Interview: Monika Kruse

Beat / Wie kann man ein Publikum dazu bringen, die dafür notwendige Geduld an den Tag zu legen?

Monika Kruse / Ich glaube, ein Club kann sein Publikum schon recht gut „erziehen”. Wenn der Club DJs bucht, die eben nicht nur einen Hit nach dem anderen spielen, und auch dem DJ Zeit lässt für längere Sets als nur zwei Stunden, dann denke ich, dass das Publikum auch offener ist. Ich sehe beispielsweise keinen Sinn darin, stundenlang nur offensichtliche und effektvolle Tracks zu spielen. Aber es gibt trotzdem leider immer wieder Gäste, die nach der zweiten Platte vor einem stehen und so eine bestimmte Armbewegung machen, die signalisieren soll: Los, mach mal, schneller, härter, mehr White Noise. In manchen Clubs aber findet man diese Gäste nie – in Berlin habe ich so etwas zum Beispiel noch nie erlebt. Wenn ich dann noch in meinem Set einen musikalischen Bogen spannen kann, zum Beispiel von Soft- zu Hart- und Vocal-House – und alle gehen mit, alle sind offen für verschiedene Arten von elektronischer Musik – dann stellt sich auch das Gefühl ein, zusammen etwas erlebt zu haben.

Beat / Du hast einmal erwähnt, dass sich die Basics des Auflegens eigentlich über die Jahre nicht wirklich einschneidend geändert haben.

Monika Kruse / Ehrlich gesagt bevorzuge ich immer noch die Oldschool-Form und zolle DJs, die mit Vinyl und CDs auflegen mehr Respekt als Laptop-DJs. Ich find es einfach spannender, wenn ich merke, da mixt jemand noch live, da läuft vielleicht sogar mal ein Track nicht ganz so tight als ein zu cleaner, zu glatter, zu langweiliger Sync-Button-Supermix. Das „Lesen des Publikums“ beginnt doch mit einem Gefühl: Ich komme in den Club rein und versuche die Menschen zu spüren. Auf dieses Gefühl baue ich mein Set auf. Klar gibt es immer ein paar Stücke, die man im Kopf hat, um damit den Anfang zu machen. Aber für mich sind die Momente wichtig, wo man denkt: Ach, die neue Platte die ich mir heute gekauft habe, würd’ ich jetzt gern mal ausprobieren, auch wenn ich jetzt nicht genau weiß, wie sie sich denn laut anhört. Manchmal gibt es dann interessante Überraschungen. Ich brauche Ecken und Kanten.

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