Civilization - Beyond Earth im Test: Kein Nachfolger, aber ein gelungener Serienableger

Kaum ein anderer Titel lässt einen dermaßen die Zeit vergessen: „Civilization V“ ist eines der besten Mac-Spiele aller Zeiten. Viele Civ-Fans haben hunderte Stunden auf ihrem Spielzeitzähler stehen und wollen mehr. Ist „Civilization: Beyond Earth“ ein vollwertiger Nachfolger des grandiosen „Civilization V“ oder lediglich ein Serienableger?

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4 Minuten Lesezeit

Civilization: Beyond Earth

Rund 600 Jahre in der Zukunft ist es schlecht um die Erde bestellt. Durch ein nicht näher bezeichnetes Ereignis ist die Menschheit gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und fremde Welten zu besiedeln. Statt wie in vorangegangenen Serienteilen die Kulturgeschichte und die Evolution der Technik der vergangenen Jahrtausende nachzuspielen, ist in der Zukunft fernab der Erde vieles anders – wo einst die Entdeckung des Rads gefeiert wurde, wird in Beyond Earth etwa die Erforschung des Augementariums bejubelt. Alles neu, alles fremd, alles anders?

Altbekannt und trotzdem anders

Beim Start einer neuen Partie muss man sich vor der eigentlichen Landung auf einem fremden Planeten für einen von acht verschiedenen Sponsoren entscheiden, jeder mit eigenen Vor- aber auch Nachteilen. Zudem gilt es, ein passendes Raumschiff für die Mission zu wählen, Fracht zusammenzustellen und Kolonisten zu rekrutieren – all die im Vorfeld gewählten Schwerpunkte wirken sich bereits auf die so wichtigen ersten Züge einer neuen Partie in Beyond Earth aus.

Durch die Erkundung der fremden Welt, die Erschließung neuer Ressourcen, politische Verwicklungen und immer weiter voranschreitende Forschung lässt sich die eigene Zivilisation weiterentwickeln, um so möglichst schnell vor den anderen Fraktionen eine der fünf Siegbedingungen zu erfüllen.

Statt des aus vorangegangen Spielen der Serie bekannten linearen Technologiebaums setzt Beyond Earth dabei auf die Erforschung netzartig miteinander verknüpfter Technologien – das ist neu und spannend, anfänglich aber auch verwirrend. Die Forschung bestimmt zudem, welche Boni man im Spielverlauf erhält – durch die Wahl bestimmter Technologien lässt sich gezielt die Ausrichtung hin zu einer von drei verschiedenen sogenannten Affinitäten steigern, durch die sich unterschiedliche Extras wie etwa stärkere Einheiten oder effizientere Gebäude freischalten lassen und die darüber hinaus Einfluss auf die Siegbedingungen haben.

Liebe zum Detail

Zu den weiteren Neuzugängen in Beyond Earth zählt das Questsystem. Im Laufe einer Partie gestellte Aufgaben dienen nicht nur als Tutorials, sondern geben auch Details über das Leben in der eigenen Kolonie preis und gewähren bei Abschluss diverse Belohnungen, etwa mehr Energie. Die Welt gewinnt durch die kleinen Erzählungen an Tiefe. Wer zudem einen Blick in die sogenannte Zivilopädie, dem in das Spiele integrierten Nachschlagewerk, wirft, ist baff ob der so offensichtlichen Liebe zum Detail: Hier bleibt kaum ein Aspekt des Lebens fernab der Erde unerklärt.

Die Diplomatie fühlt sich hingegen kaum anders an als in den Vorgängern. Der Anspruch des Spiels an sich selbst ist groß: So soll sich in Beyond Earth beispielsweise mit Gefallen handeln lassen – durch großzügiges Verhalten gegenüber einer anderen Fraktion soll man später im Spiel Gegenleistungen einfordern können. Zumindest in der Theorie, denn in der Praxis scheint die KI selbst ein großzügiger Gefallen kaum etwas wert zu sein.

