Gerüchte widerlegt

Apple plant keine ARM-basierten Macs - warum mich das nicht wundert

„Angekündigt” ist vielleicht das falsche Wort – aber Apple hat (vorerst) ausgeschlossen, dass Prozessoren auf ARM-Basis als Haupt-CPUs in Macs zum Einsatz kommen. Dahingehend gab es das eine oder andere Gerücht, sogar Prototypen soll es gegeben haben. Dass Apple einen ARM-Mac nicht in Serie gehen lassen will, kann ich voll und ganz nachvollziehen, weshalb es mich nicht wundert, dass das nun bestätigt wird.

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Apple hat ein paar Journalisten zu sich eingeladen, um über Macs zu plaudern. Vor allem über den Mac Pro. Apple gestand sich Fehler ein, hat kleinlaut neue Hardware verbaut und alle so: „Wow”. Ein bisschen am Rande kamen dann noch vermeintlich verrückte Ideen zur Sprache, die aber gleich negiert wurden, nämlich Macs, die auf ARM-Chips basieren und Macs mit Touchscreens. Aber reden wir mal über die ARM-Macs.

Keine ARM-Macs

Macs, die hauptsächlich mit den Instruktionen aus dem ARM-Befehlssatz arbeiten sollen, will Apple nicht auf den Markt bringen. Meiner Meinung nach ist das eine vollkommen richtige Entscheidung, mit etwas anderem hätte ich auch nicht gerechnet. Zwar mag es Gerüchte dahingehend geben und von mir aus sogar Prototypen. Aber nur, dass etwas funktioniert, bedeutet noch lange nicht, dass es sinnvoll ist.

Apple hat schon zweimal die Prozessorarchitektur geändert. Einmal beim Wechsel von 68k auf PowerPC (Anfang der 90er Jahre) und ein weiteres Mal ab 2005 beim Wechsel zu Intel. Beide Male wurden größere Anstrengungen unternommen, um alte Programme kompatibel zu halten, vor allem beim Wechsel zu Intel hat es Apple den Entwicklern zu verdanken gehabt, dass (die meisten von ihnen) ihre Programme zeitnah für die neue Architektur optimiert haben. Die Markteinführung des ersten Intel-Macs ist nun ziemlich genau 11 Jahre her und Apple hat weder einen Grund noch besondere Vorteile davon, zu ARM zu wechseln.

Warum ARM-Macs keine Daseinsberechtigung haben

ARM-Chips gelten als sehr energieeffizient, weshalb sie in mobilen Geräten gefragt sind und in iPad und iPhone zum Einsatz kommen. Aber auch da ist nicht alles Gold was glänzt und das zeigen Mini-PCs wie der Raspberry Pi und seine vielen Konkurrenten. Sobald ein Desktop involviert ist, steigt die CPU-Last in ungesunde Höhen. Nun ist Apple dafür bekannt, seine Software gut an die Hardware optimieren zu können, also ist das vielleicht nicht einmal ein Problem. Die große Unbekannte sind aber Entwickler von Programmen, die täglich im Einsatz sind. Diese müssten, ähnlich wie damals beim Wechsel auf Intel, den Code zumindest einmal anpassen. Andernfalls – und übergangsweise – müsste wieder ein Übersetzer her, der Intel-Code für ARM-CPUs übersetzt.

Das führt zu Punkt zwei, warum ein ARM-Mac in der Praxis nicht funktionieren würde: ARM-Prozessoren sind für sich genommen keine besonders schnellen Chips. Die Performance kommt durch Parallelisierung und im Falle von mobilen Geräten durch Spezialchips, etwa für das Dekodieren von H.264-Medien (mit anderen Worten: Videos). Damit der Wechsel sinnvoll ist, dürfte Apple aber nicht nur das MacBook 12-Zoll als bessere Schreibmaschine zum ARM-Mac machen, sondern müsste sich das gesamte Line-Up vornehmen. Nutzer, die eine hohe Rechenleistung wünschen, hätten zumindest in den ersten Monaten und Jahren das Nachsehen, bis ihre Programme optimiert sind.

Warum würde man das wollen?

Darüber hinaus hätte Apple keinen Vorteil aus einem Wechsel zu ARM, der die Verkaufszahlen ankurbeln würde. Man kann sich sicherlich darüber streiten, ob man die PowerPC-Architektur mit Optimierung in eine vernünftige Richtung hätte bringen können, aber Intel-Chips hatten vor gut 10 Jahren auf jeden Fall noch den Vorteil, dass man bei Bedarf auch Windows installieren kann – und zwar nativ, mit voller Leistung, ohne Emulation.

Schließlich ist da noch Intel. ARM-Prozessoren wären - Stand heute - in einem Umfeld angemessen eingesetzt, wo ein niedriger Stromverbrauch wichtiger ist als eine hohe Rechenleistung. Das wäre also allenfalls beim MacBook 12 Zoll der Fall und da hat Intel neuerdings mit dem Core-M einen Prozessor im Angebot, der genau diese Anforderungen erfüllt und noch dazu mit dem x86-Befehlssatz einverstanden ist.

Kurz gesagt: Apple hat keinen Nutzen davon, einen ARM-Mac anzubieten. Geld wird ohnehin mit dem iPhone verdient, warum also würde man das Mac-Geschäft, das nebenbei bemerkt das einzige im PC-Markt ist, das nicht im Sinkflug ist, riskieren und in die Portierung von Software investieren, wenn es quasi keinen vernünftigen Nutzen gibt?

