Das Ende der Apple-Fotosoftware

Aperture - ein Nachruf

Kommt sie, oder kommt sie nicht? Diese Frage stellten sich Aperture-Nutzer schon seit langem. Doch nun steht fest, dass es eine Version 4 des RAW-Editors nie geben wird. Ein Nachruf auf ein Programm, das zum Schluss unter Identitätsproblemen litt.

Von   Uhr
3 Minuten Lesezeit

2005 nahm Apple noch an Messen teil, es gab den Xserve noch und zwischen Software für Heimanwender (iMovie) und Profis (Final Cut) lagen Welten - von der Bedienung wie vom Funktionsumfang und Preis her. In diesem Jahr stellte Apple Aperture vor, eine Fotosoftware, welches auf die Nachbearbeitung von RAW-Dateien ausgelegt war. Ein echtes Profiprogramm mit einem Profipreis.

Meine erste Begegnung mit Aperture ereignete sich erst 2011, als Apple die Software im Mac  App Store veröffentlichte. RAW-fähige Knippsen waren deutlich verbreiteter und wie viele andere Apple-Produkte wurde auch Aperture im Digitalvertrieb erschwinglicher. Da die Weiterentwicklung von iPhoto stockte, war die Entscheidung für Aperture leicht.

Wechsel

Aperture war anders und zunächst vor allem langsam - mit 4 GB RAM war die Software fast unbenutzbar. In Sachen Bearbeitungsmöglichkeiten, Umgang mit Metadaten, Flexibilität und Automatisierung war die Software im Vergleich zu iPhoto in jeder Hinsicht ein deutliches Upgrade. Vor allem unterstützte es auch Plug-ins - sehr praktisch bei einer Software, die nur alle paar Jahre ein großes Update erhält. Trotz aller Unterschiede ließ sich mit Aperture die Fotosammlung aber genauso gut verwalten, die Apple-Software war mehr als ein RAW-Entwickler mit Bildbearbeitung.

Irgendwie war Aperture in der Version 3 aber auch ein merkwürdiges Zwitter-Produkt. Die Verwaltung von Gesichtern wurde beispielsweise 1:1 von iPhoto übernommen, merkwürdige Polaroid-Optik und verspielte Bildbeschriftungen inklusive. Die späteren kleinen Updates zielten darauf ab, die Kompatibilität mit dem iPhone, sowie iPhoto-Mediatheken zu verbessern.

Was Apple jedoch nie gewagt hat, ist ein Relaunch von iPhoto und Aperture. Bei der Videobearbeitung war man in Cupertino mutiger: So viel durchaus berechtigte Kritik man an iMovie und Final Cut Pro X üben kann, so liegt doch beiden Programmen ein ähnliches Konzept zu Grunde - mit vielen zusätzlichen Optionen für Aufsteiger in FCPX.

Ende absehbar?

So berechenbar Apple dank der geschwätzigen Lieferkette und anderer "Leaks" im Hardware-Bereich geworden ist, so unberechenbar ist Cupertino bei der Software. Apple "muss" nicht jedes Jahr ein großes Aperture-Update veröffentlichen, anders als ein reiner Software-Hersteller wie Adobe. Über ein Ende von Aperture wurde natürlich lange spekuliert, aber es wäre auch möglich gewesen, dass Apple plötzlich ein Aperture 4 oder X aus dem Hut zaubert. Hinzu kommt, dass man sich als Anwender nie sicher sein kann, ob dass nächste Update ein Rückschritt wird. Absehbar war hingegen das Ende von iPhoto, dem Apple nicht einmal ein Downgrade gegönnt hat.

Kann die Fotos-App von Yosemite iPhoto und Aperture ersetzen? Kaum. Aperture ist ein echtes Biest und steckt voller Funktionen, die Apple nicht in die Yosemite-App integrieren will oder wird. Die Software aus Cupertino steht seit letztem Jahr unter dem Zeichen der Konvergenz: Pages, Keynote und Numbers wurden neu entwickelt, damit sie mit Cloud und den entsprechenden iOS-Apps optimal zusammenarbeiten. Ähnliches ist für Yosemites Foto-App zu erwarten und Apple zeigt es selbst in einem Bild, welches "Fotos" für Mac, iPhone und iPad zeigt. Mac-spezifische Funktionen sind zwar möglich, aber wie bei iWork wird Apple darauf achten, dass iOS- und Mac-App kompatibel bleiben und alles schön über die iCloud synchronisiert. Immerhin besteht Hoffnung, dass Drittentwickler Filter beisteuern dürfen. "Fotos" verspricht also eine Verbesserung im Vergleich zu iPhoto zu werden.

