Wer die Pressemitteilungen und Ankündigungen der vergangenen Monate von Telekom und Vodafone liest, der muss zwangsläufig den Eindruck gewinnen, 5G sei bereits so gut wie fertig und großflächig für nahezu alle Kunden der beiden Mobilfunkanbieter verfügbar. Auch in der Telekom-Halle auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin konnte man die riesigen 5G-Schriftzügen nicht übersehen. Kaum ein Thema wird momentan so ausgiebig diskutiert.
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Wer allerdings einen Blick hinter die Werbeversprechen wirft und zum Beispiel die bisherigen 5G-Standorte in Deutschland betrachtet, der wird feststellen, dass der neue Mobilfunkstandard hierzulande noch einige Zeit, wahrscheinlich sogar Jahre entfernt ist. Es fehlt schlicht noch an den entsprechenden Antennen und Empfangsgeräten, welche bereits 5G beherrschen.
Dennoch wird das Thema nicht ohne Grund viel diskutiert, erhofft sich doch zum Beispiel die Wirtschaft sehr viel davon. 5G ist nämlich nicht nicht nur eine einfache Weiterentwicklung, sondern ein echter technologischer Sprung. Mit dem Mobilfunkstandard liefert man etwa erst die Grundlage für autonome Fahrzeuge. Firmen könnten in naher Zukunft mit 5G in Echtzeit Daten zwischen Rechenzentren und Robotern in Fabriken austauschen. Und der normale Mobilfunknutzer darf sich auf seinem Smartphone auf einen 4K-Kinofilm mit nur wenigen Sekunden Ladezeit freuen.
Grund genug also, einmal genau zu schauen, was 5G ist, wofür es sich eignet, welche Geräte damit bisher bereits funktionieren und für wen sich das Thema momentan lohnt.
5G: Was ist das überhaupt?
Damit wir verstehen, was 5G ist und wieso es gerade in aller Munde ist, müssen wir uns erst einmal mit den drei anderen „Gs“ beschäftigen: nämlich mit 2G, 3G und 4G. Dazu zunächst etwas theoretischer Hintergrund.
5G steht für die englische Bezeichnung „Fifth Generation“, also die fünfte Generation des Standards für Mobilfunk. In Deutschland verfügbar sind aktuell die Vorgängergenerationen 2G, 3G und 4G. Allerdings schalten alle Mobilfunkanbieter Stück für Stück 3G-Antennen ab, um Kapazitäten für 4G und 5G zu schaffen. Wer also einen Mobilfunkvertrag ohne 4G besitzt, sollte langsam an einen Wechsel denken, denn der Empfang mit 3G gerät zwangsläufig immer schlechter. 2G wird uns weiterhin noch einige Jahre erhalten bleiben, da es als Notfallsystem für den SMS-Versand und Telefonie dient.
Was unterscheidet die verschiedenen Generationen? Neben einigen technischen Aspekten in erster Linie die Datenübertragungsrate, also wie viele Daten pro Sekunde Sie damit senden und empfangen können. 2G ermöglicht zum Beispiel mit der EDGE-Technologie eine maximale Downloadrate von 217 Kilobit pro Sekunde. 3G schafft mit UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) Downloads mit bis zu 6 Megabit pro Sekunde. 4G, auch LTE (Long Term Evolution) genannt, erreicht theoretisch bis zu 20 Megabit pro Sekunde. Und die neue fünfte Generation soll theoretisch Downloadraten bis 200 Megabit pro Sekunde ermöglichen. Zum Vergleich: Das ist wahrscheinlich mehr als bereits jetzt in Ihrem heimischen WLAN möglich ist: Dort kommen Sie durchschnittlich auf knapp 55 Megabit pro Sekunde.
5G wird darüber hinaus zunächst nur für die Datenübertragung, also das mobile Internet nutzbar sein. Eine Übertragung von Sprache, wie sie zum Beispiel bei LTE möglich ist, folgt erst später. Und den wirklich großen Geschwindigkeitsschub gibt es nur für den Download von Daten. Beim Upload von Inhalten ist 5G langsamer, dies betrifft aber alle Mobilfunkgenerationen – und auch das heimische WLAN.
