Beat / Stellst du dir für jedes NQ-Werk den Anspruch, dich nicht zu wiederholen?
NQ / Ich denke nicht, dass da eine vollkommen bewusste Entscheidung vorliegt. Es verhält sich vielmehr so, dass es immer wieder Punkte gibt, an denen ich einer bestimmten Arbeitsweise oder einer Ästhetik überdrüssig werde und diese dann anderen Methoden Platz macht. Das ist aber meist ein eher fließender und subtiler, beinahe unbewusster Prozess, bei dem sich bestimmte Faktoren in eine andere Richtung entwickeln. Ich würde es jedoch auch schade finden, wenn dies nicht der Fall wäre und sich nicht alles stetig ändern würde – das wäre schrecklich und langweilig obendrein.
Die allgemeine Entwicklung elektronischer Musik habe ich den letzten Jahren nur nebenbei verfolgt. Bei mir verhält es sich so, dass mich phasenweise bestimmte Ideen besonders faszinieren und ich dann dieser Ästhetik folge, tiefer eintauche, neue Labels entdecke, neue und alte Spuren finden und diesen weiter nachgehe. Das können sowohl alte und neue Musikstile als auch Labels sein.
Beat / Ergibt sich aus dieser natürlichen Suche nach frischen Ansätzen dann auch beispielsweise der Kontakt zu Live-Instrumentalisten?
NQ / Für mich besteht der Reiz darin, dass ich einfach neue Sachen erleben möchte; dass ich mit Situationen konfrontiert werde, die ich so vorher nicht kannte und die mich zwingen, bestimmte Herangehensweisen fallen zu lassen und zu überwerfen. Darüber hinaus bedeutet die Arbeit mit anderen Künstlern – gerade wenn sie nicht genau die gleichen Ansätze wie ich verfolgen – immer neue Impulse, neue Ideen aufgezeigt zu bekommen. Das ist immer gut, alles andere wäre Stillstand. Und das wäre für mich der entscheidendste Grund aufzuhören, Musik zu machen.
Beat / Wie bist du an deine beiden aktuellen Alben auf Neo Ouija und Wolf Interval herangegangen?
NQ / Die Herangehensweise bei beiden Platten war sehr unterschiedlich. Bei der Veröffentlichung auf Wolf Interval wusste ich von vornherein, dass es sich um ein Tape-Release handeln wird. Daher waren mir Klänge und Klangfarben wichtig, die diesem Medium gerecht werden: Verzerrung und Rauschen haben hier eine große Rolle gespielt. Aber auch der technische Umstand, dass eine Kassette keine Track-Markierungen besitzt, war wichtig für mich. Es ging mir darum, den Stücken Zeit zu geben, sich langsam zu entwickeln, um letztendlich bei einem sich stetig und gemächlich verschiebenden Klangkörper anzukommen. Ich konnte quasi den Hörer zum ersten Mal dazu zwingen, die Stücke in der von mir vorgesehen Reihenfolge zu hören. Auch wenn es am Ende nur zwei Tracks geworden sind (lacht).
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