Amazon wird ab 1. Juli 2015 die Tantiemenzahlungen an Autoren bei Büchern in der Leihbibliothek Amazons ändern. Davon betroffen sind offenbar nur Bücher, die von Autoren direkt auf Amazon über Kindle Direct Publishing veröffentlicht wurden.
Bisher erhält jeder Autor eines Buchs, das über Kindle Unlimited oder die Kindle-Leihbücherei ausgeliehen wird, für jede Ausleihe einen festgesetzten Betrag. Ab 1. Juli 2015 wird Amazon jedoch die von den Nutzern gelesenen Seiten der ausgeliehenen Bücher zählen und die Tantiemen entsprechend anpassen. Amazons Beispielrechnung geht vereinfacht dargestellt so:
- Der Autor eines 100-seitigen Buches, das 100 mal ausgeliehen und immer vollständig gelesen wird, erhält 1.000 Euro.
- Der Autor eines 200-seitigen Buches, das 100 mal ausgeliehen und immer vollständig gelesen wird, erhält 2.000 Euro.
- Der Auto eines 200-seitigen Buches, das 100 mal ausgeliehen aber im Durchschnitt nur halb gelesen wird, erhält 1.000 Euro.
Amazon verwendet eine standardisierte Seitenzählung, die bei jedem Buch gleich ist – unabhängig vom Layout. Auch Bilder werden berücksichtigt. Autoren können über das Portal Kindle Direct Publishing einsehen, wie viele Seiten ihrer Bücher gelesen wurden.
Für Autoren, deren Bücher über einen regulären Verlag veröffentlicht werden und deren Bücher in Amazons Leihbibliothek zu finden sind, ändert sich offenbar nichts. Auch Leser werden von der Umstellung nichts bemerken: Jedes Amazon Prime-Mitglied kann sich ein eBook pro Monat kostenlos aus der Kindle-Leihbücherei ausleihen – ohne Rückgabefrist. Nutzer von Kindle Unlimited zahlen pro Monat 9,99 Euro und können sich bis zu zehn Bücher gleichzeitig ausleihen. Um Amazons Leihbibliothek zu nutzen, ist kein Kindle-eBook-Reader notwendig. Anwender können auch über die Kindle-Apps, die es für OS X, iOS, Android und Windows gibt auf die Leihbibliothek zugreifen.
Kommentar
Amazons neues Entlohnungssystem für Autoren könnte diese beim Schreiben ihrer Bücher beeinflussen. Beispielsweise könnten Autoren vermehrt Bilder einsetzen, um die Seitenzahlen nach oben zu treiben. Es wäre auch möglich, dass Autoren ihren Schreibstil ändern, um mehr Seiten zu füllen. Denkbar wären beispielsweise zusätzliche Nebengeschichten oder Hintergrund-Geschichten. Vielleicht wird das Bezahlsystem auch dazu führen, dass Autoren vermehrt Cliffhanger einsetzen, um die Spannung hochzuhalten und Leser zum Weiterlesen zu animieren. Schließlich haben die meisten Autoren nun zwei Ziele: Möglichst lange Bücher zu schreiben, die idealerweise bis zur letzten Seite gelesen werden.
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