Das Ziel von 5G
Natürlich ist die Internetverbindung mit dem Smartphone ein wichtiger Aspekt von 5G – und aktuell die treibende Kraft für die Verbreitung und den Ausbau. Allerdings könnte die Technologie noch weit mehr Menschen vernetzen als Whatsapp-Gruppen, da man sie nicht allein für das Smartphone entwickelt hat. So werden zum Beispiel in einigen Jahren Autos darüber miteinander kommunizieren, Ampeln aus einer Leitstelle in Echtzeit Befehle erhalten, Fabriken und dort eingesetzte Roboter miteinander vernetzt und gesteuert. Auch die Landwirtschaft erhofft sich von 5G viel, sollen damit doch zum Beispiel Mähdrescher auch auf dem Land computergesteuert und teilweise autonom unterwegs sein. Und Privatanwender profitieren in ihrem smarten Zuhause von deutlich schnelleren Verbindungen zwischen den einzelnen Geräten.
Auch das Internet in den eigenen vier Wänden könnte der 5G-Standard verändern. Bereits jetzt gibt es Router, welche per 4G eine mobile Internetverbindung herstellen und diese dann per WLAN an verbundene Geräte weitergeben. Dies setzt jedoch eine gute 4G-Verbindung voraus und ist immer noch langsamer als ein Anschluss per Kabel oder Telefonleitung. Ein Router mit 5G dreht dies, zumindest bei aktuellen WLAN-Generationen, um. Ein solches Gerät könnte schnelleres Internet anbieten als der klassische Internetanschluss – und das auch an Standorten, an denen bisher kein WLAN verfügbar ist: zum Beispiel beim Bauern auf dem Feld oder am Badestrand.
5G bei den Mobilfunkanbietern
Bei der Versteigerung der 5G-Frequenzen durch die Bundesnetzagentur im Juni erhielten die Telekom, Vodafone, Telefonica (O2) und erstmals 1&1 den Zuschlag. Sie zahlten insgesamt 6,6 Milliarden Euro an den Staat. Mit rund 2,17 Milliarden Euro gingen die meisten Frequenzblöcke an die Telekom, Vodafone landete mit 1,88 Milliarden Euro auf dem zweiten Platz.
Beide Unternehmen bieten seit einigen Wochen auch erste Verträge mit 5G an beziehungsweise erweitern die Top-Verträge um eine 5G-Option. Für die Kunden besonders erfreulich: 5G ist inzwischen bei beiden Anbietern ohne Aufpreis erhältlich – ein entsprechender Vertrag vorausgesetzt. Während Vodafone zunächst monatlich fünf Euro extra haben wollte, strich man diese Gebühr und fügt 5G kostenlos allen „Red“-Tarifen hinzu. Der neue Mobilfunkstandard ist dort also ab monatlich 30 Euro zu haben. Die Telekom zog nach und stattet nun alle „Magenta“-Mobiltarife kostenfrei mit 5G aus. Diese starten bei rund 40 Euro.
Das Ziel beider Unternehmen scheint zu sein, sich nicht nur beim Preis, sondern auch beim Ausbau gegenseitig zu übertrumpfen. So stellte Vodafone nach eigenen Angaben bereits an 50 Standorten 5G-Sendemasten auf. Die Telekom spricht von 5G in bisher fünf Städten. Allerdings sind dort nur einzelne Masten installiert, eine flächendeckende Bereitstellung von 5G durch die Telekom darf man auch dort zunächst nicht erwarten.
Telefonica und 1&1 gehen den Ausbau deutlich langsamer an: Von beiden Unternehmen sind bisher noch keine Verträge mit 5G verfügbar. Auch zu möglichen Standorten und dem Zeitpunkt der Einrichtung äußern sich beide Mobilfunkanbieter bisher nicht.
