaufstellen.
Und selbst die bisher verfügbaren Disney-Originals – also die Inhalte, die exklusiv für Disney+ produziert wurden – sind relativ überschaubar. Klar, mit „The Mandalorian“ ist Disney eine wirklich tolle Serie gelungen, die allein schon die Monatsgebühr rechtfertigt, doch Nutzer in Deutschland können zum Start des Dienstes nur die ersten beiden Folgen streamen. Weitere Episoden gibt es im wöchentlichen Abstand. In Amerika ist die Serie bei Disney+ schon lange vollständig verfügbar.
Disney verspricht aber Besserung. So ist die zweite Staffel von „The Mandalorian“ bereits in Arbeit und auch der berühmte Jedi Obi Wan wird bald eine eigene Serie bekommen. Aber das ist Zukunftsmusik.
Fazit
Wer sich an den wenigen neuen Inhalten nicht stört und sowieso gerne einmal wieder die ganzen alten Klassiker von Disney & Co. durchschauen wollte, der macht mit dem neuesten Vertreter im Streaming-Markt nichts verkehrt. Technisch leistet sich der Dienst keine Schwächen, von der Entscheidung Bildinhalte zu beschneiden mal abgesehen. Wer eher skeptisch ist, der kann mit einem kostenlosen Probeabo relativ risikolos in das Angebot reinschnuppern. Wer auf der Suche nach wirklich neuen Inhalten ist, der sollte mit einem Abonnement vielleicht noch warten, bis der Mandalorianer vollständig verfügbar ist und Disney weitere Originals produziert und veröffentlicht hat.
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The Mandalorian
Um diese Serie führt bei Disney+ eigentlich kein Weg vorbei. Selbst wer kein Fan der Star-Wars-Saga ist, sollte diesem Weltraum-Western eine Chance geben. Auch, weil die Serie technisch neue Maßstäbe setzt, verzichtet sie doch zu großen Teilen auf berühmt berüchtigte Filmaufnahmen vor einem „Greenscreen“. Natürlich sind fast alle Bühnenbilder auch hier virtuell, sie werden allerdings nicht erst im Nachhinein, sondern bereits während des Drehs auf riesige Videoleinwände projiziert. Dadurch ist die Beleuchtung am Set extrem realistisch.
Pixar Kurzfilme
Wirklich sehenswert sind auch die Kurzfilme des Pixar-Studios. Mit mindestens genauso viel Liebe zum Detail wie die großen Kinofilme zeigen die Macher hier in meist unter zehn Minuten rührende, lustige und fantasievolle Geschichten. Von zum Leben erwachten Teigtaschen bis zu fliegenden Babys ist alles dabei. Die Kurzfilme eignen sich übrigens auch als perfekte kleine Pause im Homeoffice.
Auf Zeitreise begeben
Wer bei Disney+ auf „Suche“ tippt oder klickt, der kommt ebenfalls zum Abschnitt „Erkunden“. Hier versteckt Disney eine ganze Reihe an verschiedenen Sammlungen. Neben der Star-Wars-Saga auch die Prizessinnen-Sammlung, „Micky Maus und seine Freunde“ und „Disneys Zeitreise durch die Jahrzehnte“. Und genau diese Sammlung sollte jeder Nutzer zumindest einmal durchstöbern. Die Zeitreise beginnt nämlich beim ersten Micky-Maus-Cartoon aus dem Jahr 1928 und endet mit „The Mandalorian“ in der Gegenwart.
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