Eine Umweltinitiative an den Anfang einer Produktpräsentation zu stellen, ist schon etwas ungewöhnlich. Nicht so für Apple: Der Recycling-Roboter „Liam“ war der eigentliche Star der letztjährigen Frühjahrs-Keynote und durfte seine Fähigkeiten gleich in einem anschaulichen Video eindrücklich vorführen.
Doch auch sonst hält man in Cupertino nicht mit den eigenen ökologischen Fortschritten hinterm Berg: Der letztjährige Nachhaltigkeitsbericht von Apple würde wohl auch den engagiertesten Umweltschützer glücklich machen. Auszüge gefällig? 93 Prozent der Energie, die Apple weltweit in seinen eigenen Einrichtungen verbraucht, stammt laut Bericht mittlerweile aus erneuerbaren Energien – in 23 Ländern liegt dieser Wert bereits bei 100 Prozent. Im Jahr 2015 gelangten dank Apples Hilfe 335 Tausend Tonnen weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre. Gleichzeitig investierte man 850 Millionen US-Dollar in eigene Solarstromanlagen in Kalifornien. Ziemlich gut für ein Unternehmen, dem Greenpeace einstmals ein nachlässiges Umweltengagement unterstellte.
Vom Saulus zum Paulus?
Ein Vorreiter in Sachen grünen Denkens war Apple wahrlich nicht immer. In seinem im August 2006 erstmals veröffentlichten „Guide to Greener Electronics“ (PDF) kritisierte Greenpeace insbesondere die Verwendung von giftigen Chemikalien wie PVC oder bromhaltigen Flammschutzmitteln. Magere 2,7 von 10 Punkten auf dem Nachhaltigkeitsindex der Umweltorganisation waren die Quittung. Im Mai 2015 gehörte dies der Vergangenheit an: In seinem „Clicking Green“-Report (PDF) bescheinigte Greenpeace dem Computerriesen, „durch sein Engagement die Messlatte für die Industrie erheblich höher“ gelegt zu haben.
Zugegeben: Apples neues Nachhaltigkeitsengagement ist in erster Linie dem öffentlichen Druck geschuldet. So stellte Greenpeace Apple in seinem 2006er-Report nicht einfach nur an den Pranger, sondern rief im selben Jahr mit seiner „Green My Apple“-Kampagne dazu auf, den damaligen Apple-CEO Steve Jobs in einer E-Mail zu einem Umdenken aufzufordern. Der ließ sich nicht lange bitten und kündigte in einem offenen Brief an Kunden und Mitarbeiter die geplante „grüne Vorreiterschaft“ an.
Zur Umkehr gezwungen
Es war lange besonders Apples fast sprichwörtliche Geheimniskrämerei, die Kritiker dem iPhone-Hersteller vorwarfen. So habe man keinerlei Angaben über Zulieferer gemacht, um so etwa Kooperationen mit Unternehmen zu verschleiern, die ihre Mitarbeiter ausbeuten. Mittlerweile legt Apple seine Karten regelmäßig in Fortschrittsberichten auf den Tisch, die die Bemühungen zur Verminderung des Klimawandels und zum Arbeitnehmerschutz entlang der Herstellungskette belegen sollen.
Dass es dabei nicht bei Lippenbekenntnissen blieb, beweist der aktuelle Clicking-Green-Report von Greenpeace. Mit vier „A“-Bewertungen für die Transparenz bei der Energiegewinnung seiner IT-Infrastruktur, die Nutzung erneuerbarer Energien, die Strategien zur Vermeidung schädlicher Energiequellen sowie das Investitionsverhalten in erneuerbare Energien steht Apple mittlerweile gar als Branchenprimus da.
Dieses Engagement betrifft nicht nur die Elektrizität. Das neue Hauptquartier „Apple Campus 2“ will man mit wiederaufbereitetem Wasser versorgen – 4,8 Millionen US-Dollar steuerte Apple zu dem Projekt bei, von dem auch die gesamte Stadt Sunnyvale profitieren soll. Mitarbeiter informiert Apple zudem über den sorgsamen Umgang mit Wasser – 14,3 Milliarden Liter will man so bereits gespart haben.
Nicht zuletzt dient man so auch als Vorbild für andere Hersteller, die Apple in seinem Engagement nacheifern müssen, um ähnlich „sauber“ dazustehen. „Ökologische Bemühungen von Unternehmen [wie Apple] haben einen großen Einfluss darauf, dass erneuerbare Energien sich weiter in zahlreichen Schlüsselindustrien ausbreiten“, bescheinigt zum Beispiel Greenpeace in seinem aktuellen Bericht.
Um Jahre voraus
Wie nachhaltig Apples Bemühungen tatsächlich sind, beweist ein Vergleich mit anderen Marktriesen. Beziehen Apples Datenzentren ihren Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien, schafft es Ebay gerade auf 10 Prozent. Und galt Apple jahrelang als ökologischer Geheimniskrämer, trägt heute Online-Versender Amazon diesen fraglichen Titel.
Und das ist nicht zuletzt dem heutigen Apple-CEO zu verdanken: Denn obwohl Steve Jobs den Prozess angestoßen hat, ist es Tim Cook, der die ökologische Erneuerung im Unternehmen am konsequentesten vorantreibt. Und so haben Mitbewerber nicht nur in technologischer Hinsicht Probleme, mit Apple Schritt zu halten – mittlerweile zieht der iPhone-Hersteller auch in Sachen Nachhaltigkeit immer weiter davon.
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