Klangästhetik legendärer Analogmonster

Test: Arturia The Player

Arturias Analog-Experience-Reihe verspricht quasi für ein Taschengeld anspruchsvollen analogen Sound in Hülle und Fülle. Unvergleichlich einfach und trotzdem vielfältig?Im Jahre 2001 stellte Arturia mit einem virtuellen Moog Modular einen eigenen Ansatz vor, elektronische Audioschaltungen zu emulieren. TAE heißt die Technologie, auf der seither eine ganze Reihe von Analogsimulationen basiert. Mit Analog Experience reduziert der Hersteller das Konzept auf das Wesentliche und bietet zum Einstieg mit The Factory und The Player nun gleich zwei leckere Geschmacksrichtungen.

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Analoge Erfahrung

Beide Analog-Experience-Versionen umfassen eine Kombination aus Hardware-Keyboard und VST-, AU-, RTAS- oder Stand-Alone-Software. Die Software stellt hierbei die Klangerzeugung nebst Bedienoberfläche bereit, der Hardwareteil dient dem Einspielen – live oder am Sequenzer – und der schnellen Bearbeitung von Klangparametern. Das TAE-System soll mit üblichen Problemen virtueller Klangerzeuger aufräumen. Speziell dem allseits verhassten Aliasing, welches zu dünnen und künstlich wirkenden Ergebnissen führt, wurde konsequent der Kampf angesagt. Kleine Stimmungs- und Obertonschwankungen wurden bis ins Detail nachgearbeitet. So entstanden Softwareinstrumente, die klanglich selbst für Profis nur schwer vom Original zu unterscheiden sind.

Der Spieler

The Player ist die kleine Version der Analog Experience. Sie bietet 1000 Sounds, die per Software bequem verwaltet und dank komfortablem Browser auch durchforstet werden können. Unter dem Browserfenster befindet sich ein virtuelles Keyboard zum Anspielen und Bearbeiten der Klänge. Zur Echtzeitkontrolle stehen nur die wichtigsten Klangparameter zur Verfügung. Neben Lautstärke umfassen diese den Filter-Cutoff und die Resonanz, eine ADSR-Hüllkurve für den Verstärker sowie zumischbare Chorus- und Delayeffekte. Besonders komfortabel: Die Effekte werden automatisch zum Songtempo der DAW synchronisiert. Vier Snapshot-Plätze erlauben das schnelle Speichern und Laden von veränderten Sounds.

Die harte Tour

Der Hardwareteil des Players besteht aus einem Keyboard mit 25 anschlagdynamischen Tasten. Untergebracht im schweren Metallgehäuse mit Holzseitenteilen, verbreitet es charmantes Vintage-Flair. Sieben Taster und fünf Potis erlauben dank Doppelbelegung das Verändern sämtlicher Klangparameter. Auch das Navigieren durch Browser und Snapshotbank ist mit den Controllern möglich. Modulations- und Pitchrad sind zu einem Joystick zusammengefasst. Angeschlossen und mit Strom versorgt wird das Gerät bequem per rückseitiger USB-Schnittstelle. Quasi obligatorisch sind der Ein- und Ausschalter, ein MIDI-Ausgang sowie eine Sustainpedal-Buchse.

Die Fabrik

The Factory ist der große Bruder des Players. Bei gleichem Look wird hier eine aufgebohrte Bibliothek von 3500 Sounds geboten. Auch die Klangbearbeitung wurde durch einen LFO und vier soundspezifische Parameter erweitert; die Snapshotbank auf acht Speicherplätze aufgestockt. Das Factory Controllerkeyboard bietet 32 Tasten mit kalibrierbarem Aftertouch. Zusätzliche Bedienelemente machen Doppelbelegungen zum Großteil überflüssig. Modulations- und Pitchrad sind ebenfalls einzeln vorhanden.

Schnell eingespielt

In der Praxis geht das Konzept der Analog-Experience-Reihe voll auf. Nach der schnellen Installation muss die Software nur kurz auf das angeschlossene MIDI-Keyboard aufmerksam gemacht werden, schon kann der Spaß beginnen. Lob gebührt dem übersichtlichen Browser, in dem die Suche nach dem Wunschsound in wenigen Sekunden erledigt ist.

Bereits der erste Griff in die Tasten lässt ein analoges Feeling aufkommen, denn sowohl Anschlag als auch das typische Tastenklappern wirken realistisch. Drehregler und Schalter tun ein Übriges, den Computer schnell vergessen zu machen. Einzig der Regelbereich der Endlospotis erscheint uns zu groß gewählt, denn ein komplettes Auf- oder Zudrehen des Filters wie bei den großen Vorbildern ist mit einem Dreh nicht möglich. Soundseitig ist man mit beiden Produkten auf der sicheren Seite: Typische Arturia-TAE-Qualität und erstklassiges Sounddesign liefern große Mengen klassischer Synthisounds, die mit einigem Prunk und Wiedererkennungswert daherkommen. Speziell die Sounds des ARP 2600 V wussten uns immer wieder zu begeistern.

Fazit

Mit Analog Experience sind Arturia zwei sehr schöne Pakete gelungen, die vorbildlich in die Klangästhetik legendärer Analogmonster einführen. Sowohl Hardware- als auch Software-seitig kann das Konzept auf der ganzen Linie überzeugen und bietet unkomplizierten Spielspaß. Musiker, die „nur“ auf der Suche nach einer Fülle großartiger Analogsounds sind, sind bereits mit dem Player gut beraten. Allen anderen sei The Factory ans Herz gelegt, da zusätzliche Presets, Bearbeitungsoptionen und noch mehr Bedienelemente den (Live-)Spielspaß noch um ein Vielfaches erhöhen.

Testergebnis
ProduktnameThe Player
HerstellerArturia
Vertrieb: tomeso.de
Preis159 Euro (Player); 259 Euro (Factory)
Webseitearturia.com
Pro
  • intuitive Bedienung
  • hochwertige Klangerzeugung
  • übersichtlicher Browser
  • stabiles Keyboard mit Analogfeeling
  • viele Bedienelemente
Contra
  • Poti-Regelbereich subjektiv zu lang
Bewertung
1,5sehr gut

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