Werbeverbände in den USA zeigten sich zuletzt besorgt. Sie veröffentlichten einen offnen Brief in die Richtung des iPhone-Herstellers. Apple würde mit Änderungen an Safari in macOS und iOS das Geschäftsmodell der Branche und des Internets untergraben. Man bat Tim Cook und die Seinigen doch, die Pläne zu überdenken. Man ging sogar soweit, Apple Sabotage an der Grundlage der Finanzierung im Internet vorzuwerfen.
Werbeindustrie dringt in die Privatsphäre der Nutzer ein
Apples Antwort auf die Kritik lies nicht lange auf sich warten. Das Unternehmen gab gegenüber „The Loop“ von Jim Dalrymple ein Statement ab. Man sei überzeugt, dass die eigenen Kunden ein Recht auf Privatsphäre hätten. Doch genau dieses würde von der Werbeindustrie massiv untergraben. Sie verfügt über Technologien, die den Nutzer vor dem Rechner gläsern erscheinen lassen. Es sei den Firmen fast komplett möglich die Surfhistorie der Nutzer nachzuverfolgen, selbst dann, wenn dieser gar nicht seine Zustimmung dazu erteilt hätte. Das Konzept des „Re-Targeting“, also der Werbung für ein Produkt, das der Nutzer sich einmal angesehen hat, auf vielen verschiedenen Webseiten hinweg, beruht darauf. Problematisch ist aber vor allem, dass auch solche Anbieter Informationen sammeln, die eigentlich nur passiv an dem Prozess beteiligt sind.
Tracking in Safari clever verhindern
Apple wird in Safari neue Schranken in Form der „Intelligenten Tracking-Prävention“ einrichten. Diese baut auf bereits vorhandenen Mechanismen auf, verwendet aber zusätzlich Maschinenlern-Algorithmen, um die Verfolgung der Nutzer sinnvoll zu unterbinden. Die Auswertung geschieht lokal auf den Geräten und unter iOS 11 wird sie enorm vom neuen A11 Bionic Prozessor profitieren, der mit speziellen Funktionen zum Berechnen neuronaler Netzwerke ausgestattet ist. Die Daten des Nutzers würden zu diesem Zwecke anonymisiert ausgewertet. Der „Computer“ (iPhone, iPad, Mac) versteht dann, welche Webseiten der Nutzer eigenständig aufruft, und welche nicht. Ruft ein Nutzer Webseiten nicht binnen 30 Tagen erneut auf, werden dessen Cookies und zugehörige Daten gelöscht (Ausnahmen lassen sich einrichten, bspw. fürs Onlinebanking, Content Management, etc.). So wird verhindert, dass diese einen Rattenschwanz hinter sich herziehen und langfristig ein großer Haufen von Webseiten sehr viele Daten über den Nutzer sammeln kann, weil alle übereinander Bescheid wissen. Dazu wird aber bereits vorher die Kommunikation in Form des Cross-Site-Tracking unterbunden. Nur Seiten aus einem Werbenetzwerk können Cookies (auch nur für 24 Stunden) speichern, wenn der Nutzer sie selbständig aufruft. Tut er das nicht, erfahren diese auch nichts davon, dass der Nutzer „Seite A“ aufgerufen hat.
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Ein vernünftiger Anfang. Viele Leute wissen gar nicht, was im Internet passiert und wie man sich schützen kann. Klar, es gibt AdBlocker und es gibt die, die nicht wissen, was sie da machen. Und auch die sollten die Möglichkeit haben, sich gegen Werbetracking zu schützen, auch wenn die nicht wissen, was das denn wirklich ist.
Die Übermacht der Werbenetzwerke und deren fragwürdige Methoden sollten meiner Meinung nach sowieso massiv eingeschränkt werden, denn das, was man heut zu Tage als Werbung gezeigt bekommt ist ja nur noch "Komm und lass dich abzocken" MIST. Kostenlose Spiele hier, kostenlose Spiele da, Autowerbung auf den Seiten von Umweltschutzvereinen und was nicht alles.
Sinnvoller wäre es, wenn die Menschen, egal aus welchem Land sie kommen überall die gleichen Privatsphärerechte hätten und per weltweitem Gesetz das Tracking von Usern generell verboten wird.
unter anderem sind DAS Punkte warum ich gerne für ein Apple-Produkt in die Tasche greife
So ist es. Die glücklichen Androiden werden eines Tages eine viel höhere Rechnung zu zahlen haben. Wer sich mit der Thematik beschäftigt, kann nichts anderes kaufen als Apple. Da es nun eine breite Palette an käuflichen und guten iPhones gibt, hat es jeder selbst in der Hand. Also bitte kein Gejammere in ein paar Jahren.
Von Rechtswegen müsste den werbetreibenden Fitmen eigentlich der Datenverkehr, den sie mit ihrer Werbung auf privaten Geräten verursachen, in Rechnung gestellt werden. Immerhin muss ich diesen Datenverkehr ja auch bezahlen. Selbst bei einer Flatrate. Ausserdem belasten sie mit ihrem Kontent auch die Übertragungsrate zu einem Nachteil und zum Nachteil der Provider. Dass die Provider da noch gar nicht drauf gekommen sind, dass die Geld damit verdienen könnten ...
Die meisten Kommentare gehen am Kern des Problems, das Apple mit dieser Maßnahme bekämpfen will, vorbei. Auch die Antwort der Werbeindustrie geht das.
Apple will NICHT weniger Werbung auf Webseiten. Auch wenn das Argument mit dem Datenverkehr von einigen Kommentatoren hier valide ist: das Internet ist NICHT kostenlos. Nur wenige stellen Inhalte wirklich kostenlos zur Verfügung (auch Redaktionen wie Maclife, aber auch Spiegel Online etc.). Die können sich nur entweder über Werbung oder Gebühren vom User finanzieren. Wer letzteres nicht möchte, muss ersteres in Kauf nehmen.
Apple hingegen geht gegen PERSONALISIERTE Werbung vor, die zum Preis der kompletten Datenztransparenz eines Benutzers kommt. Apple geht nicht gegen ein Standard-Werbebanner vor, das auf einer Seite erscheint, kein Cookie setzt, und einfach nur eine Werbung anzeigt.
Im Prinzip wäre das der Schritt zurück wie bei gedruckter Werbung in Zeitungen: auch die ist ja nicht individuell auf jeden Leser zugeschnitten.
Für mich akzeptabel - wie gesagt, Inhalteanbieter müssen von was leben können. Immer noch viel besser, als meine Privatsphäre an Werbeanbieter zu verkaufen...
Ein richtiger Schritt, den Apple da geht. Die Industrie ist so wenig innovativ, das Sammeln von Daten im Hintergrund, notabene ohne Wissen und Einverständnis der Anwender, der einfachste Weg. Von mir aus kann man Werbung ganz eliminieren, wenn ich etwas brauche, dann informiere oder suche ich entsprechend. Bei Werbung wird sowieso nur gelogen, dass sich die Balken biegen.