Doch wie soll man dann mit dem Mobilfunkgerät telefonieren können? Die Antwort ist für den E-Plus-Chef klar: Per VoIP (Voice-over-IP, zu Deutsch auch Internettelefonie), also der paketdatenbasierten Sprachübertragung über das Internet, sollen zukünftig die Anrufe abgewickelt werden. Das ist mit dem mobilen Internetzugang nicht nur effizient, sondern auch billiger. Ganz uneigennützig ist dieser Vorschlag allerdings nicht: der durch die wegfallenden Mobilfunk-Telefonate entgangene Gewinn soll durch auf die Kundeninteressen angepasste Werbetelefonate wieder eingeholt werden. Ob dieses Modell von den Kunden auch akzeptiert wird, wird sich zeigen müssen.

Dass die Aussage des E-Plus-Geschäftsführers nicht nur reine Fantasien zur Umsatzsteigerung sind, zeigt auch die Entwicklung bei den Handyherstellern. Immer mehr Geräte werden mit GPRS- bzw. UMTS-Unterstützung sowie Browser und E-Mail-Client ausgestattet und finden reißenden Absatz. Auch hier zeigt sich die gestiegene Nachfrage in sinkenden Preisen und neuen Innovationen: unlängst stellte etwa Infineon eine kostengünstige Lösung vor, die sowohl WLAN als auch einen Mobilfunk-Chip sowie ein VoIP-Modul bietet. Und das ist nicht die einzige Erfindung, die den Weg für das Überall-Internet (mit Überall-Handymasten) ebnen soll.

Ginge es nach dem Modell von E-Plus, liegen die Vorteile für die Kunden auf der Hand: die Preise für Datendienste und fürs Telefonieren sinken; das mobile Internet wird zum Massenprodukt - und die viel zitierte "vernetzte Welt" mit all ihren Vorzügen rückt ein Stückchen näher. Allerdings könnten Nutzer, die ihr Mobiltelefon ausschließlich zum Telefonieren benutzen wollen, ins Hintertreffen geraten: die Datenflatrate zahlen sie mit, ob sie den Internetzugang nutzen oder nicht. Ebenso bleibt offen, ob verlorene Wanderer Schmerzensgeld erhalten, wenn diese im tiefsten Wald verzweifelt per E-Mail Hilfe herbeizuholen versuchen - dort ist das Datennetz nämlich so dürftig ausgebaut, dass die Übertragungsrate für VoIP nicht ausreicht.

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