Wer einen günstigeren oder einen Prepaid-Vertrag nutzt, der wird wahrscheinlich erst in einigen Jahren in den Genuss von 5G kommen – wenn überhaupt. Auch 4G war lange Zeit von den Mobilfunkanbietern exklusiv für die eigenen Kunden vorbehalten. Discounter konnten maximal 3G anbieten. Erst jetzt, da man 3G Stück für Stück abgeschaltet, ist LTE fast bei jedem günstigen Anbieter zu erhalten.
Diese Geräte können 5G bereits
Der schönste Mobilfunkvertrag mit 5G reicht natürlich nicht, um den neuen Standard zu nutzen – auch das Empfangsgerät muss mit einem entsprechenden Modem, also Hardware, ausgestattet sein. Ein Softwareupdate allein macht ältere Smartphone-Modelle leider nicht kompatibel.
Bisher bieten zum Beispiel Samsung und Huawei Smartphone-Modelle mit 5G an. Aber auch LG, Xiaomi und Motorola haben bereits entsprechende Geräte angekündigt und zum Beispiel auf der IFA vorgestellt. Bereits jetzt erhältlich sind einige 5G-Hotspots, welche zum Beispiel im Garten oder auf dem Campingplatz eine stabile WLAN-Verbindung per 5G-Mobilfunk ermöglichen sollen.
Etwas anders sieht es bei Apple aus. Weder das iPhone 11, das iPhone 11 Pro oder aktuelle iPad-Modelle mit Mobilfunkmodem verstehen sich mit 5G. Wer also möglichst früh dabei sein möchte und auf 5G zum Beispiel beruflich nicht verzichten kann, der muss zu Android wechseln – oder auf die iPhone-Generation 2020 warten. Denn mit großer Wahrscheinlichkeit wird Apple dann auch 5G-Modems in seinen Geräten verbauen. Und mit etwas Glück haben die Telekom, Vodafone, 1&1 und O2 bis dahin das 5G-Netz auch so weit ausgebaut, dass es sich nicht nur an einzelnen Standorten nutzen lässt.
- Galaxy S10 5G: Das Samsung Galaxy S10 erschien bereits Anfang 2019 ohne 5G-Modem, ist nun aber auch in einer Version mit dem neuen Mobilfunkstandard verfügbar. Sie sollten also beim Kauf darauf achten, welche Version Sie erstehen.
- Mi MIX 3 5G: Auch Xiaomi lässt es sich nicht nehmen, bei 5G vorne mit dabei zu sein. Das Mi MIX 3 mit 5G ist 6,4 Zoll groß und kann seine Frontkamera mit einem Mechanismus ausfahren. Das Gehäuse besteht größtenteils aus Keramik.
- Mate20 X 5G: Mit dem Mate20 X 5G stellt Huawei sein erstes Smartphone mit 5G-Modem vor. Das Gerät ist riesige 7,2 Zoll groß und damit fast so groß wie ein iPad mini. Das Smartphone ist zum Beispiel bei der Telekom zu haben.
5G in der freien Wildbahn
Selbst wenn Sie einen 5G-Sendemasten gefunden haben, kann es ein, dass die Freude darüber nicht lange währt – zumindest nicht, wenn es gerade besonders heiß ist. Zu diesem Ergebnis ist das „Wall Street Journal“ nämlich in einem Feldtest gekommen. Auch in den USA gibt bereits es einige wenige Standorte mit 5G. Wer sich dort mit einem passenden Smartphone ins Netz einwählt, trifft tatsächlich auf eine enorme Downloadgeschwindigkeit. Leider drosselten die getesteten Geräte, zum Beispiel ein Samsung Galaxy S10 5G, nach wenigen Augenblicken die Geschwindigkeit und wechselten auf 4G. Der Grund: Die Modems in den Smartphones überhitzen bei höheren Außentemperaturen schnell und wechseln dann aus Sicherheitsgründen automatisch auf das 4G-Modem zurück. Erst nach einer ausreichenden Abkühlung war 5G wieder nutzbar. Gegenüber dem „Wall Street Journal“ versicherte Samsung allerdings, dass dieses Verhalten dem frühen Stadium von 5G geschuldet sei und später solche Fehler nicht mehr auftreten sollten.
