Vor ziemlich genau einem Jahr vollführten alle großen Sequenzersysteme einen beeindruckenden Versionssprung. Ist die neue Version des Digital Performer (im Folgenden kurz DP) also spät dran? Nein, denn das Programm folgt lediglich einem eignen Veröffentlichungszyklus. Und: Wo andere Hersteller manchmal selbst für kleinere Updates Geld verlangen, führte MOTU bereits in der Vergangenheit mit einem für das Auge nur minimal wirkenden Schritt wichtige neue Funktionen ein, beispielsweise beim Wechsel von Version 4.5 auf 4.6 die spurbezogene Tonhöhenautomation – noch immer ein Alleinstellungsmerkmal der Suite, denn Cubase und Logic bieten bisher nichts Vergleichbares. Erhalten DP-Anwender in Bezug auf Sequenzertechnologie mit Version 6 erneut einen Platz in der vordersten Reihe?
Das ist neu
Eine hervorragende DAW bietet nicht nur einen großen Funktionsumfang, sondern weiß auch durch die Qualität des Angebotenen zu beeindrucken. Tatsächlich bietet der neue DP eine ausgewogene Mischung aus vonseiten der Anwenderschaft gewünschten Funktionen, aber auch gänzlich neuen Leistungen an.
Das neue „Track Comping“ des DP 6 beeindruckt, denn es verzahnt sich mit der altbekannten „Track Takes“-Funktion und erlaubt dem Anwender nahtlos zwischen Einzelspuren und Comp-Takes zu wechseln. Als Beispiel: Öffnet man eine alte Session, in der mehrere Takes auf verschiedenen Spuren aufgenommen wurden, kann man diese nun einfach zusammenführen, um einen gemeinsamen Take zu erstellen.
Aber auch bei der Werksausstattung in Sachen Plug-Ins wird Neues geboten: Der Faltungshall „ProVerb“ ist CPU-effi zient, eigene Impulsantworten lassen sich einfach via Drag & Drop hinzufügen. Dutzende dieser Impulsantworten befi nden sich bereits im Lieferumfang, und wer sein Audiomaterial mal so richtig durch die Mangel drehen will, kann natürlich auch andere Dateien anstatt der Impulsantworten mit dem ProVerb verwenden. Darüber hinaus bietet das Plug-In eine automatische Pegelanpassung, welche das trockene Signal via Sidechaining zum „Ducken“ des bearbeiteten Signals nutzt: Das Ergebnis ist ein weniger vermatschter oder verwaschener Klang. Kurzum: Der ProVerb klingt großartig.
Ebenso beeindruckend ist der „MasterWorks Leveler“, eine akkurate Nachbildung des legendären „Teletronix LA-2A“-Kompressor. Selbst bei extremen Einstellungen klingt das Ergebnis musikalisch sinnvoll. Allein diese beiden Plug-In rechtfertigen den Preis des Upgrades – aber die Liste der Neuerungen setzt sich weiter fort. Aus der Masse stechen unter anderem das verbesserte Zusammenspiel mit der Apple-Schnittsoftware Final Cut Pro, eine tiefergreifende Unterstützung für Pro-Tools-HD-Systeme, Funktionen zur Organisation umfangreicher Plug- In-Bestände und die Möglichkeit, direkt aus der Anwendung heraus Audio-CDs zu brennen, hervor.
• Sequenzersuite für Mac OS X
Frisch renoviert!
Die Benutzeroberfläche des neuen Digital Performer wurde grundlegend überarbeitet. Waren die vorangegangenen Versionen häufi g ob Ihrer eigenen Design- und Bedienphilosophie in der Kritik, orientiert sich MOTU nun an dem, was man als Anwender von einer Anwendung für Mac OS X gewohnt ist. Auf das Braten einer Extrawurst in Sachen Oberfl äche wie in den Vorgängerversionen wird glücklicherweise verzichtet. Neuein- und Umsteiger in das Programm fi nden sich also defi nitiv leichter zurecht als noch in Version 5.
Fazit
Tatsächlich gibt sich der Digital Performer auch in seiner neusten Inkarnation zumindest subjektiv gesehen trotz der überarbeiteten Benutzeroberfl äche im Vergleich zu Logic noch etwas spröde, aber was letztlich zählt, sind die inneren Werte – und hier kann das Programm aus Massachusetts punkten: Wer viel mit Audiomaterial und im Bereich der Filmvertonung (Version 6 wartet zum Beispiel mit der Unterstützung des Interleaved- Broadcast-Wave-Formats auf) arbeitet, fi ndet auf dem Macintosh im Digital Performer 6 eine Alternative zu den in Deutschland als Platzhirschen geltenden Programmen Logic und Cubase. Ein dickes Manko ist aber nach wie vor die fehlende Lokalisierung sowohl des Programms als auch der Handbücher. Man muss also profunde Englischkenntnisse mitbringen, um sich einzuarbeiten.
Wer sich hingegen als langjähriger DP-Anwender die Frage stellt, ob das Update seine rund 200 Euro wert ist, dem sei gesagt, dass allein die beiden neuen und hervorragenden Plug-Ins den Preis rechtfertigen.
• Apple Logic Studio Preis: 479 Euro
Produktname | Digital Performer 6.01 |
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Hersteller | MOTU |
Preis | 449,99 Euro, Crossgrade von anderen Systemen: 369,99 Euro, Update: 199,99 Euro |
Webseite | www.motu.com |
Pro |
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Contra |
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1,9gut |
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