Platzhalter in Unicode 5.1 festgelegt

Großes ß was nun?: ISO-Norm für das Nicht-Existente

Nach der Reform der deutschen Rechtschreibung sind sich viele unsicher darüber, wie man nun was schreibt. Zusammen, getrennt, groß oder klein sind die häufigsten Fragestellungen. Ebenso wichtig und doch beinahe vergessen aber ist das scharfe ß, das es bislang nur als Kleinbuchstaben gibt und in der Großschreibung als Zeichenfolge "SS" benutzt wird. Dennoch wurde jetzt ein Großbuchstabe für das "scharfe ß" als internationaler Standard in Unicode 5.1 aufgenommen.

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In der Anfang April veröffentlichten Unicode-Version gibt es dazu jetzt das Zeichen U+1E9E für ein "LATIN CAPITAL LETTER SHARP S". Und das ist inzwischen sogar genormt und international verfügbar, denn in der am 23. Juni veröffentlichten Ergänzung der Norm ISO/IEC 10646 wurde das versale ß als Standard niedergelegt. Damit gibt es nun offiziell in jeder Schriftart einen Großbuchstaben, den es eigentlich gar nicht gibt. Denn selbst das Unicode-Consortium muss zugeben, dass es nur wenige Einsatzfälle für diesen Großbuchstaben gibt. Deshalb schlägt das Konsortium auch weiterhin vor, das große scharfe ß automatisch in die Großbuchstaben "SS" zu konvertieren.

Bereits seit Jahren setzen sich schon Schriftdesigner mit der Frage auseinander, wie ein ß als Großbuchstabe aussehen könnte. Denn durch die Umwandlung des Buchstaben kommt es nicht nur auf Formularen bei Namen zu Fehlinterpretationen, auch "MASSE" kann gleichermaßen etwas großes oder die Abmessungen von etwas bedeuten. Die neue ISO-Norm und der Platzhalter in Unicode 5.1 sorgen deshalb zumindest rein technisch dafür, dass das große ß wenigstens theoretisch im Schriftdeutschen Einzug halten könnte.

Seit 130 Jahren diskutieren auch die Gelehrten Deutschlands über das große ß, eine Lösung aber wurde noch immer nicht gefunden. Der deutsche Rat für Rechtschreibung jedenfalls schließt eine Rechtschreibreform diesbezüglich aus. Und selbst wenn man endlich eine einheitliche Schreibweise für das versale ß finden würde, das man in den Platzhalter des international genormten Zeichens U+1E9E in Unicode 5.1 setzen könnte, wäre damit nur wenigen Nutzern geholfen. Denn dann müsste das bislang unter dem Fragezeichen auf Tastaturen platzierte Schriftsymbol eine eigene Taste erhalten. Das bisherige Tastenlayout, das Zehn-Finger-System beim Maschineschreiben und vieles mehr wären dann davon betroffen.

Aber wenigstens haben wir jetzt einen genormten Platz für dieses Problem ...

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