Fazit
5G ist nicht ohne Grund in aller Munde, verspricht es doch den Mobilfunk in Deutschland auf eine neue Ebene zu heben. Besonders die Industrie freut sich auf den Standard. Für gewöhnliche Mobilfunkkunden lohnt sich ein entsprechender Mobilfunkvertrag momentan allerdings kaum – und das wird sich 2019 auch nicht ändern.
Und selbst in ein paar Jahren dürfte 5G nur in Ballungszentren wirklich für einen Geschwindigkeitszuwachs beim mobilen Internet sorgen. Die Erfahrung mit dem 4G-Ausbau zeigt, dass die Mobilfunkanbieter zunächst große Städte mit neuer Technologie ausstatten – hier sind schließlich deutlich mehr Kunden auf kleinem Raum versammelt. Ländliche Regionen werden sich auch in Zukunft zunächst mit 4G begnügen müssen. Telekom- und Vodafone-Kunden dürften mit relativ großer Wahrscheinlichkeit bei der 5G-Nutzung weiterhin vorn mit dabei sein. Wer allerdings einen Mobilfunkvertrag von O2 oder 1&1 besitzt, der wird sich in deutlich mehr Geduld üben müssen.
Dennoch ist fünfte Generation des Mobilfunkstandards tatsächlich ein Stück Zukunft. Mit ihm sind Dinge technisch möglich, die mit 4G undenkbar sind. Doch bis es wirklich so weit ist, werden noch einige Jahre ins Land gehen – aktuell braucht also niemand panisch beim Mobilfunkanbieter anzurufen und 5G zu seinem Vertrag hinzubuchen.
Auch das Smartphone odere Tablet muss aktuell noch nicht mit dem neuen Standard ausgestattet sein. Das schadet zwar nicht, doch auch in den Geräten steckt die Technologie noch relativ in den Kinderschuhen. 5G-Modems für Smartphones werden in ein bis zwei Jahren deutlich leistungsstärker sein, weniger Strom verbrauchen und deutlich günstiger werden. Die Zukunft wird also spannend, lässt aber noch ein bisschen auf sich warten.
Der neue Mobilfunkstandard stößt nicht nur auf Begeisterung, gibt es doch Befürchtungen, dass die neuen und höheren 5G-Frequenzen gesundheitsschädlich sein könnten. Ein Problem ist nämlich, dass es mehr Sendemasten für ein 5G-Netz geben muss, da die höheren Frequenzen eine geringere Reichweite besitzen. Außerdem werden die 5G-Antennen nicht mehr nur auf Dächern oder hohen Masten montiert, sondern zum Beispiel auch an Straßenlaternen und Bushaltestellen – also deutlich dichter an den Nutzern. Allerdings sind die 5G-Antennen auch weniger leistungsstark als die großen 3G- und 4G-Dachantennen.
Die höheren 5G-Frequenzen haben darüber hinaus auch noch einen wichtigen Vorteil: Sie dringen weniger tief in den Körper ein als zum Beispiel die 2G- oder 3G-Frequenzen. Je nach Frequenz absorbiert die Haut somit bereits einen Großteil der Strahlung.
Aber kann die Strahlung, die dennoch in den Körper eindringt, die Entstehung von Krebszellen fördern? Die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Bundesamt für Strahlenschutz kommen nach der Auswertung tausender Studien zu dem Schluss, dass nach aktuellem Wissensstand kein Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Krebserkrankungen feststellbar ist. Allerdings beziehen sich diese Studien auf die Auswertung der Frequenzen älterer Technologien wie 2G und 3G. Die Auswirkungen von 5G lassen sich damit nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft nicht endgültig vorhersagen. Ob diese neue Form der Handystrahlung schädlich ist, lässt sich nur durch Langzeitstudien belegen.
Viele Experten raten aber momentan davon ab, in Panik zu verfallen – bisher deute nämlich nichts darauf hin, dass der 5G-Ausbau ernsthafte Gesundheitsschäden verursachen würde.
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