Der Vorstand bei Apple hat in der Zwischenzeit bewiesen, dass er auch ohne Steve Jobs gute Arbeit macht. Daher scheint es nur Nahe liegend, wenn ab Juli bei Apple eine neue Aufgabenverteilung im Vorstand stattfindet. Statt die nun bewährte Mannschaft um Tim Cook, Jonathan Ive und Phil Schiller wieder in die zweite Reihe zurück zu schicken, könnte Steve Jobs bei der bisherigen Aufstellung bleiben und Tim Cook weiterhin das Tagesgeschäft überlassen. Und das muss nicht einmal das Schlechteste sein, denn Tim Cook ist wohl nach Steve Jobs der fähigste Mitarbeiter bei Apple, um "den Laden zusammen zu halten".
Tim Cook hat Erfahrung mit dieser Rolle, als er 2004 in Abwesenheit von Steve Jobs die Geschäfte bei Apple führte. Bereits 1998 schaffte Tim Cook das scheinbar Unmögliche, Apple als Firma zu sanieren und auf einen profitablen Weg zu bringen. Diese Leistung brachte ihm 2005 den Titel des "Chief Operating Officer" ein, den "Leiter eines operativen Geschäftsbereiches", also Leiter der Tätigkeitsfelder eines Unternehmens, die seinem eigentlichen Zweck entsprechen und mit denen es Gewinne erzielen möchte.
Bei Apple war er vor allem bei der Verbesserung und Optimierung der Logistik und Lagerhaltung zuständig. Wenn Apple heute die Auslieferung eines iPods für den Tag "x" ankündigt, dann ist es dem Einsatz von Tim Cook zu verdanken, dass die iPods dann auch tatsächlich geliefert werden.
In diesem Job verfügt er über viel Erfahrung, da er schon 12 Jahre für IBM den nord- und mittelamerikanischen Markt in einer ähnlichen Funktion betreute, bevor er 1998 von Steve Jobs zu Apple geholt wurde. Bei Apple, damals in einem wirtschaftlich maroden Zustand, hatte er daraufhin die eigenen Produktionsstätten geschlossen und Aufträge an Zulieferfirmen vergeben, um die Marge zu verbessern und die Produktion zu verschlanken. Damit brachte er Apple wieder in die Gewinnzone und machte die Firma zu einem der profitabelsten Computerunternehmen.
In gewisser Hinsicht ist Tim Cook das alter Ego zu Steve Jobs: "Er ist so cool wie Steve Jobs heiß ist" beschrieb ihn der "Economist". Seine gedehnte Sprechweise und die von allen Vorstandsmitgliedern bei Apple gepflegte Unauffälligkeit des Privatlebens machen ihn für das Rampenlicht eher ungeeignet, das er konsequenterweise gerne Anderen überlässt. Daher ist über ihn nur wenig bekannt: Junggeselle, Workaholic und begeisterter Sportler.
Das Wall Street Journal beschrieb ihn im Herbst 2006 als einen "unauffälligen Arbeiter" ("low-key operator"), der es bevorzugt, mit leiser Stimme zu reden und ganz im Gegensatz zu seinem Chef nie aufbrausend zu reagieren. Dennoch ist sein Sarkasmus und seine Überzeugungskraft berüchtigt. Auch seine Liebe zu Details und die professionelle Art, mit Fehlern seiner Mitarbeiter umzugehen, haben ihm den Respekt der Apple-Mitarbeiter eingebracht.
Dazu trug auch die Entwicklung Apples in den vergangenen sechs Monaten bei: neue MacBooks, ein komplett überarbeitetes iPhone, das pünktlich in die Läden kommt, zeitgleich mit dem iPhone OS 3.0 - dies hat ihm Anerkennung auch außerhalb von Apple eingebracht. "Es ist jetzt klar, dass Tim Cook jede Technologie-Firma leiten kann.", meint Stephen Mader von der Personalvermittlung Korn/Ferry. Ähnlich äußert sich auch Avie Tevanian, ehemaliger Manager bei Apple über ihn: "Er ist sehr ausgeglichen und das macht ihn zu einem ausgezeichneten Manager."
Bildnachweis: Iemagit bei Flickr
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