SMS-Nachfolger und WhatsApp-Killer?

Ausprobiert: Joyn für iOS im ersten Test

Mit mehreren Monaten Verspätung steht die joyn-App für Kunden der Deutschen Telekom endlich im App Store für Apples iPhone zum Download bereit. Doch was kann joyn? Und vor allem: Wie schneidet der neue Dienst im Vergleich mit WhatsApp und Apples iMessage ab?

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Für Vodafone-Kunden steht eine Vorabversion des von mehreren Mobilfunkanbietern gemeinsam entwickelten neuen Dienstes bereits seit März letzten Jahres im Google Play Store zum Download bereit, die Deutsche Telekom folgte knapp ein Jahr später. Ab sofort können auch iOS-Anwender die joyn-App kostenlos im App Store herunterladen.

(Fast) kostenlos im Telekom-Netz ...

Doch anders als iMessage und WhatsApp ist joyn nicht grundsätzlich kostenlos. So verlangt die Telekom für den Versand einer Nachricht von Prepaid-Kunden 9 Cent pro Nachricht. Wer einen Call-Tarif ohne Zusatzoptionen hat, zahlt sogar 19 Cent pro Nachricht. Ist in der Nachricht eine Datei, beispielsweise ein Foto enthalten, werden sogar 39 Cent fällig. Im Vergleich zur klassischen SMS oder MMS gibt es somit keine Unterschiede.

Allerdings dürfte joyn – immerhin eine Smartphone-App – für die meisten Telekom-Kunden kostenlos sein, da die Nutzung des Dienstes in Tarifen mit SMS- oder Datenflat inklusive ist. Lediglich im Falle eines Videotelefonats rechnet die Telekom den doppelten Minutenpreis oder eine doppelte Gesprächsminute im Falle von Tarifen mit Inklusivminuten ab. Tarife mit Sprachflat können aber auch diesen Dienst kostenlos verwenden. 

Ein echter Vorteil für Telekom-Kunden: Für die Verwendung der joyn-Dienste wird das Inklusivvolumen nicht beansprucht. Vor allem für den Versand von großen Videos und Fotos könnte sich joyn somit lohnen, um das kostbare Datenvolumen zu schonen.

... und kaum Vorteile im Vodafone-Netz

Etwas einfacher handhabt Vodafone die Preise von joyn: „Alle joyn-Dienste sind internetbasiert und werden für Vertragskunden […] auf das Inklusivvolumen Ihres Datentarifs angerechnet.“ Voraussetzung ist somit die SuperFlat Internet, SuperFlat LTE oder aber eine Daten- und SMS-Option. Prepaid-Kunden ohne Inklusiv-Volumen berechnet Vodafone die normalen „by Call“-Kosten, die auch für andere Internet-Dienste anfallen. Vorteile gegenüber WhatsApp und iMessage gibt es bei Vodafone somit kaum.

Lediglich die künftige Integration von joyn auf Smartphones könnte dabei helfen, dem Dienst zur schnellen Verbreitung zu verhelfen und somit die Konkurrenz auszustechen. Allerdings ist joyn derzeit weder für E-Plus- noch für O2-Kunden erhältlich. Zudem funktioniert der Nachrichtendienst nur innerhalb Deutschlands. Somit dürften WhatsApp und iMessage bis zum internationalen und netzübergreifenden Start von joyn noch die Nase vorn haben.

joyn im Praxis-Test

Für die Anmeldung von joyn ist zwingend eine Verbindung im Datennetz der Telekom notwendig. Wer die App zu Hause starten möchte, muss einmalig die WLAN-Verbindung deaktivieren. Im Anschluss an die Anmeldung funktioniert die App wie jede andere internetbasierte Anwendung auch über das heimische oder ein öffentliches WLAN.

Sämtliche über joyn verfügbare Kontakte stehen dabei automatisch in in einer Liste für Chats bereit. Die Telekom betont ausdrücklich, dass anders als bei WhatsApp und ähnlichen Diensten kein Upload des Adressbuches stattfindet. Klar, dass die Kontaktliste so kurz nach dem Start im App Store noch recht trist aussieht.

Wird ein Kontakt ausgewählt, kann mit diesem ein Chat oder ein Anruf gestartet werden. Auch der Versand einer SMS, einer E-Mail oder die Dateiübertragung ist möglich. Aufgrund von Apples Beschränkungen ist auf dem iPhone aber nur der Versand von Bildern, Videos und Audioaufnahmen gestattet.

Im Chat unterstützt joyn Aufnahmen von bis zu 15 Megabyte, allerdings warnt die App selbst bei Bildern mit geringerer Dateigröße. Die joyn-Lösung: Bilder lassen sich in drei Qualitätsstufen verschicken. Doch auch die Originalgröße bleibt trotz Warnung möglich. Praktisch ist die Option dennoch, beispielsweise wenn Daten nur eine schmalbandige EDGE-Verbindung verschickt werden können.

Apropos Bilder: Die in iOS integrierten Emojis unterstützt joyn bisher nicht. Dafür stellt der Messenger eine Auswahl von 55 festen Smileys zur Auswahl bereit. Grund für die Einschränkung dürfte die Kompatibilität mit anderen Smartphones sein.

