Netaudio: Nils Quak

Komplexität und Tiefe

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Beat / Die Suche nach neuen Extremen läuft gelegentlich schon mal ins Leere. Wie stehst du zu einem Thema wie Komplexität in der Musik?

NQ / Komplexität bedeutet ja nicht unbedingt Tiefe. Zwar entstehen bei mir ab und an recht komplexe Stücke. Aber das ist nicht mein Ziel. Es ist in der Retrospektive unterhaltsam und spannend zu sehen, in welche Richtung sich ein Stück, nachdem es fertig ist, entwickelt hat. Das anvisierte Ziel ist für mich fast immer, dass ein Stück so minimalistisch wie eben möglich aufgebaut ist. Wenn ich zur Fertigstellung eines Tracks Umwege und Komplexität in Kauf nehmen muss, dann ist das wohl so notwendig.

Ich denke aber nicht, dass die Entwicklungen, die sich etwa bei den letzten Autechre- oder Mille-Plateaux-Veröffentlichungen zeigen, bedeuten, dass die Suche nach Extremen ins Leere läuft. Ich denke, diese Suche ist gerade heutzutage mehr als notwendig, ebenso wie das Scheitern an dieser Suche. Das gehört zum Erforschen von Grenzen und neuen Territorien dazu. Ohne Scheitern und ohne Fehler kann nichts Neues entstehen.

Beat / Die Frage ist natürlich, ob damit – oder auch mit besonders langen, experimentellen Stücken – die Grenzen der Aufnahmefähigkeit überschritten werden…

NQ / Ich denke, dass ein Großteil dessen, wie wir momentan Musik wahrnehmen, von den letzten siebzig bis achtzig Jahren geprägt ist. Radiosendungen, Schallplatten, CDs – alle diese Formate haben dazu beigetragen, dass wir annehmen, dass Musik eine ideale Länge besitze. Sicherlich sind Stücke, die sich über extreme Längen erstrecken, eher als Gesamtkonzept zu sehen. Meiner Meinung nach bieten sich hier aber auch spannende neue Optionen. Gerade Ideen wie etwa die Buddha Machine oder diverse iPhone- oder Android-Programme wie Bloom oder Thicket durchbrechen gerade diese Formatvorgaben. Alles, was sich an bestimmten Grenzen abarbeitet und versucht, neue Wege zu finden oder neue Brüche und Risse aufzuzeigen, ist erst einmal begrüßenswert und spannend.

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