Beat / Was ist denn bei euch wichtiger: das Songwriting oder der Sound?
Stereo MCs / Das Songwriting kommt immer zuerst. Einen guten Song kann man von der Akustikgitarre auf einen elektronischen Groove übertragen. Aber man darf auf keinen Fall die Bedeutung unterschätzen, auch den Sound zu entwickeln und sich stets herauszufordern, musikalisches Neuland zu betreten, das wiederum das Songwriting inspiriert. Sound ist heute immer entscheidender, weil es immer mehr und immer bessere Wiedergabegeräte gibt – dein Song muss sowohl auf Laptop-Lautsprechern als auch auf hochwertigen Monitoren gut klingen. Und der Sound eines Tracks kann eine Menge über die Haltung der Musik und über deinen kreativen Ansatz aussagen. Als wir vor Kurzem das Loopmasters Sample-Pack zusammengestellt haben, haben wir Loops aus allen unseren Schaffensphasen gesammelt. Dabei konnte man immer ganz genau erkennen, was uns zu einem bestimmten Zeitpunkt beschäftigt und begeistert hat. Das erste Stück auf Emperor’s Nightingale, „Wooden Heart“, sollte beispielsweise im Stile der Godfather-Soundracks gehalten sein. Also haben wir eine Menge Zeit damit verbracht, Sounds zu schichten und den Klavierteil zu bearbeiten, um diesen stark komprimierten 60er-/70er-Jahre-Sound zu erzielen. Gleichzeitig aber haben wir für den Rhythmus Massive und Battery verwendet, um dem Ganzen ein aktuelles Gesicht zu verleihen.
Beat / Wie hat sich euer Songwriting konkret durch die von euch angesprochene technologische Entwicklungen verändert?
Stereo MCs / Technologie und Songwriting sind auf jeden Fall eng miteinander verzahnt. Heute mag die Kombination aus einem Turntable und einer 808 veraltet klingen, doch als wir damals damit gearbeitet haben, war es der Stand der Technik. Und sogar jetzt noch verlassen sich viele aktuelle Produktionen auf die 808 als Rückgrat. Diese Suche nach neuen klanglichen Ausdrucksformen hört beim Equipment nicht auf, sondern erweitert sich noch auf Fragen des Stils und wie die Instrumente genutzt werden, die sie relevant machen. Als wir angefangen haben, war die Vorstellung, mit Drum Machines Musik zu machen, revolutionär. Die Gewerkschaften wollten die Geräte damals sogar verbieten! Die Werte hinter den ersten Dance-Platten sind teilweise erhalten geblieben, aber die Hörer sind heute viel gebildeter und sich der Veränderungen von Sounds und Rhythmen bewusst. Als Musiker musst du deswegen ungemein auf Draht sein, wenn du ein Publikum wirklich überzeugen willst.
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