Beliebtes Betätigungsfeld bleibt hingegen die Spionage: Agenten können wie gehabt Ressourcen und Technologien aus fremden Städten entwenden. Der Handel ist ebenfalls weiterhin ein zentrales Spielelement: Vor allem Handelswege zwischen Städten und unabhängigen Stationen sorgen für wichtige Mittel und wollen gepflegt werden – als reine Handelsposten sind die Stationen aber letztlich weniger wichtig als die Stadtstaaten eines Civilization V. Wo an einer Stelle weniger Taktik vonnöten ist, kann man anderer Stelle mehr taktieren – etwa in der neuen Orbitalebene. In dieser zusätzlichen Ebene über dem eigentlichen Spielfeld lassen sich Satelliten positionieren, die nur eine gewisse Anzahl an Runden in der Umlaufbahn verbleiben und derweil darunter positionierten Einheiten offensive oder auch defensive Boni gewähren.

Civilization V: Der Vorgänger


Das eine Spiel für die einsame Insel: Im Ende 2010 erschienenen Rundenstrategiespiel „Civilization V“ gilt es, sich serientypisch als fortschrittlichstes Volk zu beweisen. Statt hierzu wie in Beyond Earth einen fremden Planeten zu besiedeln, mit Aliens zu kämpfen und allerlei Sci-Fi-Technologien zu erforschen, orientiert sich der Ablauf einer Partie „Civilization V“ an der Geschichte der Menschheit. Unterschiedliche Völker, charismatische Staatsoberhäupter und viele verschiedene Siegbedingungen sorgen für Abwechslung. Dank vieler Updates und den zwei Erweiterungspaketen „Brave New World“ und „Gods and Kings“ ist das Spiel in den vergangenen Jahren zur Genrereferenz gereift, das Komplettpaket „Sid Meier’s Civilization V: The Complete Edition“ verspricht auch 2015 noch viele Stunden Spielspaß. Die im Handel erhältliche Box-Version des Spiels enthält einen Steam-Code, der auch die OS-X-Ausgabe des Spiels freischaltet.

Bezugsquelle: Steam, Mac App Store, Fachhandel Preis: cira 40 Euro, USK: ab 12 Jahren

Mac-Version ohne Schwächen

Die Mac-Version erschien nur wenige Wochen nach der Windows-Ausgabe des Spiels sowohl auf Steam als auch im Mac App Store – letztere Version bietet allerdings keinerlei Online-Mehrspielermodi. Die Qualität der Portierung überzeugt – einzig die lange Wartezeit zwischen zwei Runden in weiter fortgeschrittenen Partien mit vielen Fraktionen auf großen Karten stört, das allerdings auch unter Windows.

Unendliche Weiten

Böse Zungen behaupten, dass „Civilization: Beyond Earth“ nicht mehr sei, als ein weiteres Erweiterungspaket für „Civilization V“. Doch schon die erste Runde bewies uns das genaue Gegenteil: altbekannte Strategien und Taktiken gingen nicht mehr auf, die erste Niederlage durch Fehler in den ersten Runden war entsprechend schnell zementiert. Erfolg wird einem erst dann zuteil, wenn man erkennt, dass sich Beyond Earth der gleichen Engine und anderen Gemeinsamkeiten zum Trotz in weiten Teilen von „Civilization V“ unterscheidet.

Unterm Strich ist „Beyond Earth“ ein gutes Rundenstrategie-Spiel und vermag serientypisch über viele Stunden hinweg zu unterhalten. Aber ist es besser als „Civilization V“? Nein. Der Vorgänger reifte vier Jahre durch Updates und Erweiterungen zur Genrereferenz. „Beyond Earth“ hingegen steht am Anfang einer Entwicklung und spricht aktuell vor allem die Spieler an, die Spaß an Sci-Fi haben, ein Szenario fernab ausgetretener Serienpfade suchen und bereit sind, an der laufenden Weiterentwicklung eines Spiels teilzuhaben.

Fazit

Kein Nachfolger, aber ein gelungener Serienableger: Mit „Beyond Earth“ startet Civilization erfolgreich in die Weiten des Alls.

Testergebnis
ProduktnameCivilization: Beyond Earth
HerstellerFiraxis Games
Preis40 €
Webseitehttp://www.firaxis.com/
Pro
  • neues und spannendes Zukunftsszenario
  • mehr erzählerische Tiefe durch Quests
  • dynamische Musikuntermalung
Contra
  • anfangs unübersichtlich
  • fehlende Zoomstufen
SystemvoraussetzungenOS X 10.9.5, Core i3 Prozessor ab 2,2 GHz, 4 GB Arbeitsspeicher, Grafikkarte ab ATI Radeon 4850/NVIDIA 640M/Intel HD 4000
Bewertung
1,8gut

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