Nun auch für die deutsche Ausgabe der Wikipedia

Unternehmensmitarbeiter manipulieren die Online-Enzyklopädie

Bereits vor kurzem berichteten wir über die interessanten Erkenntnisse, die sich mithilfe des vom kalifornischen Studenten Virgil Griffith entwickelten Wikipedia-Scanner über Kleinkriege zwischen IT-Unternehmen gewinnen ließen: So wurden etwa Mitarbeiter von Apple, Microsoft und Dell dabei ertappt, die Einträge des eigenen Unternehmens zu beschönigen und die der Konkurrenz zu ins Negative zu bearbeiten.

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Nun steht die Software auch für die deutsche Wikipedia zur Verfügung.

Sie gestattet interessante Einblicke in die Bearbeitungen der Online-Enzyklopädie über die vergangenen Jahre. Besonders bedeutende Findlinge sind mittlerweile sogar in der Wikipedia selbst verzeichnet. So wurde beispielsweise aufgedeckt, dass Personen aus dem Netz des Medikamenteherstellers Fresenius Kritik an eigenen Medikamenten löschten und Real-Mitarbeiter den Hackfleischskandal des Jahres 2005 einfach wegeditierten. Besonders bedauerlich: Selbst aus dem Netzwerk des Bundestages, wo die Bedeutung der Meinungsfreiheit bekannt sein sollte, nahm man Einfluss auf die Kritik an einem umstrittenen Film über den Klimawandel, löschte negative Kommentare und unterstellte den Autoren schlicht Lobbyarbeit.

Dass von den Computern des Spiegel-Verlages und Sixt aus Eigenwerbung betrieben oder negative Kommentare gelöscht wurden, ist da schon fast die harmloseste Variante. Auf der benannten Übersichtsseite sind auch die Zeiten dokumentiert, in denen die Änderungen in den Artikeln verblieben, bevor sie rückgängig gemacht wurden. Was zeigt, dass das Selbstkontrollsystem der Wikipedia in vielen Fällen funktioniert: Zahlreiche Veränderungen wurden schon in den ersten Minuten oder Stunden korrigiert, höchstens vergingen einige Tage. Nur wenige Beispiele dokumentieren Manipulationen, die über Monate oder sogar Jahre unentdeckt blieben.

Was in den kommenden Wochen noch entdeckt wird, ist offen: Da der deutsche Wikipedia-Scanner erst seit gestern online für jedermann verfügbar ist, werden in nächster Zeit mit Sicherheit noch weitere interessante Findlinge auftauchen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass die Veränderungen aus Unternehmensnetzwerken nicht zwangsläufig von den Unternehmen selbst autorisiert sein müssen: Die meisten Fälle werden auf die Eigeninitiative von Mitarbeitern zurückzuführen sein, so dass sich ein Rückschluss auf eine allgemeine Geschäftspolitik verbietet.

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