Computerkritiker und Erfinder von Eliza

Joseph Weizenbaum - eine Computerlegende ist gestorben

Bereits 1966 konnten sich Menschen mit einem Computer unterhalten: Das von Joseph Weizenbaum geschaffene Programm ELIZA machte es anscheinend möglich. Doch ELIZA suchte nur nach Schlüsselworten und wählte daraufhin vorgefertigte Antwortsätze aus. Weizenbaum wollte damit zeigen, dass Maschinen nie die Intelligenz des Menschen erreichen können. Bis heute behielt er Recht. Am 5. März 2008 starb der Computerkritiker im Alter von 85 Jahren an den Folgen eine Schlaganfalls in seiner Heimatstadt Berlin.

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ELIZA aber lebt bis heute in zahlreichen Anrufbeantworter-Bots weiter. Dabei war das Programm damals nur eine Parodie auf die Psychotherapie, denn es zeigte weniger die hohe Kunst der künstlichen Intelligenz, als vielmehr die Schemahaftigkeit der damaligen Psychotherapien. Der mit seiner jüdischen Familie 1936 aus Berlin in die USA emigrierte Joseph Weizenbaum zeigte damit aber auch, dass Psychisches immer an ein biologisches Gehirn gebunden sein wird und rebellierte damit gegen die allgemeinen Auffassungen seiner Kollegen am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Dort arbeitete er sei 1963 als studierter Mathematiker und war ab 1970 Professor für Computerwissenschaften. Er leitete damals die Wende in der künstlichen Intelligenz ein und wurde zum schärfsten Kritiker der Informatik.

Im Jahr 1976 veröffentlichte er das Buch "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft" und setzte sich darin für ethisches Verhalten im Umgang mit Maschinen ein. Das Internet war für ihn nur ein Müllhaufen mit einigen besseren Teilen darin, die Meinungsbildung über dieses als nahezu einziges Medium seit der Jahrtausendwende schockierte ihn. Durch Weizenbaum wurden in den letzten 30 Jahren viele Informatik-Studenten zum Nebenfach Philosophie bewogen. Das Nachdenken über den Einfluss von Programmen und Hardware auf die Gesellschaft spielt vor allem durch seine Kritik und Standhaftigkeit in der deutschen IT-Branche inzwischen eine wichtige Rolle.

Nach dem Tod seiner Ehefrau war Weizenbaum 1996 aus den USA wieder nach Berlin zurückgekehrt und lebte in der Nähe seines Elternhauses im Nikolaiviertel. Bis zum Schluss rebellierte er gegen die Gutgläubigkeit im Zusammenhang mit der Informatik, sprach in Computerkreisen seine Meinung aus und schrieb Zeitungsartikel. In der Süddeutschen Zeitung setzte er sich noch kurz nach seinem 85. Geburtstags im Januar 2008 und trotz eines bereits bestehenden schweren Krebsleidens eloquent für die Erziehung zur Artikulation und Kritikfähigkeit der Schüler ein - mündlich und schriftlich. Und gegen die Meinungsbildung durch Massenmedien, die kritiklos hingenommen wird.

Am 5. März 2008 erlag Joseph Weizenbaum seinem Krebsleiden und einem Schlaganfall. Die Welt verliert damit einen Kritiker, Rebell und Menschen, der uns immer wieder dazu aufforderte, über unsere Taten und unseren Umgang miteinander und mit den Maschinen zu reflektieren und nicht der Technikgläubigkeit zu verfallen.

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Video: RebelAtWork, Film über Joseph Weizenbaum

Quelle: Golem.de

 


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