Enthält Affiliate-Links [Was ist das?]Moderne Technologie hilft beim Meditieren

Chris Aimone im Interview: „Muse erschafft die innere Symphonie!“

Das Muse-Stirnband ist das derzeit wohl am weitesten fortgeschrittene Werkzeug zum Achtsamkeits- und Meditationstraining auf dem Markt. Wir unterhielten uns im Interview mit dem Mitbegründer und Entwickler Chris Aimone über die aktuell veröffentlichte zweite Generation von Muse.

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6 Minuten Lesezeit

Chris, wie lange hast du heute bereits mit Muse meditiert?

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Um ehrlich zu sein, vernachlässige ich derzeit meine Morgenmeditation für einen starken Morgenkaffee (lacht). Ich nutze Muse derzeit an drei oder vier Tagen in der Woche. Mein Anliegen ist es, meine Erfahrungen mit anderen Achtsamkeitspraktiken in meine Arbeit an Muse einfließen zu lassen. Denn ich betrachte Muse nach wie vor als technologischen Säugling, der noch sehr früh in seiner Entwicklung ist.

Du hast in den späten 1990er-Jahren bei einem der großen Pioniere des „Wearable Computing“ gelernt, bei Dr. Steve Mann. Wie war die Zeit mit ihm?

Die Arbeit mit Steve war von jeder Menge Kreativität geprägt, wir waren unserer Zeit weit voraus – vielleicht zu weit. Ich habe mit ihm zum Beispiel an einem Vorläufer von Google Glass gearbeitet. Wir haben diese Technologie damals „Mediated Reality“ genannt. Im Prinzip handelt es sich dabei um Augmented Reality, allerdings sah unser Entwurf vor, eine virtuelle Dimension zu addieren – oder umgekehrt einen Teil der Realität auszublenden. Es war dem Träger zum Beispiel möglich, jegliche Werbung zu ignorieren – was so ziemlich das Gegenteil dessen ist, was Google mit Glass vorhatte.

Entstammt dieser Zeit mit Dr. Mann auch dein Interesse an neuronaler Technologie?

Absolut. Wir suchten damals nach einer Art kybernetischen Verbindung zwischen dem menschlichen Bewusstsein und moderner Technologie, um konkrete Aufgaben zu erledigen. Ich persönlich bewegte mich damals so sehr in der digitalen Welt, dass ich das Gefühl hatte, dass die Menge an Daten mich schier überforderte. Mein Ansatz war also, eine Technologie zu entwickeln, die es mir ermöglichte, wieder mehr Mensch zu sein und den Strom an Daten, der mich täglich umgab, besser handhaben zu können.

Vom EEG zur Meditation

Wie kamst du zur Meditation und dem Wunsch, moderne Technologie dabei zu verwenden?

Ich beschäftigte mich damals viel mit EEGs, mein Zugang erfolgte also primär über die Technologie. Mich faszinierte die Möglichkeit, Signale aus meinem tiefsten Innern zu dokumentieren. Ich begriff intuitiv, dass ich damit einen Teil meines Selbst darstellte, aber gleichzeitig viel zu wenig davon verstand, was da vor mir lag. Also experimentierte mit verschiedenen Bewusstseinszuständen, um sie aufzuzeichnen. Was eigentlich bereits eine Form der Meditation und Achtsamkeit war, sah ich in erster Linie als streng experimentelle Methode an. Erst viele Jahre später, als ich mit einigen Freunden zusammen Muse entwickelte, begann ich mich wirklich für Meditation zu interessieren.

Wie waren hier die ersten Schritte?

Wir bewegten uns zunächst im künstlerischen Bereich. 2010 etwa setzten wir unser Wissen für ein Tourismusprojekt bei den Olympischen Spielen in Vancouver ein: Eine Gruppe von Menschen veränderte die Beleuchtung verschiedener Gebäude und Sehenswürdigkeiten, indem sie per Meditation ihren Bewusstseinszustand veränderten.

Dadurch erlangten wir gleichzeitig das Kapital, um eigene Projekte zu finanzieren. Wir wussten, dass wir etwas mit Gehirnwellen anfangen wollten. Es gab aber kein Gerät, das auch nur annähernd erschwinglich war und auch noch gut aussah. Also mussten wir eines entwickeln. Das war etwas komplett Neues – ein EEG war vorher einfach ein Gerät, das für zehntausende Euro in einem Krankenhaus stand.

War euch von Anfang an klar, dass ihr Muse für die Unterstützung von Meditation entwickeln würdet oder habt ihr zunächst ein medizinisches Gerät geplant?

Wir wollten etwas entwickeln, was einen wirklichen Wert für Menschen hat. Ich hatte damals schon eine Menge Erfahrung mit der Technologie gesammelt und machte mir Gedanken über die letztliche Anwendung dieses Wissens. Jemand brachte mich dann auf die Idee, etwas zur Verbesserung von Meditation zu entwickeln. Ich hatte damals jedoch nicht viel Ahnung davon und dachte zunächst an buddhistische Mönche im Himalaya. Aber irgendwie ergab die Idee Sinn, und so vergrub ich mich in Bücher über Meditation. Mein erster Gedanke war: „Zum Teufel, warum bin ich nicht früher darauf gekommen?“ (lacht)

Was faszinierte dich besonders daran?