Sicher dürfte vorerst Final Cut Pro bleiben. Die letzten Updates gingen in Richtung Profibereich und nicht in Richtung iMovie oder iCloud. Es ist auch kein Zufall, dass Apple zeitgleich verbreiten ließ, dass ein Betreiber von Fernsehstationen ganz auf FCPX setzen wird. Renovierungsbedarf besteht derzeit weder im Audio- noch Video-Bereich.

Leider wird Apple mehr brauchen als dieses Update und eine Pressemitteilung, um Vertrauen zu gewinnen. Das wird schwer, denn Apple hat in den letzten Jahren vor allem bewiesen, dass man auch erfolgreiche Produkte einstellt, oder radikal umgestaltet. Dies ist Apples größte Stärke und Schwäche als Software-Hersteller.

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Aperture - ein Nachruf" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Stimme diesem sachlichen Artikel voll zu! Wie lange gibt es Aperure!? Ich hoffe, man macht das nicht mit der anderen Profifisoftware, denn dann ist der bisherige Vorteil der abgestimmten Hardware/Software dahin und mit den Drittanbietern ist man auf besten Wege jährlich mit zu bezahlenden Updates abgezockt zu werden! Der Umstieg auf Windows ist dann auch nicht mehr weit! Vor allem für diejenigen , die Ihr Geld damit verdienen! Wie heißt das so schön- das Neue ist des Guten Tod ? O.Ä.!

Spielt Client Satisfaction bei Apple eigentlich keine Rolle mehr? Die Migration komplexer Bilddatenbanken auf eine andere Toolumgebung ist praktisch kaum zu leisten. Geht man so mit seiner Kundschaft um? Wozu teure MacBooks mit hochauflösenden Displays nutzen, wenn es keine geeignete Mac-Software für die Bildbearbeitung von Apple mehr gibt?

Interessiert die in Kalifornien nicht. Die können sich alles erlauben und machen es auch. Die sind ganz einfach zu groß. Der einzelne Kunde ist Wurscht und wenn der meint, im Regen zu stehen, na dann kauft Euch halt nen Schirm. Solange es ein guter von Apple ist...

Ganz einfach: Die Zielgruppe sind Phone und Pad-Nutzer, für die komplexe Software unwichtig sind. In ein paar Jahren wird es eh keine Mac's mehr geben. Was wollen wir dann noch mit derartigen Programmen? Der Mac sieht mit 10.10 ja schon aus, wie ein Flachmann-Barbie-Phone. Und in diese Richtung wird die Reise gehen. Leider.

Den Quatsch beten die tRollatoren seit Jahrzehnten herunter. Einzig es wird nie eintreffen.

Es hat schon angefangen. Es reicht vollkommen, mal für einen Moment die rosafarbene Brille abzusetzen. Dann kann man es erkennen. Ich war immer sehr zufriedenmit Apple aber das ändert sich gerade. Leider.

Tja, Prognosen sind schwierig, vor allem wenn Sie die Zukunft betreffen.

Schon richtig, aber ich denke mir dass es nicht so sehr um Prognosen geht. Vielmehr glaube ich, dass einige Leute einfach mal ihre Befürchtungen loswerden wollen. Kann ich im Übrigen gut nachvollziehen.

Ich kann's nicht verstehen. Apple hat 150 Mrd. Barreserven. Das tut doch nicht weh, wenn sie ein paar Leute an Aperture setzen und das Programm weiterentwickeln. Alle sind glücklich, Otto Normal und der Power User. Der Vertrauensverlust ist enorm. Die Bilddatenbank von Aperture läßt sich nicht einfach nach Lightroom übertragen.

...und ich will kein Lightroom und ein beschissenes Abomodell!

... ist Aperture auf einmal unbenutzbar?
... und kann man eine preisgünstige Vorversion von Lightroom ohne Abo nicht benutzten?
... und wer weiss jetzt schon wie gut der kommende Nachfolger sein wird?

also abwarten.

Lightroom gibt's auch ohne Abo ganz normal zu kaufen - und das wird auch so bleiben. Erst informieren, dann fluchen!

M.

Das Fazit dieser Aperture-Lektion ist ganz einfach: Du hast nur einen begrenzten Einfluss auf die Nachhaltigkeit deiner finanziellen und intellektuellen Aufwendungen. Das einzige, was du machen kannst, ist deine bestehenden Ressourcen auf einen überschaubaren Zeitraum hin zu kalkulieren. Es ist also egal, ob du kaufst oder mietest.

