Lobby-Arbeit für den App Store

Apple lobbyiert für den eigenen App Store

Jahrelang konnte Apple in seinem eigenen iOS App Store schalten und walten, wie es dem Konzern beliebte. Doch seit geraumer Zeit formiert sich ein erheblicher Widerstand, der nun auch in den politischen Kreisen ankommt und Apple augenscheinlich zur Lobby-Arbeit zwingt.

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"Motor des Wirtschaftswachstums"

Dieses Thema hat für Apple eine enorme Bedeutung, wie einige Formulierungen und Wortwiederholungen in der Pressemitteilung nahelegen. Der Konzern selbst spricht von einem "starken Motor des Wirtschaftswachstums in Deutschland" -  nicht nur Entwickler erhielten eine Plattform für ihre Apps, auch Unternehmen konnten ihr Geschäft mithilfe des App Store digitalisieren und somit ins Netz verlagern

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"Status Quo" ist doch gut genug

In der Pressmitteilung selbst wirft der Konzern mit Zahlen und Beispielen um sich, die schwerlich nachzuprüfen sind und vor allem Eines suggerieren sollen: Alle profitieren davon, es ist gut so wie es ist und wir haben alles unter Kontrolle. 

Dabei ist es genau der letzte Halbsatz, der die Problematik vielleicht am besten unterstreicht: Neben der Aufschlüsselung, wie sich die erwirtschafteten Erlöse aufteilen, wird immer wieder die Art und Weise der Kontrolle bemängelt. Viele Entwickler, wie zum Beispiel Spotify, fühlen sich nicht nur gegängelt sondern übervorteilt. Eingereichte Updates werden nicht in der angemessenen Geschwindigkeit bearbeitet oder mit zumindest fragwürdiger Argumentation zurückgewiesen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Apple in einigen Punkten seine eigenen App Store Guidelines sehr unterschiedlich auslegt - je nachdem, welcher Entwickler dahinter steht.

Zahlen über Zahlen

Der iPhone-Konzern unternimmt in der Pressemitteilung alles, um den Fokus auf die rein wirtschaftlichen Zahlen zu lenken: Seit dem Start des App Stores konnten alleine deutsche Entwickler mehr als zwei Milliarden Euro an Gesamteinnahmen generieren, alleine 2021 soll das Umsatzplus 21% gegenüber dem Vorjahr betragen. Zudem haben deutsche Entwickler bis heute über 60.000 Apps veröffentlicht, die sowohl "im In- als auch Ausland erfolgreich sind."

Apple führt in der Pressmitteilung zumindest zu diesem Standpunkt konkrete Beispiele an. Die App Fastic zum intermittitierenden Fasten konnte beispielsweise die Anzahl seiner Mitarbeiter innerhalb eines Jahres von 9 Mitarbeiter auf 49 ausbauen. Außerdem wird in einem persönlichen Statement darauf hingewiesen, wie robust der App Store in einem derzeit wirtschaftlich schwierigen Umfeld ist: 

„Die deutsche Entwickler-Community ist ein sehr gutes Beispiel für Innovation und Widerstandsfähigkeit in schwierigen Zeiten. Eine Viertelmillion Menschen sind heute Teil des iOS App-Ökosystems. Sie helfen dabei, innovative und spannende Apps zu entwickeln, die von Menschen auf der ganzen Welt genutzt werden."

Offizielles Statement von Christopher Moser, Senior Director für den App Store von Apple

Erinnerung an das neue Small Business Program

Im Zuge der Diskussionen um die Provisionen erinnert Apple auch noch einmal an die auf den Weg gebrachten Korrekturen mit dem Small Business Program, welche offiziell zum 01. Januar 2021 in Kraft traten. Hier halbiert Apple die Provision von 30% auf nur mehr 15% für kleine Entwickler. Damit soll es diesen ermöglicht werden, schneller profitabel zu werden und gleichzeitig zu wachsen. Hierbei ist aber nicht alles Gold, was glänzt. Die reduzierte Provision von 15% gilt nur bei Umsätzen von bis 999.999 Euro. Alles darüber lässt sich Apple mit der bekannten Provision von 30% vergüten. 

Als Lobby-Arbeit zu verstehen

Die ungewöhnlich lange Pressemitteilung muss hier ganz klar als Lobby-Arbeit verstanden werden. Der Konzern möchte mit dem Herausheben der Vorteile unterstreichen, welch wichtige Stellung der App Store für die iOS App-Economy in Deutschland einnimmt. Gleichzeitig soll die Politik daran erinnert werden, dass man sehr wohl selbstreflektiert ist und auf die Entwickler bei Bedarf zugeht. 

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Apple bietet die Infrastruktur und hat damit jedes Recht zu verlangen was es will. Muss ja niemand dort verkaufen. Punkt. Allerdings sollte Apple und Co genauso dankbar für die Infrastruktur der Länder sein, wo es seine Waren verkauft und ebenfalls faire Abgaben (Steuern) bezahlen. Unerträglich, dass der Raub von Millarden am Volk und an den Kunden nie wirklich von der Politik thematisiert und angegangen wird. Natürlich handelt Apple wie alle anderen Hersteller im Sinne seiner Aktionäre und muss(!) schon deshalb jede Lücke im Gesetz ausnutzen. Daher bitte liebe Politiker, schafft endlich Gesetze, welche diesen unerträglichen Zustand beendet.

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