Und sie sollten belohnt werden. Mit einem Film allerdings, der jede Kritik an Apple vermissen ließ - doch sie zum Vorschein zu bringen, war nicht der Anspruch: "[Der Film] zeigt die vielen Wege, auf denen Apple die Welt verändert hat", lautete die Beschreibung schon im Vorfeld. Und das geschah anhand vieler Beispiele: Von Andy Hertzfeld, Mitarbeiter des ursprünglichen Mac-Teams bei Apple, bis hin zu Guy Kawasaki, Marketing-Spezialist und glühender Mac-Befürworter, waren zahlreiche namhafte Gesichter vertreten. Sie gaben nicht nur Geschichten aus der Anfangszeit Apples wieder, sondern ließen die Zuschauer auch an ihrer Sicht auf heutige Ereignisse teilhaben.
Apple gehe es um den "künstlerischen Wert", philosophierte beispielsweise Hertzfeld, der auf seiner Webseite die Entstehung des ersten Macs dokumentiert hat, "[das Unternehmen] möchte das Bestmögliche möglich machen." Anderen könne das nicht gelingen, ist sich Kawasaki sicher: "Die wissen einfach nicht, was genau sie kopieren sollen." Neben den bekannten Apple-Spezialisten waren es aber vor allem die Geschichten von Randfiguren, die den eingefleischten Mac-Kennern in Potsdam Neuigkeiten brachten.
So etwa diejenige über ein Mac-Modell, in dem die Apple-Ingenieure just neben der Festplatte einen Lautsprecher untergebracht hatten. Sobald ein Ton ausgegeben wurde, fror der gesamte Rechner ein - der Magnet im Lautsprecher brachte den Schreib-/Lese-Arm im Speichermodul durcheinander. "Ingenieure sind zurückgeblieben, die haben eine Art Hinrschaden", wetterte dazu ein erfrischend zynischer Jim Reekes, seines Zeichens ehemaliger QuickTime-Entwickler, der das Problem durch Verringerung der Lautstärke lösen sollte, "sie sollten sich lieber eine Freundin suchen. Oder ein Leben."
Alte Macs zum Wegwerfen?
Auch "Pirates of Silicon Valley"-Regisseur und Oscar-Gewinner Richard Halsey kam zu Wort wie auch eine Familie, die ihr Leben auf den Betrieb von drei Apple-Ladengeschäften ausgerichtet hat und ein etwas wunderlicher Sammler, der vom Keller bis unters Dach alte Apple-Geräte hortet: "Ich hätte sie wohl eigentlich alle wegwerfen sollen", erkannte er selbst - doch das gelang ihm nicht: "Es ist wohl wie eine Krankheit."
Ob Krankheit oder nicht, jedenfalls aber eine Leidenschaft. Und zwar eine solche, die auch die Zuschauer bis zu einem gewissen Grad teilen sollten: Wer sich am Anblick einer Apple-Ledertasche mit einem Apfelsymbol ohne Biss als Zeugnis der ersten Apple-II-Tage nicht erfreuen kann, wird "Welcome to Macintosh" womöglich weniger genießen als eingefleischte Fans. "Es gibt vermutlich ebenso viele Wege, einen Film über Apple zu drehen, wie es Menschen gibt", resümierte denn auch der sympathische Filmemacher Josh Rizzo im Mac-Life-Gespräch (weiterer Bericht und Interview in der nächsten Ausgabe der Mac Life).
Fazit
Womit er Recht haben dürfte: Denn in der Apple-Nische der Computerwelt sollte auch "Welcome to Macintosh" (soll als DVD noch vor Weihnachten 2008 verfügbar sein) seinen Platz finden können - als echter Fan-Film eben, der den Zuschauer mal mit den großen Worten eines Guy Kawasaki, mal mit dem schüchternen Lächeln eines Wayne Wezlaff und mitunter mit den weisen Worten des ursprünglichen Apple-Mitbegründers Ron Wayne vor allem eines vor Augen führt: Apple ist mehr als ein bloßer Hersteller von Computer-Hard- und -Software. Apple ist ein Phänomen.
Diskutiere mit!
Hier kannst du den Artikel "Eindrücke von der Europapremiere des Films "Welcome to Macintosh"" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.
Bin auf die DVD gespannt *g*
Vorschlag:
X-Mas-Gewinnspiel und fünf Disks verlosen!
Mich deucht, das Ding wird hierzulande für Otto Normalverbraucher nicht einfach zu bekommen sein.