In Kirchen, auf Bahn- und Flughäfen oder im Dickicht der Großstadt geht man mit Laptop oder portablem Rekorder auf die Pirsch nach neuen Klängen, die dann – losgelöst aus ihrem Kontext und als Zutaten zu Ambient- oder Experimentalstücken – den Zuhörer mit auf eine Reise zu unbestimmten Orten nehmen.
von Alexander Weber
Field Recording: So können Sie akustische Momente festhalten Schritt 1: Rekorderauswahl
Zum Einstieg in das Field Recording eignet sich einer der zahlreichen Pocket-Rekorder. Mit dem SwisSonic startet man bereits ab 85 Euro. Deutlich mehr Funktionen bietet der Zoom H4, der für 249 Euro auch XLR-Buchsen für den Einsatz von Studiomikrofonen mitbringt. Für diesen Workshop nutzen wir jedoch den Olympus LS-10, der durch geringes Gewicht, Fernsteuerung und Stativgewinde begeistert.
Field Recording: So können Sie akustische Momente festhalten Schritt 2: Mikrofone
Jeder Taschenrekorder verfügt heutzutage über interne Mikrofone, mit denen Stereoaufnahmen in guter Qualität möglich sind. Hochwertigere Modelle besitzen einen separaten Drahtkorb und Mikros, die oft schon in X-Y- oder A-B-Anordnung montiert sind. Ein separater Mikrofoneingang erlaubt zudem den Anschluss kleiner Elektret-Steckmikrofone.
Field Recording: So können Sie akustische Momente festhalten Schritt 3: Windschutz
Ein zumeist bereits beiliegender Windschutz sollte beim Field Recording in jedem Fall montiert werden, denn die hochempfindlichen Mikrofone zeichnen schon die geringste Luftbewegung als leichtes Rauschen auf. Oft ist es auch nötig, den Rekorder selbst zu bewegen oder nachzuführen, was ebenfalls Luftgeräusche verursachen würde.
Field Recording: So können Sie akustische Momente festhalten Schritt 4: Kopfmikrofone
Eine bessere Räumlichkeit bei der Aufnahme erreichen Sie durch den Einsatz so genannter Kopfmikrofone, im Beispiel die Soundman OKM, die wie iPod-Kopfhörer im Ohr getragen und durch Plug-in-Power direkt vom Rekorder mit der nötigen Vorspannung versorgt werden. In einer belebten Umgebung ziehen Sie damit auch nicht so schnell die Aufmerksamkeit auf sich.
Field Recording: So können Sie akustische Momente festhalten Schritt 5: XLR-Anschluss
Professionelle Pocket-Rekorder, wie beispielsweise der schon erwähnte Zoom H4 oder der Tascam DR-100, verfügen auch über XLR-Buchsen und Phantomspeisung, sodass Sie alternative externe Studiomikrofone, vorzugsweise Kleinmembrankondensatormikrofone, für die Aufnahme verwenden können. Diese Aufstellung bietet verschiedene Richtwirkungen und die Möglichkeit, einen Mikrofongalgen zu verwenden.
Field Recording: So können Sie akustische Momente festhalten Schritt 6: Stativanschluss
In der Praxis sehr hilfreich ist ein Stativanschluss, der jedoch bei vielen Minirekordern nicht selbstverständlich ist. Gerade, wenn Sie mit den internen Mikros arbeiten, ist es wichtig, das Gerät vom Körperschall zu entkoppeln. Ein Stativ ist auch recht bequem, wenn Sie über einen längeren Zeitraum die Atmosphäre eines Ortes einfangen möchten.
Field Recording: So können Sie akustische Momente festhalten Schritt 7: Hochpass und Gain-Regler
Integrierte Aufnahmehilfen wie einen Hochpass- oder Rumpelfilter lassen Sie besser ausgeschaltet. Anders als bei Gesangsaufnahmen, haben Umweltgeräusche durchaus ein Spektrum unterhalb 80 Hz zu bieten. Störende Frequenzen können Sie auch während der Nachbearbeitung im Audioeditor noch entfernen. Die Eingangsempfindlichkeit passen Sie mithilfe der Vorverstärkung (Mic Sens) an den Pegel der Schallquelle an.
Field Recording: So können Sie akustische Momente festhalten Schritt 8: Samplerate
Viele mobile Rekorder unterstützen mittlerweile eine hohe Abtastrate von 96 kHz. Ob Sie diese unbedingt einsetzen, hängt in erster Linie von der Weiterverarbeitung des digitalisierten Materials ab. Viel wichtiger als die Samplingrate aber ist die Wortbreite, die in jedem Fall 24 Bit betragen sollte. Dadurch nutzen Sie den Vorteil des geringeren Quantisierungsrauschens.
Field Recording: So können Sie akustische Momente festhalten Schritt 9: Limiter
Ein Segen für das Field Recording ist der integrierte analoge Limiter, den die Pocket-Rekorder der neuen Generation zumeist mitbringen. Gerade in einem belebten Umfeld, auf Bahnhöfen, Flugplätzen oder im Straßenverkehr kommt es immer wieder zu unverhofften Pegelspitzen, die dank Limiter für die Aufnahme aber ohne Folgen – sprich: Übersteuerungen – bleiben.
Field Recording: So können Sie akustische Momente festhalten Schritt 10: Einpegeln
Wie auch beim herkömmlichen Recording im Studio müssen Sie auch beim Field Recording vor der Aufnahme durch das so genannte Einpegeln die Vorverstärkung an die Lautstärke der Schallquelle anpassen. Nutzen Sie einen Limiter, können Sie bis auf etwa -4 dB an die Vollaussteuerung heran regeln. Erwarten Sie starke Dynamikschwankungen, lassen Sie mit -10 bis -12 dB etwas mehr Spielraum.
Field Recording: So können Sie akustische Momente festhalten Schritt 11: Fernbedienung
Einige Pocket-Rekorder, im Beispiel der Olympus LS-10, besitzen serienmäßig eine Fernbedienung, mit der Sie die Aufnahme von Weitem ein- und ausschalten können. Gerade bei der Aufnahme von Tierstimmen erweist sich diese Funktion als sehr nützlich. Ebenso, um unbemerkt Besonderheiten oder die Atmosphäre eines Raums einzufangen, ohne unnötig Aufnahmezeit auf der SD-Karte zu verschenken.
Field Recording: So können Sie akustische Momente festhalten Schritt 12: Sonderausstattung
Ungewöhnliche Sounds verlangen ungewöhnliche Maßnahmen: Klemmstativ, Mikrofongalgen, eine Auswahl unterschiedlicher Mikrofone und Richtcharakteristika oder Unterwassermikros – um nur wenige zu nennen – erlauben Ihnen, auch an ungewöhnlichen Orten auf die Suche nach neuen Klängen zu gehen. Viel wichtiger als die ganze Technik aber ist ein offenes Ohr für neue und ungewöhnliche Sounds.
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