Der Blick zurück

Apples Zeitmaschine: AirPort Time Capsule

Zwischen 2008 und 2018 verkaufte Apple eine geniale kleine Box, die heute schmerzhaft im Angebot fehlt. Die (AirPort) Time Capsule war die perfekte Ergänzung für Time-Machine-Backups am Mac und könnte heute so viel mehr sein.

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Auf der Macworld-Messe 1999 präsentierte Steve Jobs nicht nur das langersehnte iBook, sondern auch eine wichtige Voraussetzung für moderne Laptops: WLAN. Die nötige Hardware hieß „AirPort“. Damals verkaufte Apple spezielle Zusatzkarten für das iBook und später alle anderen Mac-Modelle. In Kombination mit den Basisstationen konnten besonders die mobilen Macs von einer kabellosen Freiheit beim Internetsurfen profitieren. Um diese neugewonnene Freiheit zu demonstrieren, ließ Steve Jobs das iBook durch einen Hula-Hoop-Reifen schweben und seinen Marketingchef Phil Schiller mit einem AirPort-iBook von einem Podest auf die Bühne springen.

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Die AirPort Time Capsule für lokale Backups

Aus den optionalen AirPort-Zusatzkarten wurde im Laufe der Jahre ein eingebauter Standard. Apple verfeinerte die Idee der Basisstationen immer weiter, sodass ein ganzes Produktportfolio entstand. Neben der klassischen AirPort Basisstation (später als AirPort Extreme bezeichnet) gab es mit der AirPort Express eine kompakte Variante, die mit einem Audio-Anschluss erstmals die Möglichkeit von AirPlay-Streams aus der iTunes-Bibliothek an andere Geräte ermöglichte.

Für WLAN-Verbindungen benötigten iBooks zunächst diese optionalen AirPort-Karten.
Für WLAN-Verbindungen benötigten iBooks zunächst diese optionalen AirPort-Karten. (Bild: CC BY-SA 4.0 Ashley Pomeroy)

Doch der große Wurf und die beste Idee aus der AirPort-Welt war die Time Capsule (später AirPort Time Capsule). Zwischen 2008 und 2018 verkaufte Apple eine AirPort-Basisstation mit eingebauter Netzwerkfestplatte. Wie der Name schon andeutet, sollte dieses Gerät nicht nur für das heimische WLAN-Netzwerk sorgen, sondern auch Time-Machine-Backups erstellen. Damit entfällt das umständliche Verkabeln einer externen Festplatte zum Erstellen von Backups. Mit der Time Capsule im Netzwerk konnte Time Machine stündliche Datensicherungen vornehmen, ohne dass Mac-Nutzende dies selbst verwalten oder ansteuern mussten.

Steve Jobs präsentierte die erste Time Capsule auf der gleichen Keynote-Bühne wie das erste MacBook Air.
Steve Jobs präsentierte die erste Time Capsule auf der gleichen Keynote-Bühne wie das erste MacBook Air. (Bild: Screenshot)

Die Time Capsule startete mit einer Festplattengröße von 500 GB. Apple erweiterte diese im Laufe der Jahre auf bis zu 3 TB Speichergröße. Optisch orientierte sich das Gerät an der AirPort Extreme, die eingebaute Festplatte fiel optisch nicht auf. Die fünfte und letzte Generation der Time Capsule schrumpfte auf Apple-TV-Größe zusammen, wuchs aber in die Höhe wie die ebenfalls letzte Generation der AirPort Extreme.

Die fünfte und letzte Generation der Time Capsule überzeugte mit einem schlanken, aber hohen Design.
Die fünfte und letzte Generation der Time Capsule überzeugte mit einem schlanken, aber hohen Design. (Bild: Apple)

Die Einstellung der Time Capsule war ein Fehler

Phil Schiller waren die neuen WLAN-Stationen nur noch eine kurze Randnotiz wert, während der Vorstellung der neuen MacBook-Air-Modelle auf der WWDC 2013. Fünf Jahre später kommentierte Apple die Einstellung sämtlicher AirPort-Geräte gegenüber der Presse. Damit war Apple vollständig aus dem Markt der WLAN-Router zurückgetreten und überließ seitdem der Konkurrenz von AVM mit ihren Fritzboxen oder Amazon mit den eigenen Eero-Routern das Router-Geschäft. Dabei hätte besonders die Time Capsule viele neue Ideen verdient und fehlt schmerzlich in Apples Produktangebot.

2013 aktualisierte Apple die Time Capsule das vorerst letzte Mal und vergrub die Ankündigung neben dem neuen MacBook Air.
2013 aktualisierte Apple die Time Capsule das vorerst letzte Mal und vergrub die Ankündigung neben dem neuen MacBook Air. (Bild: Screenshot)

Die Time Capsule wäre eine ideale Ergänzung zu modernen Mobilgeräten wie dem iPhone und dem iPad. Damit könnte die lokale Backup-Station eine echte Alternative zu Apples iCloud sein. Es wäre sogar ganz im Sinne von Apples Datenschutz-Ideen, wenn die nächtlichen Backups nicht mehr auf Apples Servern, sondern auf die heimische Netzwerkfestplatte wandern würden. Das wiederum würde sich allerdings negativ auf Apples laufende Abo-Einnahmen auswirken, da somit weniger kostenpflichtiger iCloud-Speicher verkauft werden würde. 

