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Beat / Siehst du ganz generell eine enge Verbindung zwischen Architektur und Musik?
Joris Voorn / Es ist schon interessant, dass viele Architekten auch ein Ohr für elektronische Musik und Techno haben. Es geht bei Techno ja viel um Rhythmen und Strukturen, genau wie bei Architektur. Techno ist auch viel abstrakter als House und gibt dem Hörer damit mehr Freiraum – auch das sollte bei guter Architektur der Fall sein. Die Erfahrung einer Stadt und seiner Architektur kann dem Erlebnis einer musikalischen Reise gleichen, ganz wie bei der Mix-CD, die ich für Cocoon aufgenommen habe.
Ich führe ja auch zwei Label, Rejected und Green, und bei beiden spielt Design eine wichtige Rolle. Es ist gar nicht so einfach, eine unmittelbare Verbindung zwischen den Entwürfen und der Musik herzustellen, weil jeder Rezipient beim Hören seine ganz eigene Welt schafft. Aber das Cover-Design kann auf jeden Fall andeuten, wie wir als Künstler und Label die Musik sehen.
Beat / Warum siehst du dich dann doch eher als DJ denn als Architekt und hast dich für die Musik entschieden?
Joris Voorn / Ich habe an einer Kunstschule in den Niederlanden Architektur studiert und nach dem Einführungsjahr stand für mich fest, dass Raumgestaltung und Architektur mein Ding waren – mir stand die praktische Seite der Kunst näher als die Malerei oder Skulpturen. Ich fand es interessanter, eine architektonische Lösung für ein bestehendes Programm zu finden, als Kunst aus dem Nichts heraus zu schaffen. Nebenbei habe ich aber 1996 auch mit dem DJing angefangen; Dienstag abends in einer Location, die viele meiner Freunde und Kommilitonen besuchten. Ich habe dort alle zwei Wochen aufgelegt und gelernt, vor einem Publikum zu spielen. Ich habe auch in sehr rudimentäres Equipment investiert, um meine eigenen Tracks zu produzieren.
Zwar habe ich zwei Jahre lang als Architekt gearbeitet. Trotzdem habe ich mich 2003 für den vollständigen Umstieg auf die Musik entschieden. Nichts ist besser, als deinem Traum zu folgen und dir deinen eigenen Zeitplan aufzuerlegen.
Beat / In deinem Haus aus dem siebzehnten Jahrhundert spiegelt sich noch etwas von deiner alten Leidenschaft …
Joris Voorn / Die Arbeit an dem Haus war ungemein spannend. Skizzen davon anzufertigen, sich alle Möglichkeiten bildlich vorzustellen und an elektrischen Leitungen, Licht und der allgemeinen Atmosphäre zu arbeiten, war eine große kreative Herausforderung. Im Endeffekt habe ich die Planzeichnungen dann doch nicht selbst gemacht, weil ich mich einfach zu lange nicht mehr professionell mit Architektur beschäftigt habe: Bei meinen Ideen hat sich herausgestellt, dass nichts von dem, was ich wollte, möglich war. Du kannst dich der Schwerkraft einfach nicht entziehen – und mein Vorschlag, alle Wände herauszunehmen, hätte das Haus zerstört.
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