Personality: Hauschka

Elektronik und Klassik

Beat / Welche Rolle spielt Elektronik heute noch in deiner Musik?

Hauschka / Elektronik ist für mich eine Möglichkeit von vielen, Klänge zu erzeugen, und ich schließe sie ganz und gar nicht aus. Sie ist wie eine Spielzeugbox, die anregt und viele unglaubliche Möglichkeiten bietet.

Beat / Wie sehr kannst du andersherum mit dem häufig verwendeten Begriff „Neoklassik“ leben?

Hauschka / Ich würde jedem, der mich unter diesem Begriff einordnet, sagen, dass meine Musik mit Klassik wirklich nichts zu tun hat. Insofern ist die Begrifflichkeit schon mal nicht richtig. Ich würde meine Werke als zeitgenössische Musik bezeichnen, die im Hier und Jetzt stehen und ein Dokument meiner momentanen Gedanken darstellen – so wie es die sogenannte klassische Musik übrigens auch einmal war. Insofern ist die Entwicklung eher altertümlich, Musik, die aus einem Verliebtheitsgefühl im Jahre 1780 geschrieben wurde, mit einem Verliebtheitsgefühl anno 2010 gleichzusetzen. Da ist einerseits einiges passiert, und doch kann man vielleicht feststellen, dass die Gefühle gar nicht so weit voneinander entfernt sind. Das bekommt man aber nur heraus, wenn es zeitgemäße Kompositionen gibt, die vielleicht tonal sind und sich dem Lebensgefühl einer Generation erschließen. Also ich bin ein großer Befürworter von zeitgenössischer Komposition und würde es gern sehen, dass fünfzig Prozent aller Gelder in die Förderung und Aufführung lebender Komponisten fließen.

Beat / Stört es dich da manchmal, dass Fragenden in Interviews, wie in diesem ja auch, sehr oft auf die Präparationen fokussieren, statt mehr auf die Kompositionen zu achten?

Hauschka / Nein, überhaupt nicht, denn wir würden ja das Interview nicht führen, wenn dir meine Musik nicht gefallen würde. Ich finde es andersherum auch eher langweilig, über technische Aspekte der Komposition zu sprechen und Fragen über diese Themen oder darüber, was für eine Bedeutung ein bestimmter Teil der Komposition hat, zu beantworten. Außerdem bewege ich mich im Moment kaum in einem formalen Raum. Das ist zwar ein großes Geschenk, aber ich möchte dennoch auch mit damit umgehen können. Deshalb sind auf der neuen CD Kompositionen für ein zwölfköpfiges Ensemble, bei dem ich manchmal dabei bin und manchmal nicht. Ich arbeite an meiner Auflösung.

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