Authentische Simulation analoger Sättigung

Preview-Test: Sound Toys Decapitator

Die Firma Sound Toys gilt trotz ihrer hervorragenden Produkte immer noch als Geheimtipp. Hinter dem kleinen Unternehmen stecken ehemalige Entwickler von Eventide, einer der Hersteller der amtlichsten Hardwareeffektgeräte der vergangenen dreißig Jahre. Nachdem Sound Toys zunächst nur für die DSP-basierten TDM-Systeme entwickelten (die Eventide-Hardware-Prozessoren nutzen die gleichen DSPs), wurde vor wenigen Jahren das Native-Bundle veröffentlicht.

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In diesem sehr hochwertigen Paket stechen vor allem die Plug-ins Echo Boy und Filter Freak heraus: Echo Boy wird von vielen Produzenten als das bestklingende und flexibelste Delay-Plug-in anerkannt. Beide Erweiterungen verfügen entsprechend ihrer Hardwarevorbilder über analoge Sättigungsmöglichkeiten. Die Rufe Sound-Toys-Nutzer nach mehr Sättigungsvarianten und -möglichkeiten wurden nun mit einem neuen Plug-in namens Decapitator erhört.

Grundkonzept

Decapitator dient zur Simulation unterschiedlicher analoger Sättigungsstufen, die man in Hardwareprodukten legendärer Marken wie zum Beispiel Ampex, EMI, Neve und Thermionic Culture vorfindet. Die Entwickler haben laut eigenen Angaben diverse Klassiker und aktuelle Maschinen erworben, die für ihren außergewöhnlichen Klang bekannt sind. Der Einsatz der Sättigung hat bekanntlich eine Bandbreite von sehr dezent bis hin zu derber Saturierung. Man hat also im Hause Sound Toys sehr genau hingehört, was den Klang der besagten Maschinen ausmacht. Die nun in Decapitator vorliegenden Modelle sind das Ergebnis dieser ausführlichen Forschungen. Das Ziel ist klar: Das Plug-in soll genauso beeindruckend klingen wie die analogen Vorbilder, dabei aber bezüglich Eingriffsmöglichkeiten und Wertebereiche sogar mehr bieten.

Praxis

Kurz vor Weihnachten 2009 startete die Public-Beta-Phase, die auch wir nutzten, um uns mit dem Neuankömmling zu beschäftigen. Fünf Sättigungsmodi stehen zur Auswahl, die entsprechende oben genannte Hardwarevorbilder emulieren. Neben der Wahl des Modus gibt es Einstellungsmöglichkeiten für wenige, aber entscheidende Funktionen. Neben den gängigen Elementen für Mix, Drive, Low- sowie Highcut fällt der Tone-Regler auf. Mit diesem lassen sich sowohl Höhen als auch Bässe mit nur einem Regler in ihrer Intensität steuern. Je weiter der Regler aufgedreht ist, desto mehr liegt die Betonung auf den Höhen und desto weniger auf den Bässen. Als weiteres Steuerelement dient der Punish-Schalter, mit dem die Sättigung nachhaltig intensiviert wird.

Wir hatten die Möglichkeit, die Hardware Culture Vulture der Firma Thermionic Culture im direkten Vergleich mit der Software heranzuziehen. Das Ergebnis: Die Simulation ist wirklich haarscharf am Original, nur die räumliche Tiefe fehlt minimal – was allerdings ein Meckern auf höchstem Niveau bedeutet.

Die Sättigung des Decapitator lässt sich für diverse Anwendungen einsetzen: Vom „Anfetten“ vermeintlich zu dünner Klänge bis hin zum extremen Verzerren ist alles möglich. Mit den Tief- und Hochpassfiltern kann man auch gezielt Frequenzen von der Bearbeitung ausschließen, was die klanglichen Möglichkeiten immens erweitert und die Funktionen der meisten Hardwarevorbilder übertrifft.

Die Bedienung der Software geht sehr einfach vonstatten. Die wenigen Regler verkürzen den Weg zum Erfolgserlebnis nachhaltig. Im Rahmen der Public-Beta-Phase wurden in Foren Anwenderwünsche diskutiert und oftmals von Sound Toys direkt umgesetzt – eine Praxis, die auch im Zeitalter sozialer Netzwerke noch allzu selten ist. So wird sich die finale Version im positiven Sinne etwas von der Betaversion unterscheiden. Zu den Veränderungen wird neben der Interfaceoptimierung beispielsweise der oft gewünschte zusätzlicher Regler für die Ausgangsläutstärke gehören. Außerdem werden einige Sahnehäubchen ergänzt, wie ein Schalter zur Bassanhebung sowie ein weicheres Überblenden des Highcut-Filters.

Fazit

Der Decapitator überzeugt schon in Preview auf ganzer Linie. Bisher haben wir kaum ein Plug-in mit einer solch authentischen Simulation analoger Sättigung gehört. Beim Erscheinen dieses Tests dürfte das Produkt bereits erhältlich sein, und wir empfehlen unbedingt das Antesten. Besitzer des Sound-Toys-Bundles (Native oder TDM) sollten aufgrund des günstigen Updatepreises auf die jeweilige Bundle-Version 4 auf jeden Fall zuschlagen. Wer ab jetzt eines der beiden Bundles kauft, bekommt Decapitator sogar im Update auf Version 4 kostenlos dazu.

Testergebnis
ProduktnameDecapitator
HerstellerSound Toys
PreisTDM-Version: 349 US-Dollar; native Version: 179 US-Dollar
Webseitesoundtoys.com
Pro
  • sehr authentischer Klang
  • teilweise größere Flexibilität als die Hardwarevorbilder
  • einfache Bedienung
  • überzeugende Produktpflege
Bewertung
1,5sehr gut

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