Darüber hinaus kannst du nur versuchen, die Ergebnisse deiner Arbeiten dauerhaft in Formaten zu sichern, die unabhängig von spezifischen Programmen bestehen können; und selbst deren Zukunft ist ungewiss.

Tja, ich verwalte ca. 50.000 Bilder in der Datenbank (Originale im Filesystem / Bearbeitungen in der DB - Die finde ich nie mehr heraus). Größere Bearbeitungen mache ich in PerfectPhoto als PlugIn, Da habe ich dann die Org. ebenfalls im Filesystem. Von Lightroom hatte ich vor Jahren (Vers 1.1) Abstand genommen, da dort der RAW-Converter immer nur an den aktuellen Photoshop gekoppelt ist. Bei Aperture war jede Camera sofort im Converter vertreten.
Meine Workflows sind sehr eingespielt und ich bin sehr schnell im Angebot meiner Bilder. Ich habe mir vor ein paar Monaten ein MACbook Pro gekauft, da ich diesen Workflow damit auch Portable habe.
Wenn ich jetzt alles auf Lightroom konvertieren muss (Hilft apple wirklich bei der Portierung?????) ist mein nächsten NB ein LENOVO 740 mit astreinem adobe RGB und interner Monitor Kalibrierung.
Schade apple Tschüs und Danke für den Fisch

Kann man es den nach einem Update auf 10.10 nicht mehr Verwenden ?

Wer will denn 10.10?

Läuft unter 10.10 kein Thema. Benutze es seit ca 1 Monat unter 10.10

Ich habe mir vor ca. 2 Jahren Aperture gekauft ... nicht wegen der Bildbearbeitung, sondern einzig und allein wegen der gegenüber iPhoto erweiterten Gestaltungsmöglichkeiten für Fotobücher. Ok, die gewünschten Funktionen waren natürlich vorhanden, aber die Bedienung von Aperture war und ist in meinen Augen einfach nur gruselig und in kleinster Weise auch nur annähernd Apple like. Ich kann die Entscheidung, Aperture zu beenden durchaus nachvollziehen.

zum Glück habe ich ja immer noch Corel Draw auf meinem Windows XP System

ich fand iPhoto und Aperture auch einfach schlecht. Und freue mich schon auf Photos. Es kann nur schneller und besser werden.

Jeder unkt herum und keiner kennt die neue Foto-App!
Es wird sicher kein ausgewiesenes Pro-Programm, aber schauen wir mal, welche Funktionen es für den Profi bereithält. Dazu gehören RAW-Entwicklung, Verwaltung und Verstichwortung. Wenn's das alles gibt, dann ist mir wurscht, wie das Kind heißt.

Nur eins ist sicher: KEIN Adobe LR. Damit komm ich nicht klar.

Ich bin auch der Meinung, ersteinmal abwarten. Aber ich vermute, die neue Ap wird nur wieder ein Spielzeug werden. So läuft es leider bei Apple ja schon lang, Hauptsache andauernd ein Update, das bunter wird.
Aperture werde ich sicher noch eine ganze weile verwenden. Es funktioniert, die Workflows laufen wirklich gut von der Hand und die Geschwindigkeit ist auch i.O.
Wenn hier Leute Aperture nicht nachweinen, so sei ihnen gesagt, wisst ihr eigentlich wer die Zielgruppe für das Programm war (ist)? Ich kenne keinen Fotographen in meiner Umgebung, der dieses Programm nicht nutzt und weitestgehend damit zufrieden ist.

Extrem schade, dass Aperture nicht weiterentwickelt wird. Meine Bilder seit 2009 stecken in Aperture. Mal sehen, was das neue Photos kann bzw. nicht kann. Umstieg auf LR kommt für mich nicht in Frage. Habe das Programm mal getestet und es ist vom Workflow her einfach viel zu umständlich. Aperture ist/war da schon genial: die Verwaltung und Bearbeitung sind total integriert und es macht Spass so zu arbeiten. Generell finde ich aber auch bedenklich, was die Kamerahersteller machen. Die denken nur an ihre Hardware und Software wird Stiefmütterlich behandelt. Im Zeitalter von digitalen Kameras sollte da ein Paradigmenwechsel stattfinden. Eine geniale kostenlose Software wäre ein Vehikel für den Absatz von Kameras!

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.