Beat / Ihr habt nie mit anderen Produzenten zusammengearbeitet. Heißt das, dass Songwriting und Produktion bei Euch stets Hand in Hand gehen?
Stereo MCs / Stimmt, aus einer Vielzahl von Gründen haben wir immer alles selbst produziert. Das hat damit zu tun, dass wir zunächst mit Plattenspielern und einem einfachen Sampler und später viel am Laptop gearbeitet haben und nicht hauptsächlich in einer Bandkonstellation, die es von außen zu dirigieren gilt. Wenn wir einen Track fertiggestellt haben, kommt er entweder auf das Album oder in den Müll. Die Stereo MCs haben wahrscheinlich überhaupt nur ein einziges Demo aufgenommen – als wir ganz zu Anfang weder über einen Sampler noch ein Mischpult verfügten und in einem Studio unsere erste 12-Inch, „Move“, aufgenommen haben. Seitdem aber gibt es für Nick und mich eine klare Vorgehensweise: Wir leben mit der Musik, lassen die Beats den ganzen Tag über laufen, kochen uns dabei Tee und weiße Bohnen in Tomatensoße, spielen mit der Musik und vergessen dabei die Zeit. Es ist sehr wichtig, dass wir uns in unseren eigenen vier Wänden entspannen können.
Beat / Dabei kann man sich aber auch leicht in den Details verlieren …
Stereo MCs / Klar, auch ich habe mich schon mal zu sehr in ein Lied verliebt. Ich bin mir der Gefahren einer übertriebenen Detailarbeit bewusst und versuche deswegen heute, die Dinge einfach zu halten. Wir befinden uns auf einer steil nach oben zeigenden Lernkurve. Ich habe mit elf Jahren angefangen Gitarre zu spielen – Songs von Status Quo, Bowie, Led Zeppelin und den Sex Pistols. Dann habe ich Public Enemy für mich entdeckt und Electro und frühen Rap. Das hat eine gezielte Amnesie erfordert und ich habe alles, was ich wusste, vergessen und neu angefangen. Wir haben gelernt, Beats und Sounds mit Tape-Loops zu machen, mit ausgemusterten Plattenspielern und billigen Casio-Samplern. Der nächste Schritt war der Akai 1000 und dann folgten Computer, Cubase und Logic, später Native Instruments, Laptops, Songwriting im Flugzeug – Dinge, die uns vorher völlig fremd gewesen waren. Trotzdem ist dieses Fundament, dieses Wissen darum, ein Instrument zu spielen, von sehr großem Wert für uns gewesen. Es hat uns eine gewisse Musikalität gegeben.
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