Bei der Meditation geht es um den Weg der persönlichen Transformation und der Selbstfindung. Es ist eine Fähigkeit, die uns allen innewohnt, um uns in den verschiedensten Aspekten unseres Lebens weiterzuhelfen. Ich begriff, dass Menschen seit tausenden von Jahren diese Fähigkeit kultivierten – es war nur einfach nicht Teil meines kulturellen Bewusstseins.

Wann entstand das erste Muse-Stirnband?

Das muss ungefähr im Jahr 2012 gewesen sein, aber der Weg zum Design eines wirklich komfortablen Geräts war ungleich länger. Muse sieht heute nach einer ganz simplen Idee aus, aber es stecken über zehn Jahre Erfahrung darin. Umso glücklicher bin ich, dass sich eine Community entwickelt hat, die echte Fortschritte mit dem Gerät macht und uns wichtige Rückmeldung darüber gibt, in welche Richtung wir uns entwickeln sollten.

Ich denke, dass wir mit Muse den richtigen Zeitpunkt erwischt haben und derzeit auf einer Welle reiten. Das Interesse am Thema Achtsamkeit wächst stetig, schau nur mal in den App Store. Wir sind Teil einer Bewegung.

Muse Generation 2

Die aktuelle Generation zwei bietet Sensoren, die man sonst nur vom iPhone her kennt. Sie scheint also nochmals ein immenser Schritt nach vorn zu sein.

Muse 2 vereinigt das Feedback unserer Nutzer mit unseren persönlichen Erfahrungen. Seit der Veröffentlichung des ersten Muse-Stirnbands vor vier Jahren beobachteten wir, dass Menschen wirklich äußerst aktive Gehirne haben. Daher ist die reine Meditation über die umgesetzten Gehirnwellen und deren Beruhigung eine wirkliche Herausforderung – besonders Anfänger können hier schnell frustriert reagieren.

Besuchst du zum Einstieg einen Meditationslehrer, wird der dir zunächst einmal beibringen, aufrecht zu sitzen und deine Muskeln zu entspannen. Muse 2 benutzt also ein Gyroskop und einen Bewegungssensor, um beim Finden der richtigen Haltung behilflich zu sein. Der Nutzer sitzt dabei quasi in der Mitte eines Windspiels und balanciert sich mit diesem Audio-Feedback immer wieder neu aus.

Jeder, der schon einmal Yoga ausprobiert hat, stellt fest, wie wirkungsvoll Atemrhythmen auf die Entspannung wirken. Der Atem bildet eine direkte Verbindung zum Nervensystem. Der Bewegungssensor unterstützt den Nutzer daher auch bei der Atemmeditation, um das Achtsamkeitstraining noch effektiver zu gestalten.

Wie funktioniert der Herzfrequenzmesser innerhalb des Stirnbands?

Die meisten Menschen glauben, dass das Herz mehr oder minder konstant wie eine Uhr tickt. In Wirklichkeit variieren aber bereits die Unterschiede von einem Herzschlag zum nächsten teilweise extrem. Normalerweise wird aber nur ein Durchschnittswert gemessen. Zeichnen wir aber diese Unterschiede auf, bekommen wir einen genaueren Einblick in die Arbeit des Nervensystems. Das Ziel der auf dem Herzschlag basierenden Meditationen ist es also, dem Nutzer darzustellen, was sein Herz von einem Moment auf den nächsten tut. Hört er auf sein Herz, öffnet er quasi eine Brücke zu seinem Nervensystem und damit seinem Bewusstsein. Dadurch trainiert er nicht zuletzt seine emotionale Intelligenz. Das ist ganz natürlich: Wir beginnen schließlich unser Leben, indem wir auf den Herzschlag unserer Mutter hören.

Je weiter wir fortschreiten, umso weiter werden diese verschiedenen Aspekte, die uns die Sensoren liefern, weiter zusammenwachsen. Wir bewegen uns also in Richtung einer inneren Symphonie.

Eure Technologie ist bereits so weit fortgeschritten. Erwartest du nicht, dass Apple oder Google eines Tages an eure Tür klopfen, um Muse zu übernehmen?

Das ist durchaus möglich – aber eine Firma wie Apple würde den Zeitpunkt abwarten, bis der Massenmarkt bereit ist für eine solche Technologie. Ich weiß aber, dass alle diese Unternehmen sehr interessiert an dem Thema sind. Im Apple HealthKit etwa steht der Begriff der Achtsamkeit bereits gleichberechtigt neben den Bereichen Bewegung, Ernährung und Schlaf. Wir gehören also bereits zu den großen Vier!

Zur Person

Chris Aimone ist Mitbegründer von Interaxon und Chefentwickler des Muse-Meditationsstirnbands. Zusammen mit seinem Mentor Dr. Steve Mann gehört er zu den Pionieren der Wearables-Technologie. Er arbeitete auf dem Gebiet der Schnittstelle zwischen Computer und Gehirn sowie der Augmented Reality. Außerdem interessiert er sich für die Verbindung von Kunst und Technologie, seine Installationen finden sich auf Festivals und in Museen. Chris’ Laboratorium in Toronto gehört zu den fortschrittlichsten Zukunftswerkstätten Nordamerikas.

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