...andererseits: Wenn man in „ARM” nur zwei Buchstaben ändert, erhält man „AMD”. Ein Zeichen?
...andererseits: Wenn man in „ARM” nur zwei Buchstaben ändert, erhält man „AMD”. Ein Zeichen? (Bild: CC0)

Sollen sie doch AMD kaufen

Andererseits hätte Apple noch eine Möglichkeit, seine Zwangsstörungen zu befriedigen und zwar mit einer geschickten Übernahme von AMD. AMD hat, seitdem sich Intel von der Netburst-Architektur (Pentium 4 und Pentium D) getrennt hat, kaum noch attraktive Prozessoren im Angebot gehabt, in den meisten Quartalen Verluste gemacht und ist deshalb (schon seit Längerem) sehr günstig zu haben.

Auf der Haben-Seite wäre aber zumindest einmal die x86-Lizenz und die Grafikchips, die Apple schon jetzt einsetzt. Ein Kauf von AMD könnte in neuen Prozessoren resultieren, die einerseits den Hackern des OSX86-Projekts („Hackintosh”) das Leben schwer machen, nämlich dann, wenn proprietäre Schaltungen eingebaut, die Windows nicht benötigt, aber in kommenden macOS-Versionen zur Pflicht werden. Als kleinen Nebenerwerb könnten noch zivile Prozessoren und Grafikchips verkauft werden.

Vor allem aber hat Apple dann die Möglichkeit, die Prozessoren zu optimieren und wieder den Takt anzugeben. Man hat nämlich ein Stück weit den Eindruck, dass Intel und Apple momentan nicht gut harmonieren – führen wir die MacBook Pro als Beispiel an. Die waren, als sie im vergangenen Jahr vorgestellt wurden, äußerst spät dran und kamen dennoch nur mit Skylake-Chips, wo Kaby Lake quasi schon vor der Tür stand. Solchen Situationen könnte man aus dem Weg gehen, indem man einfach selbst die Prozessoren herstellt. Und man könnte sich bei aller Liebe zu PC-Gamern einen zeitexklusiven Vorteil verschaffen, indem man die zivilen Versionen einfach ein paar Monate nach der Veröffentlichung des Macs auf den Markt bringt.

Interessiert Apple den Mac überhaupt noch?

Ich gebe zu: Heute vor einer Woche hätte die Überschrift für den AMD-Abschnitt etwa so gelautet: „Wenn Apple den Mac noch mag, sollte es AMD kaufen”. Vor sieben Tagen war noch nicht abzusehen, dass das Unternehmen einen neuen Mac Pro aus dem Hut zaubert, den Mac mini als wichtig bezeichnet und neue iMacs ankündigt. Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass es den Mac nur noch gibt, damit man Xcode für iOS-Apps nicht auf Windows portieren muss. Wie dem auch sei: Die Kernaussage aus jener Überschrift bleibt. Wenn Apple wirklich noch etwas für den Mac übrig hätte, sollten sie AMD kaufen. Und dann aus X86 das machen, was sie aus ARM in den Apple-A-Chips gemacht haben. Dann gäbe es auch mal wieder Bewegung auf dem Markt.

Ich bin bereit! Ich bin bereit! Ich bin bereit!
Ich bin bereit! Ich bin bereit! Ich bin bereit! (Bild: via Giphy)

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kein thunderbolt mit amd.... da es bekannterweise intel gehört...

Das halte ich weniger für ein Problem, da USB beispielsweise auch von Intel entwickelt wurde und überall verfügbar ist. Darüber hinaus gibt es Thunderbolt in dem Sinne nicht mehr, USB-C ist der neue Standard, der in seiner gegenwärtigen Ausführung auch TB3 mitbringt.

Ich denke nicht, dass das Kartellrechtlich durchkommt, wenn Apple durch den Kauf von AMD den einzigen halbwegs funktionieren Konkurrenten von Nvidia (Grafikkarten) und Intel (Prozessoren) quasi aus dem Markt nimmt. Aber Apple könnte ja am AMD am Markt weiter agieren lassen .... glaubt jemand wirklich, dass Apple Ressourcen investiert um gute Windows-Rechner zu ermöglichen? AMD zu Kaufen hört sich erstmal nach einer guten Idee an, aber es ist vermutlich nicht sehr realistisch.

Wie ich geschrieben habe: Sie könnten zivile Produkte veröffentlichen, aber primär für sich selbst entwickeln. Sie könnten ja neue Grafikkarten auch ein halbes Jahr exklusiv in Macs einbauen.

Apple hätte einen sehr guten Grund ARM einzusetzen:
Sie können die CPU`s in Zukunft so anpassen wie sie es brauchen. Nicht umsonst wird Apple ihre GPU`s bald selbst entwickeln.
Apple ist in Zukunft nicht mehr auf INTEL angewiesen und könnte ihre, perfekt auf MacOS optimierte CPU entwickeln. Das Know How haben sie definitiv.
ARM Entwickler gibt es inzwischen massig, somit sind Applikationen kein Problem mehr. Und das Argument "Portierung" ist kein wirkliches Argument mehr.

Man sollte das Know How von Apple in Sachen Chipdesign nicht unterschätzen. Die Performance für MacOS und ARM ist meines Erachtens kein grosses Thema mehr.

Wir werden sehen was die, nicht all zu ferne, Zukunft bringt.

Wenn Apple AMD kauft, können sie genauso CPUs anpassen, dabei aber die Kompatibilität erhalten.

Dass Apple seine Chips und Software angepasst bekommt, daran habe ich auch keine Zweifel. Aber bis Microsoft und Adobe das ebenfalls getan haben...

AMD wäre viel zu teuer um nur CPU`s und GPU`s für ihre Geräte zu fertigen.
Apple hat kein interesse den "normalen" Markt auch noch zu bedienen.

Kompatibilität ist bei Apple kein Problem, schon gar nicht was das OS betrifft.

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