NAS statt Time Capsule

Die Idee der Time-Capsule lebt weiter. Wer heutzutage drahtlose Time-Machine-Backups im heimischen WLAN-Netzwerk automatisch vornehmen will, muss allerdings selbst ran und ein wenig basteln. Die einfachste Variante stellt dabei eine externe Festplatte am heimischen WLAN-Router dar. Manche Router-Modelle besitzen einen USB-Anschluss, um den Speicher im Netzwerk zu nutzen. Diese Nutzung kann sich allerdings negativ auf die Langlebigkeit der Festplatten auswirken, da diese selten für einen Dauereinsatz vorgesehen sind. Die beste, aber auch teuerste Alternative stellt daher ein eigenständiges NAS-System dar. Diese Netzwerkfestplatten besitzen ein eigenes Gehäuse und Betriebssystem, mit dem du ebenfalls Time-Machine-Backups vornehmen kannst.

Du kannst aber auch ohne Time Capsule weiterhin deine Time-Machine-Backups im Netzwerk ablegen. Das geht mit spezieller Hardware, die allerdings nicht von Apple stammt (siehe Kasten). Die Einrichtung und Verwaltung von Netzwerkspeichern fällt aber im Vergleich zur einfachen Time-Capsule-Idee kompliziert aus. Hoffentlich kommt die Time Capsule eines Tages wieder zurück in Apples Verkaufsregale. Beim HomePod hat es schließlich auch geklappt.

Faktencheck: Zahlen und Fakten zur AirPort Time Capsule

Wann war der Verkaufsstart der ersten Time Capsule?
Steve Jobs präsentierte die erste Time Capsule auf der Keynote zur Macworld San Francisco  am 15.01.2008. Der Verkauf begann erst später, am 29.02.2008.

Wie viel Speicherplatz besaß die Time Capsule? 
Zum Start verkaufte Apple die Time Capsule mit 500 GB und 1 TB Speicher. Spätere Modelle besaßen bis zu 3 TB.

Wie viel kostete die Time Capsule?
Der Einführungspreis lag bei 299 Euro für das 500-GB-Modell und 499 Euro für das 1-TB-Modell. Das entspricht heute etwa 411 Euro und 687 Euro.

Wann gab es die letzte Aktualisierung der Hardware? 
Phil Schiller präsentierte die fünfte und damit letzte Generation am 10.06.2013. Gleichzeitig erweiterte Apple den Namen zu „AirPort Time Capsule“.

Wann war der Verkaufsstopp der AirPort Time Capsule? 
Am 27.04.2018 kündigte Apple die Einstellung sämtlicher AirPort-Router und damit auch der AirPort Time Capsule an.

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was richtig gut wäre. HomePod mit Router und internet Festplatte intgeriert. Thread wäre ein muss. und die HomoPods minis könnten als Repeater dienen. Dann müsste ich wieder ein Modem kaufen. Aber egal. FritzBox wäre weg, dafür kleinen Modem irgendwo versteckt einbauen.

Bei mir läuft diese Time Capsule nach wie vor sehr gut.Ich finde sie fantastisch. Lediglich die Festplatte ist kaputt,
aber als Router funktioniert diese sehr zu meiner Zufriedenheit. Ich bedauere es sehr, dass Apple dieses Produkt eingestellt hat.

Meine arbeitet jetzt seit über 11 Jahren 24h als 2TB Version bei mir. Ich nutze aber nicht die Router- oder dir WiFi Funktion. Lediglich per LAN als Timecapsule für meinen Mac. Sie springt also stündlich einmal an und legt sich dann wieder schlafen.

Die Gedanken von Christian hatte ich auch. Es wäre Mega wenn Apple die TC als Home-icloud umfunktioniert hätte. Und so zugänglich gemacht hätte, das es alle Daten beherbergt, die ich aktuell auf die Apple Server schiebe. Das als Kombination als Homezentrale. Da hätte Apple richtig was draus machen können. Jetzt kassieren sie jeden Monat von mir Geld für ihren eigenen Speicher. Aber ich wüsst auch nicht wie ich sonst die ganzen iPhones, iPads, Macs sichern sollte. Ich glaub da hat bei Apple einer gerechnet die Server bei den Usern laufen zu lassen oder monatlich kassieren und die Server selber betreiben.

Ich hab das "geniale" Ding damals auch gekauft und nach einem Jahr zum Elektromüll gegeben. Nur Probleme, da hat aber auch gar nichts funktioniert.

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