Im Interview erzählt Hertzfeld über sein neues Buch "Revolution in the Valley", die Probleme und Fehler der damaligen Entwicklung, warum seiner Meinung nach IBM-kompatible dem Mac den Rang abliefen, den Einfluss von Steve Jobs und die Unterschiede der Arbeitswelt bei Apple und Google.
Laut Hertzfeld findet man auch noch im heute aktuellen Mac OS X Anleihen an das ursprüngliche Mac-System, auch wenn es nicht mehr so viele sind. Bei der Entwicklung des ersten Mac sei man unkonventionell und mit besonders viel Leidenschaft zu Werke gegangen. Erst dadurch war man in der Lage die grafische Oberfläche und all die mitgelieferte Software mit im Vergleich zu heutigen Standards winzigen 128 KB RAM laufen zu lassen. Die Entwickler haben damals übrigens versucht, das System unter 64 KB arbeiten zu lassen, so dass es mit 128 KB dann tatsächlich funktionierte.
Der Grund, warum IBM-kompatible den Mac schließlich in die Nische drängten, macht laut Hertzfeld die Lizenzpolitik aus: Mac OS war Windows zwar um Jahre voraus, aber Microsoft verfolgte eine sehr offene Lizenzpolitik, während Apple sich geschlossen hielt. Somit wurde Mac OS eine Plattform, aber Windows ein Industriestandard.
Insbesondere Steve Jobs stellt Hertzfeld ein durchweg positives Zeugnis aus. Jobs habe mit Ideen, Kreativität und Leidenschaft die Mac-Entwicklung vorangetrieben, allen hohe Ziele gesetzt und versucht, sogar diese noch zu übertreffen. Er habe zwar keine technischen Beiträge gehabt, aber ohne ihn wäre die Mac-Entwicklung unmöglich gewesen. Sein Weggang 1985 habe die Vernachlässigung der ursprünglichen Werte bei Apple zur Folge gehabt und somit den Niedergang der Firma. Nach seiner Rückkehr habe ein Aufwind stattgefunden, der noch bis heute andauere. Laut Hertzfeld kann Apple kaum etwas besser machen zurzeit.
Gefragt zu den Unterschieden bezüglich der Arbeitswelt bei Apple und Google sieht Hertzfeld grundverschiedene Ansätze in den beiden Unternehmen. Zwar sei man beiderorts bemüht, unkonventionell und nonlinear zu denken und zu entwickeln, aber während bei Google jeder Mitarbeiter Zugang zu nahezu allen Informationen habe, sei man bei Apple sehr verschlossen, so dass die Mac-Entwickler nichts über den kommenden iPod wissen und umgekehrt. Bei Google habe man zwar zwei brillante Köpfe, von denen viel ausgehe, aber dennoch dürfe sich die breite Basis im Unternehmen mit Ideen einbringen. Bei Apple hingegen sei alles sehr zentralistisch organisiert.
Die beiden Unternehmen würden sich zurzeit sehr gut ergänzen, auch wenn es auf dem Gebiet des Mobilfunks mit dem geschlossenen iPhone und dem offenen Android auch starke Konkurrenz zueinander gibt.
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Microsoft verfolgte eine sehr offene Lizenzpolitik - was bedeutet das?
nunja, während Apple sein Mac OS damals nicht lizenzierte, war Windows sehr schnell auf den meisten zu kaufenden Rechnern sogar schon vorinstalliert. Die Hardware-Hersteller hatten dazu von Microsoft die Lizenzen erhalten. Apple aber vergab nur wenigen sogenannten "Mac-Klon-Herstellern" eine Lizenz, so dass der Apple-Interessent zwar den Vorteil hatte, eine relativ gleichbleibende Qualität von Hard- und Software zu erhalten. Der Nachteil aber war, dass sich das Apple-System dadurch nicht so schnell verbreiten konnte.