Tim Cook

Apple wehrt sich gegen völlig inakzeptable FBI-Schnüffel-Forderung

Das FBI hat offenbar von Apple den Einbau einer Hintertür in der nächsten iOS-Version gefordert. Dabei beruft sich die US-Polizeibehörde auf ein Gesetz, das aus dem 18. Jahrhundert stammt. Die derzeitige politische Diskussion zu diesem Thema soll wohl umgangen werden, um Fakten zu schaffen. Apple wehrt sich vehement gegen dieses Vorgehen des FBI und hat eine öffentliche Nachricht an seine Kunden gerichtet.

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Apple hat sich mit einer Nachricht an seine Kunden gewandt. Tim Cook, der Chef des Unternehmens, hat persönlich die Einstellung Apples zu Zugriffen staatlicher Behörden auf die Daten der Nutzer von Apple-Produkten niedergeschrieben. Zusammengefasst lautet Apples Einstellung zum Datenschutz, dass die Daten den Kunden gehören, das Unternehmen darauf keinerlei Zugriff haben sollte und Behörden Unternehmen nicht zur Komplizenschaft bei der Verletzung des Datenschutzes der Bürger zwingen dürfen. Aber der Reihe nach:

Die Notwendigkeit von Verschlüsselung

Verschlüsselung ist Apples Ansicht zufolge die Basis für den Datenschutz und die Privatsphäre aller Bürger. Smartphones, insbesondere iPhones, enthalten die persönliche Kommunikation, Kalender, Kontakte, Videos, Bilder und andere Dateien, die ausschließlich dem Nutzer gehören. Er alleine hat das Recht darüber zu entscheiden, was mit diesen Daten geschieht. Nutzer müssen die Möglichkeit haben, diese Daten vor Fremden mit allen zur Verfügung stehenden technologischen Methoden zu schützen – vor Kriminellen, Behörden aber auch dem Unternehmen, das das Produkt hergestellt hat. Die einzig zuverlässige Methode ist eine sichere Verschlüsselung, die nicht durch Schwachstellen, Generalschlüssel und Hintertüren ausgehebelt werden darf.

Aushebelung des Datenschutzes und der Privatsphäre

Apple wehrt sich nicht gegen Hilfe bei den Ermittlungen der zuständigen Behörden. Ganz im Gegenteil: So hat das Unternehmen in der Folge der Terror-Anschläge von San Bernadino eng mit dem FBI zusammengearbeitet, alle verfügbaren Daten übergeben und auch Ingenieure abgestellt, die das FBI bei den Ermittlungen unterstützten.

Weder das FBI noch Apple ist jedoch dazu in der Lage die Verschlüsselung der Geräte zu knacken. Deshalb hat das FBI nun Apple dazu aufgefordert eine Hintertür in das iPhone einzubauen, weil es derzeit eben die Verschlüsselung nicht knacken kann. Konkret möchte das FBI, dass Apple eine Hintertür in iPhone 5c eines Attentäters einbaut. Hierfür soll Apple eine neue Version von iOS schreiben und diese dem FBI zur Verfügung stellen, um sie auf diesem iPhone 5c zu installieren. Anschließend soll die Brute-Force-Attacke auf den PIN-Code des iPhones einfacher und schneller ausgeführt werden können, um in das Betriebssystem zu gelangen. Bei iPhones mit Fingerabdruck-Scanner würde diese Methode nicht funktionieren. Ein Gericht hat der Forderung des FBIs bereits stattgegeben.

Apple hat mit dieser Forderung ein großes Problem und lehnt sie rundheraus ab. Zum einen verspricht das FBI zwar, dass diese Hintertür nur in seltenen und dingenden Fällen genutzt wird. Dafür gibt es aber keine Garantie. Zum anderen hebelt eine Hintertür mehr oder weniger alle Sicherheitsmaßnahmen aus. Verschlüsselte Kommunikation, Passwörter, Fingerabdrücke, Zwei-Faktor-Authentifizierung und Verbindungsverschlüsselung spielen anschließend keine Rolle mehr. In den falschen Händen wäre diese iOS-Version eine Katastrophe.

Tim Cooks Nachricht zufolge begreift Apple diese Forderung als Affront. Seit Jahren versucht das Unternehmen seine Geräte immer sicherer zu machen und soll diese Sicherheit nun selbst aushebeln. Etwatige Gegenargumente des FBI, beispielsweise die Garantie, dass diese Hintertüren so gebaut werden können, dass sie nur einmal genutzt werden können, hält Apple für unrealistisch. Eine Hintertür funktioniert so einfach nicht. Einmal hergestellt, kann sie so lange immer wieder genutzt werden, bis sie geschlossen wird. Dabei paraphrasiert Cook die Meinung mehrere Sicherheitsexperten, die sogar soweit gehen und eine schwache Verschlüsselung als Bedrohung der Nationalen Sicherheit bezeichnen.

Ein gefährlicher Präzedenzfall

Zu guter Letzt weist Apple daraufhin, dass das FBI damit einen gefährlichen Präzedenzfall setzen würde. Denn derzeit gibt es in der US-Politik eine große Diskussion darüber, ob der Staat Unternehmen zur Implementierung von Sicherheitslücken zwingen darf. Das FBI möchte diese Entscheidung jedoch gar nicht erst abwarten. Stattdessen beruft sich die Behörde auf den All Writs Act von 1789 – also ein mehr als 220 Jahr altes Gesetz – um seine Autorität in dieser Sache geltend zu machen. Vor 200 Jahren konnte allerdings niemand auch nur von unserem heutigen Digitalen Zeitalter träumen.

Sollte das FBI mit seiner Forderung durchkommen, stünden US-Behörden und damit jedem fähigen Hacker Tür und Tor offen, sofern er dieses Backdoor-iOS und das iPhone in die Finger bekommt. Auf Basis dieses Gesetzes könnte jede Bundesbehörde in den USA von jeder einzelnen Software fordern, dass sie Hintertüren enthält, ohne sich vorher diese Maßnahmen politisch absegnen zu lassen. Die denkbaren Konsequenzen sind erschreckend: Privatsphäre wäre nicht mehr existent, sollte dieser Vorgang durch entsprechende Programme automatisiert werden. Und anschließend ist es nur eine Frage der Zeit, bis Software von Anfang an Hintertüren enthalten muss.

Anmerkung:

Tim Cook spricht in seiner Nachricht nur über US-amerikanische Rechte und US-Bürger.

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