Die Wogen haben sich inzwischen geglättet: In unserem Gespräch macht Ergo wieder einen munteren Eindruck, auch wenn er bereits an einer Vielzahl neuer Aufträge gleichzeitig arbeitet. Und trotz des Wahnsinns, den man zweifelsfrei aus dem „Faust Cycle“ heraushört, hat es Phizmiz verstanden, mit Goethes „Faust“ eines der unangenehmsten Erlebnisse der Schulzeit in einen psychedelischen Trip zwischen Hörspiel und Parallelgalaxie zu verwandeln. Doch worum geht es da eigentlich genau?
Beat / „The Faust Cycle“ nimmt den Faden dort wieder auf, wo Goethe ihn im 18. Jahrhundert liegengelassen hat. Knapp zusammengefasst: Wie entwickelt sich die Geschichte von da an?
Ergo / Faust ist in Rente gegangen. Er wohnt in einem riesigen, labyrinthartigen Gebäude, das als eine Verlängerung seiner vorangegangenen Abenteuer existiert und das sich in eine Art Kunstkammer für seine vielfältigen Interessen verwandelt hat. Darin befinden sich Vögel, Collagen, Automaten, Puppen und so weiter. Die Geschichte des „Faust Cycle“ dreht sich um meinen Versuch, dem Doktor in meiner Tätigkeit als Briefträger ein Schreiben zuzustellen. Er ist jedoch nicht sofort in diesem Haus auffindbar. Demzufolge muss ich ihn suchen.
Beat / Wie hast du Mitstreitern wie Martha Moopette und James Nye das Konzept erklären können und sie darin eingebunden?
Ergo / Sowohl James und Martha, als auch meine Band „Travelling Mongoose“ waren die Hauptratgeber für das Projekt und somit fast von Anfang an involviert. Was die Story angeht, war James der maßgebliche Ansprechpartner. Er ist eine Art Spezialist für alle möglichen obskuren Themen: der Hof von Kaiser Rudolf II, Okkultismus im siebzehnten Jahrhundert, Bauchreden und Ähnliches. Ein großer Teil seines Wissensschatzes hat sich auf das Album verirrt. Viel stammt auch aus langen, spätabendlichen Gesprächen zwischen James, Martha und mir, in denen viel gelacht wurde.
Beat / Du hast davon gesprochen, dass die Instrumentalbeiträge in sehr verschiedenen Situationen aufgenommen wurden …
Ergo / Stimmt. Während der Arbeiten daran haben meine Familie und ich eine Art Nomadendasein gefristet. Wir sind viel gereist und waren ständig in Bewegung. Es kam kaum einmal vor, dass wir länger als drei Wochen am Stück am selben Ort geblieben sind. Deswegen wurde „The Faust Cycle“ an so vielen verschiedenen Orten aufgenommen, was man meiner Ansicht nach auch in der Musik hören kann – ich kann zum Beispiel ganz genau erkennen, welche Stellen auf der Isle of Wight entstanden sind, welche in der Normandie oder in Devon. Und ich kann nicht einmal ansatzweise abschätzen, in wie vielen verschiedenen Zimmern ich mich dabei aufgehalten habe.
Du musst wissen, dass ich so etwas wie ein kreativer Opportunist bin: Der tolle Trompeter Mark Upton ist beispielsweise der Freund meiner Schwester. Als er einmal zu Besuch war, nutzte ich die Gelegenheit und zerrte diesen brillanten Musiker Zeter und Mordio schreiend in mein Studio. Das Ergebnis war der größte Teil der Kinetoscopes-&-Dung-Passage im Zyklus.
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