Dank der Horden bierseliger Touristen, die es jedes Jahr aufs Neue auf die Insel verschlägt, genießt Ibiza heute einen mehr als fragwürdigen Ruf. Dabei hat das Eiland, ähnlich wie das indische Pendant Goa, Musikgeschichte geschrieben. Immer wenn die rotgebrannten Tanzwütigen in die englische Heimat zurückkehrten, trugen sie im Gepäck nämlich nicht nur Sand, Sandalen und unverbrauchte Sonnenmilch, sondern außerdem spannende neue Platten, die Techno und House wieder einen entscheidenden Schritt nach vorne brachten. Auf die Balearen zu reisen war somit mehr als nur ein Zeichen von Hedonismus. Es war, so naiv das klingen mag, stets zugleich Ausdruck einer großen Sehnsucht nach Naturverbundenheit und Harmonie. Auch Nick Bracegirdle, der seit nunmehr vierzehn Jahren unter dem Namen Chicane schwebende Trance-Platten veröffentlicht, denkt noch immer gerne an seine ersten Tage auf Ibiza zurück. An Momente, die wie verworfene Szenen aus der „blauen Lagune“ klingen. Wie Souvenirs aus einem verlorenen Paradies. Oder schlicht wie die Klischees des Chill-Out-Booms der späten Neunziger: „Für mich versprüht die Insel den Zauber eines Café-del-Mar-Sonnenuntergangs“, so Bracegirdle gänzlich unironisch, „Es waren die Vibes eines José Padilla, der im Café auflegte und die ersten Compilations zusammenstellte, sowie die allgegenwärtige Schönheit, die mich nach Ibiza zogen. Und dann war da noch dieses Gefühl, vom Festland abgeschnitten zu sein auf deinem eigenen kleinen Stückchen Himmel.“ Der Eindruck sollte sein Leben für immer bestimmen.
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