Etwas kurios ist joyns Videotelefonie: Um diese zu nutzen, muss erst ein normales Telefonat gestartet werden. Anschließend erscheint eine Push-Meldung, dass „joyn-Dienste verfügbar sind“. Während des Anrufs über die Telefon-App kann über die Push-Meldung zu joyn zurückgewechselt werden, um Live-Video zuzuschalten. Damit kann joyn einen entscheidenden Vorteil nicht bieten: Eine kostenlose VoiP-Alternative zu teuren Roaming-Telefonaten. Um diese zu vermeiden, müssen Anwender auch zukünftig auf FaceTime oder Skype zurückgreifen.

Fazit

Für die in die Jahre gekommene SMS sowie die MMS scheinen die Telekom, Vodafone und O2 einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben. Doch in Sachen Komfort haben iMessage, WhatsApp und Co. noch die Nase vorn. Ob joyn die Platzhirsche vom Kurznachrichten-Thron stoßen kann, wird sich in den nächsten Monaten zeigen, wenn joyn auf Android-Smartphones vorinstalliert ist. Auch von der Bereitstellung der iPhone-App für Vodafone-Kunden sowie der grundsätzliche joyn-Start im O2-Netz sind ausschlaggebend für deren Erfolg.

joyn ist laut der App-Store-Beschreibung mit dem iPhone, iPod touch und dem iPad ab iOS 4.3 kompatibel. Allerdings setzt die kostenlose App für die erstmalige Aktivierung einer Verbindung mit dem Mobilfunknetz der Telekom voraus. Auf einem iPod touch sowie einem iPad ohne integriertem Mobilfunkmodul lässt sich joyn somit noch nicht nutzen.

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Was soll eigentlich der Blödsinn? Kann ich auch gleich Skype, Facebook oder gar E-Mail verwenden! Wo ist der Vorteil von Joyn oder Whatsapp? Welchen Mehrwert bieten mir diese App's, außer das ich dort zusätzlich zur Kasse gebeten werde & ich diese nur auf bestimmten Endgeräten nutzen kann?

Du hast es doch gelesen: Der Dienst ist (typisch) auf Android vorinstalliert und es werden genug Schafe da sein, die das dann nutzen bis sie merken: Es geht ins Geld. So wie früher mit den hohen Handykosten, wo die Leute auch im Folgemonat viel telefonieren "mussten". Ich denke auch, dass es kein Zufall ist, dass sie bei uns ein Jahr später erscheint (sozusagen Pflichtkür).

Viel eher wundert mich, dass die Bedienung scheinbar so unausgereift ist, dass es schon eher peinlich ist. Aber da wird niemand von einem Joyn-Gate sprechen.

Sorry, aber wozu soll Joyn gut sein ? Ich nutze iMessage und meine SMS Flat. Für Videotelefonate nutze ich kostenlos Facetime. Ich habe bei der Telekom 5GB inkl. Volumen. Das bekomme ich eh nicht voll.

Wenn man einen kleinen Tarif hat, dann soll man für die Nachriten zahlen ? Das ist doch bescheuert. In meinem Tarif ist alles kostenlos... Aber wie gesagt... ist es eh schon. Ich sehe da absolut keinen Sinn drin.
Zumal SMS eben immer angekommen, egal was für ein Endgerät... Und Leute die kein Smartphone besitzen sind eh nicht anders zu erreichen.

Mit dem kleinen Tarif den du ansprichst ist von der Telekom sicherlich der "Call" Tarif gemeint. Die Call Tarif Inhaber zahlt indirekt eh schon. Wenn dieser jemand über What´s App oder iMessage Nachrichten oder Bilder versendet, wird es schnell teuer, denn der Call Tarif ist Standardmäßig nicht mit einer Internetflat belegt. Daher geht das ganze vom Datenvolume ab. Das ist dann bei Joyn nicht der fall.

Gebt dem ganzen mal eine Chance. Es steckt sicherlich noch in den Kinderschuhen, aber ich finde den Sicherheitsaspekt nicht abwegig. Nutze ich Whats App, wird mein Telefonbuch auf einen amerikanischen Server geladen. Meine Kontakte haben dafür aber vielleicht überhaupt nicht ihr Einverständniss gegeben. Sehr zweifelhaft also.

Ich nutze Joyn und bin bisher zufrieden.

Bin gleicher Meinung. Man muss nicht alles von vornherein verteufeln.
Habe nie WhatsApp genutzt und iMessage bringt nicht viel, wenn andere ein HTC oder Samsung haben. Es soll auch Leute geben die kein Facebook nutzen und somit diese Option ebenfalls ausfällt.
Die Tatsache, dass alle Mobilfunkbetreiber daran tüfteln, bringt schonmal ein gewisses Maß an Sicherheit, sodass ein direktes Einstellen der App wohl erstmal nicht zu erwarten ist.
Und, wie schon zu lesen ist, es ist eine Beta. Dass nicht alles gleich funktioniert ist klar.
Also abwarten, ich werde das jetzt auch erstmal austesten da keine Kosten auf mich zukommen.

also als smartphoneuser kein whatsapp, kein facebook, kein imessage zu nutzen... naja.. also es ist einfach definitiv keine konkurrenz zu whatsapp, facetime und skype. sorry. schon die bedingungen sind viel zu kompliziert gestrickt. und kommt mir nicht mit datensicherheit. wer seine bankdaten über whatsapp tauscht ist eh nicht ganz bei Trost

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